Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf
Gemahlin verließen ihre Plätze, als hundert junge Sklavinnen erschienen, die Uriteschups Gästen zu Willen sein mußten. Unter Androhung von Peitschenhieben und Zwangsarbeit in den Salzbergwerken, die den Reichtum des Landes bargen, war ihnen befohlen worden, sich jeder Laune der Gäste zu beugen.
«Ihr geht schon, meine Freunde?» fragte der Sohn des Herrschers erstaunt.
«Uns erwartet morgen viel Arbeit», erwiderte Puducheba.
«Hattuschili sollte sich etwas Entspannung gönnen… Unter all diesen Mädchen sind auch Sechzehnjährige. Der Verkäufer hat mir außergewöhnliche Leistungen versprochen. Geh ruhig heim, liebe Puducheba, und gönn deinem Gatten diese harmlose Zerstreuung.»
«Nicht alle Männer sind Schweine», entgegnete sie. «Erspar uns in Zukunft derartige Einladungen.»
Hattuschili und Puducheba gingen in den Flügel des Palastes zurück, wo sie wohnten. Ein düsterer Raum, nur ein wenig aufgehellt durch ein paar bunte Wollteppiche.
An den Wänden Jagdtrophäen, Bärenköpfe und gekreuzte Lanzen.
Aufgeregt schickte Puducheba ihre Kammerdienerin fort und entledigte sich selbst der Schminke im Gesicht.
«Dieser Uriteschup ist ein gefährlicher Irrer», betonte sie.
«Er ist vor allem der Sohn des Herrschers.»
«Aber du, du bist sein Bruder!»
«In den Augen vieler erscheint Uriteschup bereits als der vorbestimmte Nachfolger Muwatallis.»
«Vorbestimmte Nachfolger… Sollte der Herrscher einen solchen Fehler begangen haben?»
«Bisher ist es nur ein Gerücht.»
«Sollte man es nicht zerstreuen?»
«Es beunruhigt mich nicht sonderlich.»
«Ist deine Gelassenheit nicht nur gespielt?»
«Nein, meine Liebe, sie beruht auf der logischen Beurteilung der Lage.»
«Wärest du so freundlich, mich ins Bild zu setzen?»
«Uriteschup hat den Posten erlangt, von dem er träumte. Jetzt braucht er keine Verschwörung gegen den Herrscher mehr anzuzetteln.»
«Wirst du plötzlich einfältig? Den Thron will er doch haben!»
«Das springt ins Auge, Puducheba, aber ist er fähig genug?»
Die Priesterin betrachtete ihren Gemahl mit Aufmerksamkeit. Dieser schmächtige und nicht sehr verführerische Hattuschili hatte sie durch seine Klugheit und seinen Scharfsinn erobert. Er besaß das Zeug zu einem großen Staatsmann.
«Uriteschup fehlt der Durchblick», erklärte Hattuschili, «und er macht sich auch keinen Begriff vom Ausmaß seiner Aufgabe. Die hethitische Armee zu befehligen erfordert Erfahrungen, die er nicht besitzt.»
«Ist er nicht ein hervorragender Krieger, der keine Angst kennt?»
«Das schon, aber ein Oberster Heerführer muß abwägen können zwischen verschiedenen, wenn nicht gar einander zuwiderlaufenden Bestrebungen. Und so etwas erfordert Erfahrung und Geduld.»
«Das Bild, das du da zeichnest, ähnelt Uriteschup allerdings nicht!»
«Was könnte uns mehr freuen? Er ist so überspannt, daß es nicht lange dauern wird, bis er schwere Fehler begeht, indem er den einen oder den anderen General vor den Kopf stößt.»
«Der Herrscher hat den Krieg erklärt… Er räumt Uriteschup eine Spitzenstellung ein!»
«Das scheint nur so.»
«Bist du so sicher?»
«Ich wiederhole: Uriteschup täuscht sich über seine Fähigkeiten. Er wird eine vielschichtige und unbarmherzige Welt entdecken. Seine Träume werden zerschellen an den Schilden der Fußtruppen und von den Rädern der Kampfwagen zerquetscht werden. Aber das ist noch nicht alles…»
«Spannst du mich auf die Folter, mein geliebter Gemahl?»
«Muwatalli ist ein großer Herrscher.»
«Beabsichtigt er, die Mängel seines Sohnes auszuschlachten?»
Hattuschili lächelte.
«Das Reich ist zwar stark, aber auch zerbrechlich. Stark wegen seiner unbestreitbaren militärischen Kraft, zerbrechlich wegen der Bedrohung von außen, von Neidern, die die geringste Schwäche ausnutzen werden. Ägypten anzugreifen und in seine Gewalt zu bringen ist ein schöner Plan, der - wenn er nicht hinreichend vorbereitet ist - in den Untergang führen kann. Geier würden sich an unseren Eingeweiden laben.»
«Wird Muwatalli einen Kriegslüsternen wie Uriteschup zu bändigen wissen?»
«Uriteschup kennt die wahren Absichten seines Vaters nicht, auch nicht die Art, wie er sie zu verwirklichen gedenkt. Der Herrscher hat ihm nur so viel anvertraut, um ihn in Sicherheit zu wiegen, das Wesentliche hat er ihm aber nicht enthüllt.»
«Und dir… Hat er es dir enthüllt?»
«Ich hatte diese Ehre, Puducheba. Auch mir hat der Herrscher eine Aufgabe
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