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Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf

Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf

Titel: Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allgemein
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als daß ihm der heftige unterschwellige Kampf zwischen seinem Sohn und seinem Bruder entgangen wäre. Indem er jedem von beiden einen begrenzten Einflußbereich zugestand, befriedigte er ihren Ehrgeiz und behielt doch alle Fäden in der Hand. Doch wie lange noch? Bald würde er entscheiden müssen.
    Hattuschili war der Eroberung Ägyptens nicht abgeneigt, sofern Uriteschup dadurch nicht zum Helden und künftigen Herrscher gekürt wurde. Folglich mußte er sich in der Armee mehr Freunde schaffen und Uriteschups Macht verringern. Wäre ein schöner Tod im Kampf für den Sohn des Herrschers nicht ein beneidenswertes Los?
    Hattuschili schätzte Muwatallis Art zu herrschen und hätte sich damit begnügt, ihm zu dienen, wenn Uriteschup nicht allmählich zu einer Bedrohung für das Gleichgewicht im Lande geworden wäre. Muwatalli durfte von seinem Sohn weder Anerkennung noch Dankbarkeit erwarten, Familienbande boten bei den Hethitern keinen Schutz. Selbst Geschwisterliebe wurde gesetzlich hingenommen, sofern niemandem Unrecht zugefügt wurde, auch Vergewaltigung zeitigte keine schwere Bestrafung, und falls Einverständnis der Frau auch nur vermutet wurde, verzichtete man auf jegliche Art von Ahndung. Wenn ein Sohn seinen Vater ermordete, um die Macht an sich zu reißen, kam es auch zu keiner öffentlichen Entrüstung.

    Den Oberbefehl des Heeres Uriteschup überantwortet zu haben war ein genialer Einfall gewesen. So sann der auf Mehrung seines Ansehens bedachte Sohn des Herrschers zumindest in nächster Zukunft nicht darüber nach, wie der Vater zu beseitigen wäre.
    Aber auf lange Sicht würde die Gefahr wieder aufkeimen. Diese Frist zu nutzen, um Uriteschups Gefährlichkeit zu mindern, war jetzt seine vorrangige Aufgabe.
    Ein eisiger Wind pfiff über der Oberstadt und kündigte einen frühen Wintereinbruch an. Die Würdenträger wurden in den Audienzsaal geführt, den mehrere Kohlebecken wärmten.
    Die Stimmung war gedrückt und gespannt. Muwatalli schätzte weder Reden noch Versammlungen. Er hielt sich lieber zurück, arbeitete und steuerte jeden einzelnen seiner Untergebenen; eine Ratsversammlung war doch nur eine Last.
    Die neue, funkelnde Rüstung Uriteschups in der ersten Reihe stach ab gegen Hattuschilis bescheidene Kleidung, wohingegen Puducheba in ihrem prachtvollen roten Kleid die Würde einer Königin verkörperte. Sie war über und über mit Schmuck behängt, die goldenen Armreife stammten aus Ägypten.
    Muwatalli ließ sich auf seinem Thron nieder, einem kargen, schmucklosen Sitz aus Stein.
    Er trat selten in Erscheinung, und jedesmal wunderten sich alle, daß dieser farblose, harmlos wirkende Mann der Herrscher eines so kriegerischen Volkes war. Doch wer aufmerksam hinsah, entdeckte in seinem Blick und Verhalten sehr schnell eine nur mühsam gezähmte Angriffslust, die blindwütig ausbrechen konnte. Muwatalli war nicht nur gewalttätig, er war auch verschlagen und gefährlich wie ein Skorpion.
    «Mir und keinem anderen haben der Wettergott und die Sonnenkönigin dieses Land, seine Hauptstadt und seine anderen Städte anvertraut», erklärte er. «Ich, der Herrscher, werde sie schützen, denn Macht und Streitwagen wurden mir und keinem anderen übergeben.»
    Mit diesen alten Spruchformeln erinnerte Muwatalli daran, daß er allein entscheidungsbefugt war und sein Sohn und sein Bruder, wie einflußreich sie auch sein mochten, ihm völligen Gehorsam schuldeten. Beim ersten Fehltritt würden sie erbarmungslos beseitigt werden, und niemand würde seine Entscheidung anfechten.
    «Im Norden, im Süden, im Osten und Westen ist unser Hochland von Bergen gesäumt, die uns Schutz bieten», fuhr er fort. «Unsere Grenzen sind unverletzlich. Aber es ist unserem Volk nicht bestimmt, sich einzuschließen auf seinem Gebiet. Meine Vorgänger erklärten bereits: Das Hethiterland sei auf der einen wie der anderen Seite vom Meer begrenzt. Und ich erkläre: Die Ufer des Nils sollen uns gehören.»
    Muwatalli erhob sich, seine Ansprache war beendet.
    In wenigen Worten hatte er den Krieg erklärt.
    Der von Uriteschup zur Feier seiner Ernennung gegebene Empfang war glanzvoll und beeindruckend. Festungskommandanten, höhere Offiziere und Elitesoldaten erinnerten an vergangene Glanzleistungen und beschworen zukünftige Siege. Der Sohn des Herrschers verkündete, die Streitwagentruppen würden aufgerüstet und mit neuem Gerät bestückt.
    Die Luft war erfüllt vom berauschenden Geruch nach Krieg und Gewalt.
    Hattuschili und seine

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