Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende
alle sind Flottenangehörige. Wir kennen uns mit der
Verrücktheit von Politikern aus. Aber es scheint ...
dass es keinen Ausweg gibt. Gute Männer und Frauen werden heute auf beiden Seiten fallen. Gott verdamme Euch in die Hölle, Finn Durandal!«
Preiß räusperte sich unsicher. »Falls Ihr die Anwesenheit der imperialen Flotte spürt, Admiral, könnt
Ihr vielleicht mit der Schiffs-KI zusammen Schätzwerte für Positionen und Fähigkeiten der feindlichen
Schiffe erstellen?«
»Keine schlechte Idee, Kapitän. Ozymandius, rede
mit mir!«
Sie warteten, erhielten aber keine Antwort.
Schwejksam sprach die KI erneut an, aber diese
sonst so schwatzhafte Intelligenz schwieg. Mit wachsender Sorge fand Schwejksam heraus, dass die
Schiffs-KI auf keinerlei Kommunikationsform auf
irgendeinem Niveau reagierte. Grundlegende Lektronenleistungen kümmerten sich weiterhin um essenzielle Dinge wie die Lebenserhaltung, die künstliche
Schwerkraft und die Triebwerke, aber alle höheren
Intelligenzfunktionen waren dahin. Die Maschine an
sich funktionierte, aber niemand war zu Hause.
Schwejksam wies den Funkoffizier an, die übrigen
Schiffe entsprechend zu überprüfen, und hörte sich
finster die Antworten an. Kein einziger Sternenkreuzer der Flotte hatte mehr eine funktionsfähige KI.
»Liegt dem vielleicht Sabotage zugrunde?«, fragte
Preiß. »Oder irgendeine neue Waffe, die Finn aufgetrieben hat?«
»Nein«, entgegnete Schwejksam bedächtig. »Ich
denke, die Antwort ist viel einfacher. Ich denke ... etwas ist mit Shub passiert. Alle Schiffs-KIs sind Subroutinen von Shub, und das seit so langer Zeit, dass
wir es längst für selbstverständlich gehalten haben.«
»Aber was könnte ihnen nur passiert sein?«
»Ich habe keine Ahnung, Kapitän. Alles spricht
jedoch dafür, dass die imperiale Flotte das gleiche
Problem hat, sodass beide Seiten gleichermaßen behindert sind. Ich frage mich, ob die da drüben es
schon bemerkt haben. Preiß, bringt schnellstmöglich
die Reservesysteme online! Wir können es uns nicht
leisten, mit heruntergelassener Hose dazustehen,
wenn die Schlacht beginnt.«
»Natürlich, Admiral.« Preiß zögerte. »Aber selbst,
wenn alle Reservesysteme mit voller Kapazität laufen, bleiben unsere Optionen klar eingeschränkt. Wir
humpeln verkrüppelt in die Schlacht.«
»Die anderen auch, Kapitän. Geschieht uns nur
recht, weil wir uns zu sehr auf Shub verlassen haben.
Übernehmt eine Zeit lang das Kommando, Preiß. Ich
muss die Lage mit dem Todtsteltzer besprechen.«
Schwejksam erläuterte Lewis und Jesamine die Lage
und marschierte dabei in ihrem Quartier unruhig auf
und ab. Lewis rief über seine Gedankenverbindung
nach Oz, erhielt aber auch keine Antwort. Schwejksam blieb schließlich stehen und blickte Lewis und
Jesamine hoffnungsvoll an.
»Tut mir Leid, Admiral, aber das ist für uns ganz
neu« sagte Jesamine. »Warum sollte Shub uns im
Stich lassen?«
»Ist ihnen vielleicht etwas zugestoßen?«, überlegte
Schwejksam. »Hat Finn ihre Heimatwelt angegriffen,
und sind sie alle tot?«
»Falls Finn über solche Schiffe verfügte, hätte er
sie auf uns gehetzt«, wandte Lewis ein. »Nein; die
KIs müssen das Labyrinth des Wahnsinns betreten
haben. Ich wusste ja, dass wir sie dort nie hätten allein lassen dürfen. Sie haben sich nie für etwas anderes interessiert als die Transzendenz. Die Versuchung
muss zu groß geworden sein.«
»Es betrifft nicht nur die KIs der Flotte«, berichtete Schwejksam. »Wir erhalten Meldungen aus dem
ganzen Imperium. Alles, worin Shub die Finger hatte, ist stehen geblieben: von der Steuerung des Luftverkehrs bis zu den Wartungsrobotern in den Kanalisationen. Auf allen industrialisierten Planeten
herrscht das Chaos.«
»Vermutlich funktioniert alles wieder, sobald sie
aus dem Labyrinth hervorkommen«, sagte Lewis.
»Nicht unbedingt«, wandte Schwejksam ein. »Es
hängt davon ab, was aus dem Labyrinth hervorkommt. Wer weiß schon, wozu sie sich dort entwikkeln?«
»Hat das Labyrinth sie möglicherweise vernichtet?«, überlegte Jesamine. »Oder erneut in den
Wahnsinn getrieben?«
»Unmöglich zu wissen«, stellte Lewis fest. »Das
Labyrinth tut nun mal, was es tut, und wir erfahren
nie den Grund. Aber wir dürfen uns jetzt nicht ablenken lassen. Wir müssen eine Schlacht austragen.«
»Wo stecken eigentlich Eure fürchterlichen
Freunde?«, fragte Schwejksam unvermittelt. »Der
Betrüger und die Irre? Seit Äonen scheint niemand
etwas von
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