Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf
vier Ramses-Figürchen.
«Entweder stirbt der König im Krieg, oder er stolpert bei der Rückkehr in die von uns gestellte Falle», prophezeite Ofir. «Von der Königin wird er jedenfalls für immer getrennt sein.»
Ofir ging hinüber in einen kleinen Raum, hinter ihm Dolente mit den vier Fischen auf den ausgestreckten Armen. Chenar folgte ihnen, denn sein Wunsch, Ramses zu Fall zu bringen, war stärker als seine Angst.
Mitten im Raum, im Kohlenbecken, loderte ein offenes Feuer.
«Wirf du jetzt die Fische in die Flammen, Herr, dann wird dein Wille geschehen.»
Chenar zögerte nicht.
Als der vierte Fisch von den Flammen verzehrt wurde, ließ ein Heulen Chenar zusammenfahren. Die drei hasteten in den Saal zurück.
Nefertaris Schal hatte sich von selbst entflammt und brannte auf dem Körper der blonden Lita, die einer Ohnmacht nahe war.
Ofir hob den Stoff an - die Flamme erlosch.
«Wenn der Schal erst ganz verbrannt ist», erklärte er, «werden Ramses und Nefertari Beute der bösen Dämonen.»
«Muß Lita dann noch einmal so leiden?» fragte Dolente besorgt.
«Lita hat sich zu diesem Opfer bereit erklärt. Sie muß all diese Prüfungen bei vollem Bewußtsein bestehen. Du wirst sie pflegen, Dolente. Sobald die Brandwunde verheilt ist, fangen wir wieder an, bis von dem Schal nichts mehr übrig ist. Eine Weile wird es dauern, Hoher Herr, aber der Erfolg ist uns gewiß.»
ELF
DER RÜHRIGE FÜNFZIGJÄHRIGE mit den schmalen, gepflegten Händen war Periamakhou, der Palastarzt, dem sämtliche Heiler Ober- und Unterägyptens unterstanden. Er war wohlhabend, mit einer Adeligen aus Memphis verheiratet, die ihm drei anmutige Kinder geschenkt hatte, und konnte sich einer großartigen Laufbahn rühmen.
Allerorten wurde ihm Hochachtung entgegengebracht.
An diesem Sommermorgen hingegen ließ man ihn warten, erregt lief er im Vorzimmer auf und ab. Ramses war doch niemals krank! Und wieso ließ man ihn, den berühmten Heilkundigen, seit mehr als zwei Stunden hier stehen?
Endlich erschien ein Kammerdiener und geleitete ihn zum Arbeitszimmer des Königs.
«Majestät, dein ergebener Diener, aber…»
«Wie geht es dir, verehrter Periamakhou?»
«Majestät, ich bin sehr besorgt! Man munkelt bei Hofe, du habest an mich gedacht als ärztlichen Begleiter des Heeres, das nach Norden ausrücken soll.»
«Wäre das nicht eine große Ehre?»
«Gewiß, Majestät, gewiß, doch wäre ich im Palast nicht nützlicher?»
«Vielleicht sollte ich diesen Einwand bedenken.»
«Majestät… Darf ich deine Entscheidung erfahren?»
«Wenn ich’s mir reiflich überlege, dann hast du recht. Deine Anwesenheit im Palast ist unentbehrlich.»
Pariamakhou unterdrückte einen Seufzer der Erleichterung.
«Ich habe volles Vertrauen in meine Amtsbrüder, Majestät. Wen immer du auswählen magst: du wirst zufrieden sein.»
«Meine Wahl ist bereits getroffen. Ich glaube, du kennst meinen Freund Setaou?»
Ein stämmiger Mann mit Stoppelbart, kantigem Schädel und herausforderndem Blick, der ein weites Hemd aus Antilopenhaut mit unzähligen Taschen trug, trat auf den berühmten Arzt zu. Pariamakhou wich sofort einen Schritt zurück.
«Erfreut, dich zu treffen! Meine Laufbahn ist alles andere als glänzend, das gebe ich zu, aber die Schlangen sind meine Freunde. Möchtest du die Viper streicheln, die ich gestern Abend gefangen habe?»
Der Arzt wich noch einen Schritt zurück. Fassungslos blickte er den König an.
«Majestät, die Leistungsnachweise, um einem Amt in der Heilkunde vorzustehen…»
«Sei ganz besonders wachsam während meiner Abwesenheit, Pariamakhou. Einzig und allein auf deinen Schultern liegt die Verantwortung für die Gesundheit der königlichen Familie.»
Setaou tauchte die Hand in eine seiner Taschen. Aus Angst, er könne ein Reptil hervorziehen, beeilte sich Pariamakhou, den Herrscher zu grüßen und sich aus dem Staub zu machen.
«Wie lange wirst du solche Asseln noch um dich dulden?» fragte der Schlangenkundige.
«Sei nicht so streng, manchmal heilt er seine Kranken ja auch. Übrigens… würdest du es auf dich nehmen, bei unserem Feldzug Kranke und Verwundete zu pflegen?»
«Ein solcher Posten läßt mich kalt, aber ich habe nicht das Recht, dich allein losziehen zu lassen.»
Ein Krug mit getrockneten Fischen aus dem Haus des Lebens zu Heliopolis und der Schal der Königin Nefertari… Zwei Diebstähle, die ein einziger begangen hatte! Serramanna war sich sicher: das konnte nur einer gewesen sein, Romet, der
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