Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf
Täfelchen, das ich dir mitgeben werde, gibt dir Anrecht auf eine Wohnung in der Stadt, auf eine Dienerin und eine lebenslange Unterhaltszahlung. Mein Herr wird sich großzügig zeigen.»
So etwas hatte die Bäuerin sich nicht einmal in ihren, kühnsten Träumen vorzustellen gewagt.
«Einverstanden.»
«Jeder von uns beiden wird die Stadt durch ein anderes Tor verlassen», forderte Acha.
«Und wenn du vor mir in Ägypten ankommst?» fragte sie besorgt.
«Erfüll deinen Auftrag und kümmere dich um nichts weiter.»
Acha schrieb ein paar Zeilen in hieratischer Schrift, der vereinfachten Hieroglyphenschrift, und übergab der Frau das dünne Holztäfelchen.
Als er sie umarmte und küßte, hatte sie nicht den Mut, ihn zurückzuweisen.
«Wir werden uns in Pi-Ramses wiedersehen», versprach er.
Als Acha sich der Unterstadt näherte, geriet er in den Strudel der Händler, die wie er aus der Stadt hinausstrebten.
Überall aufgeregte Soldaten.
Umzukehren war unmöglich: Eine Schwadron Bogenschützen teilte die Leute in mehrere Gruppen ein und zwang sie, sich einer Überprüfung zu unterziehen.
Es wurde nachgeprüft, Klagen wurden laut, Gedränge herrschte, Esel und Maultiere gaben ihrem Unmut Laut, doch die Wachen am Tor ließen sich von der allgemeinen Erregung nicht anstecken.
«Was ist denn los?» fragte Acha einen der Händler.
«Niemand darf in die Stadt herein, und hinauszukommen ist auch schwierig… Sie suchen angeblich einen verschwundenen Offizier.»
«Und was haben wir damit zu tun?»
«Ein hethitischer Offizier verschwindet nicht. Es muß ihn jemand überfallen, wenn nicht gar umgebracht haben… Mal wieder so eine Palastrangelei. Jetzt suchen sie hier den Schuldigen.»
«Haben sie einen bestimmten Verdacht?»
«Jemand vom Heer, das ist doch klar… Bei dem ewigen Streit zwischen dem Sohn und dem Bruder des Herrschers. Eines schönen Tages wird der eine den anderen umbringen.»
«Aber die Wachen durchsuchen doch alle hier…»
«Sie wollen sichergehen, daß der Mörder, ein bewaffneter Soldat, sich nicht als Händler verkleidet aus der Stadt hinausschleicht.»
Acha atmete auf.
Langsam und mit peinlicher Sorgfalt wurde hier jedermann durchsucht. Ein etwa Dreißigjähriger wurde zu Boden geworfen, seine Freunde empörten sich, er verkaufe Stoffe und sei niemals Soldat gewesen. Der Mann wurde freigelassen.
Nun war Acha an der Reihe.
Ein Soldat mit eckigem Gesicht legte ihm die Hand auf die Schulter.
«Und wer bist du?»
«Ein Topf er.»
«Warum verläßt du die Stadt?»
«Ich muß Nachschub holen auf meinem Hof.»
Der Soldat vergewisserte sich, daß der Handwerker keine Waffen bei sich trug.
«Kann ich jetzt gehen?»
Eine verächtliche Handbewegung war die Antwort.
Nur noch wenige Meter bis zum Tor der hethitischen Hauptstadt, dahinter die Freiheit, der Weg nach Ägypten!
«Einen Augenblick!»
Jemand hatte etwas gesagt, zur Linken von Acha.
Ein mittelgroßer Mann mit verschlagenem Blick und wieselartigem Gesicht, das ein Spitzbärtchen zierte. Er trug einen roten wollenen Umhang mit schwarzen Streifen.
«Nehmt diesen Mann fest», gebot er den Wachen.
«Ich gebe die Befehle hier», erwiderte ein Offizier hochmütig.
«Mein Name ist Raia», sagte der Spitzbärtige. «Ich gehöre zur Palastwache.»
«Und was soll dieser Händler verbrochen haben?»
«Er ist weder Hethiter noch Töpfer. Er ist Ägypter, heißt Acha und hat hohe Ämter inne an Ramses’ Hof.»
Dank der mächtigen Strömung legte Ramses’ Schiff die Strecke zwischen Abu Simbel und Elephantine, dem südlichsten Vorposten Ägyptens, in nur zwei Tagen zurück.
Zwei weitere Tage waren nötig, um Theben zu erreichen. Die Bootsleute hatten sich unglaublich ins Zeug gelegt, als wisse jeder, wie ernst es war.
Die ganze Zeit hatten Setaou und Lotos sich mit Gesteinsproben befaßt. Dieser Sandstein der Göttin war von einzigartiger Güte. Doch als die Landestelle von Karnak in Sicht kam, verhehlten sie ihre Enttäuschung nicht länger.
«Ich kann das Geheimnis dieses Steins beim besten Willen nicht entschlüsseln», bekannte Setaou. «Er besitzt Eigenschaften, die ich nicht kenne, Säure kann ihm nichts anhaben, er verfärbt sich urplötzlich und scheint Kräfte zu besitzen, die ich nicht ermessen kann. Wie sollen wir die Königin behandeln, wenn wir die Formel nicht kennen, um aus dem Stein Arznei zu machen, wenn wir nicht wissen, in welchen Mengen er zu verabreichen ist?»
Als der Herrscher den Tempelbereich betrat,
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