Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf
übernehmen, ja, sogar bis ins Schlachtgetümmel hinein. Da die Gegend um Kadesch Neuland für sie war, hofften sie dort ein paar ungewöhnliche Schlangen zu entdecken.
Im Frühling von Ramses’ fünftem Regierungsjahr hatte das Heer die Hauptstadt verlassen und war dank der milden Witterung zügig und unbehindert vorangekommen.
Nachdem sie die Grenze bei Sile überwunden hatten, war Ramses die Küste entlanggezogen, an all den von Bollwerken bewachten Wasserstellen vorbei, und dann durch Kanaan und Amurru.
In der Nähe von Byblos, beim Weiler mit dem Namen «Stadt im Tal der Zedern», hatte der König den dort stationierten dreitausend Soldaten, die den Zugang zu den Schutzgebieten abriegelten, den Befehl erteilt, gen Norden, bis auf die Höhe von Kadesch zu ziehen und von Nordosten her sich am Kampfplatz einzufinden. Die Generäle hatten sich diesem Plan widersetzt, mit dem Einwand, diese Hilfstruppen würden auf heftigen Widerstand stoßen und schon an der Küste aufgehalten werden. Aber Ramses hatte ihre Einwände nicht gelten lassen.
Die Marschroute, für die der König sich entschieden hatte, um Kadesch zu erreichen, verlief durch die Bekaa-Ebene, jene Senke zwischen den beiden Bergzügen des Libanon, wo allein schon die wilde und beklemmende Landschaft auf die ägyptischen Soldaten großen Eindruck machte. Einige wußten zudem, daß es in den schlammigen Wasserläufen von Krokodilen wimmelte und daß sich in den Bergen mit den dichten Wäldern Bären, Hyänen, Wildkatzen und Wölfe aufhielten.
Die Kronen von Zypressen, Tannen, Zedern standen so dicht beieinander, daß die Soldaten, wenn sie durch bewaldetes Gebiet zogen, die Sonne nicht mehr sahen und von Entsetzen gepackt wurden. Einer der Generäle bemühte sich, aufkeimende Angst einzudämmen und die Soldaten davon zu überzeugen, daß ihnen hier kein Erstickungstod drohte.
Die Amun-Einheit zog an der Spitze, dann kamen die Einheiten Re und Ptah, und den Schluß bildete die Einheit Seth. Einen Monat nachdem sie ausgerückt waren, näherten sich die ägyptischen Truppen der mächtigen Festung Kadesch auf dem linken Ufer des Orontes, wo die Bekaa-Ebene einmündete. Diese Festung markierte die Grenze des Hethiterreiches, und von hier aus zogen immer wieder Stoßtrupps los, die versuchen sollten, Amurru und Kanaan in Aufruhr zu versetzen.
In den letzten Tagen dieses Monats hatte es häufig geregnet, und die Soldaten klagten über die Feuchtigkeit. Da sie aber mehr als reichlich mit guter Nahrung versorgt wurden, verdrängten volle Mägen die Erinnerung auch an solche Mißlichkeiten.
Als es nicht mehr weit war bis Kadesch, kurz bevor der dichte und dunkle Wald von Labwi begann, ließ Ramses sein Heer haltmachen. Diese Gegend eignete sich für einen Hinterhalt, die Streitwagen kämen nicht mehr voran, und auch die Fußtruppen hätten keinen Handlungsspielraum. Da ihm Achas Botschaft Kadesch - Schnell - Gefahr immer vor Augen stand, war der König gefeit gegen überstürztes Handeln.
Hinter einer schützenden Linie von Streitwagen und Bogenschützen ließ er ein Lager aufschlagen, das aber nicht endgültig sein sollte, und berief dann seinen Kriegsrat ein, an dem auch Setaou teilnahm, der bei den Soldaten, deren tausenderlei Wehwehchen er mit Hilfe von Lotos erfolgreich behandelte, sehr beliebt war.
Ramses rief nach seinem Knappen Menna.
«Entrolle die große Landkarte.»
«Hier sind wir», zeigte Ramses, «am Saum des Waldes von Labwi, am östlichen Ufer des Orontes. Gleich hinter dem Wald gibt es eine erste Furt, dort könnten wir den Fluß überqueren und von hethitischen Bogenschützen auf den Festungstürmen nicht erreicht werden. Die zweite Furt hingegen, die weiter nördlich liegt, ist viel zu nah an der Festung. Folglich werden wir einen weiten Bogen schlagen und unser Lager im Nordosten errichten, um die Festung von hinten anzugreifen. Findet dieser Plan eure Zustimmung?»
Die Generäle nickten.
Der Blick des Königs schlug Funken.
«Seid ihr denn verblödet?»
«Dieser Wald ist in der Tat ein wenig hinderlich», sagte der Anführer der Amun-Einheit vorsichtig.
«Wie scharfsichtig! Und glaubt ihr vielleicht auch, daß die Hethiter uns seelenruhig durch die Furt ziehen, vor der Festung ausschwärmen und unser Lager aufbauen lassen? Dies ist der Plan, den ihr, meine Generäle, mir vorgelegt habt, doch einen Punkt habt ihr dabei außer acht gelassen: die Anwesenheit der hethitischen Armee.»
«Die dürfte sich in der Festung verschanzt
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