Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf
Ramses, war zum Vorarbeiter herabgestuft worden und hatte seine Verbitterung und seinen Groll an den hebräischen Ziegelmachern ausgelassen. Er war ungerecht gewesen und hatte sich tölpelhaft benommen und dadurch den Zorn des Moses, ja sogar seinen eigenen Tod heraufbeschworen. Dolente war ihrerseits Ofirs und Litas Zauber erlegen. Für sie gab es nur noch Aton, den alleinigen Gott. Sie kämpfte für die Wiedereinführung des Aton-Kults und den Sturz des gottlosen Pharaos Ramses.
Dolentes Haß behagte Chenar. Er hatte ihr in seinem zukünftigen Staat einen hohen Rang versprochen. Irgendwie würde er diese böse Kraft schon gegen seinen Bruder einsetzen, wenn er auch noch nicht genau wußte, wie und wo. Und wenn der Wahn der Schwester unerträglich würde, konnte er sie ja des Landes verweisen.
«Hast du Nachrichten von Moses?» fragte Dolente.
«Er ist verschwunden», antwortete Chenar. «Seine hebräischen Brüder dürften ihn ermordet und in der Wüste verscharrt haben.»
«Damit verlieren wir einen wertvollen Bundesgenossen», warf Ofir ein, «doch der Wille des alleinigen Gottes wird geschehen. Werden wir nicht immer zahlreicher?»
«Vorsicht ist geboten», mahnte Chenar.
«Aton wird uns beistehen!» verkündete Dolente schwärmerisch.
«Ich habe meinen ursprünglichen Plan noch nicht aufgegeben», ließ sich der Magier vernehmen. «Das einzige wirkliche Hindernis auf unserem Weg ist Ramses mit seinen schier magischen Abwehrkräften, und die gilt es zu schwächen!»
«Dein erster Vorstoß war nicht gerade von Erfolg gekrönt», sagte Chenar vorwurfsvoll.
«So ganz wirkungslos war er nicht, das müßtest du anerkennen.»
«Das Ergebnis war unzureichend.»
«Ich geb’s ja zu, Hoher Herr. Daher habe ich ja auch beschlossen, jetzt anders vorzugehen.»
«Und wie?»
Mit seiner Rechten wies der libysche Magier auf einen beschrifteten Krug.
«Würdest du die Inschrift bitte lesen?»
«Heliopolis, Haus des Lebens. Vier Fische: Meeräschen. Haltbar gemachte Vorräte?»
«Nicht irgendwelche Vorräte, sondern sorgfältig ausgewählte und schon mit magischen Kräften versehene Opfergaben. Und außerdem habe ich noch dieses Stück Stoff.»
Ofir hielt einen Schal hoch.
«Ich könnte schwören…»
«Ja, Hoher Herr, es ist der Lieblingsschal der Großen königlichen Gemahlin Nefertari.»
«Hast du ihn… gestohlen?»
«Ich habe zahlreiche Gefolgsleute, wie ich schon sagte.»
Chenar war erstaunt. Wer hatte dem Magier denn das zugespielt?
«Die geheiligten Opferspeisen und den Schal, der mit dem Körper der Königin in Berührung gekommen ist, mußte ich unbedingt in meinen Besitz bringen. Mit ihrer Hilfe und deiner Entschlossenheit wird es uns gelingen, den Aton-Kult wieder einzuführen. Lita muß herrschen: Sie wird die Königin und du der Pharao sein.»
Verklärt und vertrauensvoll blickte Lita zu Chenar hoch. Die Kleine war eigentlich ganz anziehend und würde eine recht ansehnliche Bettgespielin abgeben.
«Bleibt immer noch Ramses…»
«Er ist auch nur ein Mensch», erklärte Ofir, «wiederholten und heftigen Angriffen wird auch er nicht standhalten. Aber damit es gelingt, benötige ich Hilfe.»
«Meine ist dir sicher!» jubelte Dolente, indem sie Litas Hände immer fester drückte, obgleich deren verklärte Augen nicht mehr von dem Libyer abließen.
«Wie lautet dein Plan?» fragte Chenar.
Ofir verschränkte die Arme vor der Brust.
«Auch deine Hilfe, Herr, benötige ich.»
«Meine? Aber…»
«Wir vier wünschen dem königlichen Paar den Tod. Zu viert verkörpern wir die Himmelsrichtungen, die Jahreszeiten und die ganze Welt. Versagte eine dieser Kräfte, wäre der Zauber unwirksam.»
«Ich bin kein Zauberer!»
«Der Wille genügt.»
«Sag ja!» flehte Dolente.
«Was hätte ich denn zu tun?»
«Nur einen Handgriff», betonte Ofir. «Er wird dazu beitragen, Ramses zu stürzen.»
«Dann fangen wir an.»
Der Magier öffnete den Krug und nahm die vier gesalzenen und getrockneten Fische heraus. Wie geistesabwesend stieß Lita Dolente von sich und legte sich auf den Rücken. Ofir breitete ihr Nefertaris Schal über die Brust.
«Pack einen der Fische beim Schwanz», befahl er Dolente.
Die hochgewachsene dunkelhaarige Frau mit dem schwammigen Körper gehorchte.
Ofir zog ein winziges Figürchen, eine Nachbildung von Ramses, hervor und steckte es der Meeräsche ins Maul.
«Jetzt den zweiten, Dolente.»
Der Magier tat das gleiche noch einmal, und schließlich verschlangen vier Fische
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