Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf
dem ich dich in Muße bewundern möchte. Den muß ich aber erst vorbereiten.» «Wie du meinst.»
Sie fiel ihm um den Hals und küßte ihn stürmisch. «Weißt du, daß du nackt auch sehr hübsch bist?»
Setaou schien immer jünger zu werden, je weiter das königliche Schiff gen Süden fuhr. Er preßte Lotos an sich und entdeckte von neuem und mit Entzücken die Landschaften Nubiens, über denen ein so reines Licht lag, daß der Nil mit seinem schillernden Blau einem Himmelsfluß glich.
Mit seiner Axt hatte Setaou sich einen gegabelten Stock zurecht geschnitten, um Kobras zu fangen, deren Gift er in ein Kupfergefäß füllen wollte. Die hübsche Lotos mit den nackten Brüsten und dem kurzen, im Winde flatternden Schurz um die Hüften atmete genüßlich die dufterfüllte Luft ihrer Heimat ein.
Ramses stand selbst am Steuer. Die erfahrene Besatzung ruderte schnell.
Zu den Essenszeiten löste der Schiffsführer den König ab. Dann aßen Ramses, Lotos und Setaou getrocknetes Rindfleisch, würzigen Salat und Papyruswurzeln mit Süßzwiebeln.
«Du bist ein wahrer Freund, Majestät», sagte Setaou anerkennend. «Daß du uns mitgenommen hast, ist ein echtes Geschenk.»
«Ich konnte auf deine und Lotos’ Fähigkeiten nicht verzichten.»
«Obwohl wir in unserer Arzneikammer im Palast so abgeschieden leben, sind doch auch an unsere Ohren recht unangenehme Gerüchte gedrungen. Steht wirklich Krieg bevor?»
«Ich fürchte, ja.»
«Ist es dann nicht gefährlich, in solch wirren Zeiten Pi-Ramses zu verlassen?»
«Das wichtigste ist, Nefertari zu retten.»
«Das ist mir leider auch nicht besser gelungen als unserem alten Pariamakhou.»
«Nubien birgt ein Wundermittel, nicht wahr?» fragte Lotos.
«Ja, so steht es in den Archiven im Haus des Lebens: ein von der Göttin Hathor geschaffener Stein, an einem abgeschiedenen Ort.»
«Weißt du Genaueres, Majestät?»
«Nur soviel stand geschrieben: ‹Im Herzen Nubiens, in einer Bucht mit goldenem Sand, wo der Berg sich trennt und sich wieder eint.›»
«Eine Bucht… also ganz nahe am Nil!»
«Wir müssen uns beeilen», sagte Ramses. Sachmets Kraft und die Heilkundigen des Tempels in Deir-el-Bahri werden zwar verhindern, daß Nefertari ihre gesamte Lebenskraft einbüßt, aber die Mächte der Finsternis sind immer noch am Werk. Dieser Stein ist unsere ganze Hoffnung.»
Lotos blickte in die Ferne.
«Dieser Landstrich liebt dich, Majestät, wie du ihn liebst. Sprich mit ihm, dann wird auch er mit dir sprechen.»
Ein Pelikan flog über das königliche Schiff hinweg. War dieser wunderbare Vogel mit den weitgespannten Schwingen nicht auch eine Verkörperung von Osiris, der den Tod besiegte?
VIERUNDVIERZIG
HAUPTMANN KENSOR HATTE zuviel getrunken. Drei Tage Urlaub in der Hauptstadt! Das war die Gelegenheit, das harte Soldatenleben zu vergessen und sich zu berauschen, zu betäuben an Wein und Weibern. Der hochgewachsene, schnauzbärtige Kerl mit der heiseren Stimme verachtete die Weiber, sie waren nur dazu da, ihm Vergnügen zu verschaffen.
Sobald der Wein seinen Verstand benebelte, empfand Kensor das unwiderstehliche Bedürfnis, seinen Trieben freien Lauf zu lassen. Und heute abend, nach diesem würzigen Wein, brauchte er etwas Deftiges, und zwar sofort. Schwankend verließ er die Schenke und ging in Richtung Freudenhaus.
Der Hauptmann spürte die schneidende Kälte nicht einmal. Hoffentlich war eine Jungfrau verfügbar, so eine ganz scheue! Die zu entjungfern wäre um so vergnüglicher.
Ein Mann sprach ihn an, auffallend höflich.
«Darf ich dich mal sprechen, Hauptmann?»
«Was willst du denn?»
«Dir ein Angebot machen, ein wundervolles», erwiderte Acha.
Kensor lächelte.
«Was hast du denn zu verkaufen?»
«Eine blutjunge Jungfrau.»
Hauptmann Kensors Augen funkelten!
«Wieviel?»
«Zehn Stück Zinn erster Güte.»
«Das ist teuer!»
«Die Ware ist aber auch außergewöhnlich.»
«Ich will sie sofort.»
«Sie ist verfügbar.»
«Ich habe aber nur fünf Stück Zinn dabei.»
«Dann zahlst du mir den Rest morgen früh.»
«Du traust mir?»
«Nach dieser da hab ich noch andere, die ich dir anbieten könnte.»
«Du bist ja eine Fundgrube… Los, gehen wir, ich hab’s eilig.»
Kensor war so erregt, daß die beiden Männer einen schnellen Schritt anschlugen.
In den schlafenden Gassen der Unterstadt war keine Menschenseele.
Acha stieß die Tür zu seiner bescheidenen Behausung auf.
Die Bäuerin war hübsch frisiert und hatte die neuen Kleider
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