Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende
hierher ergreifen und alles zurücklassen, um das nackte Leben zu retten. Und dann hat
er Angelo trotzdem umbringen lassen, sodass letztlich
alles vergebens war. Niemand in diesem Zimmer hat
mehr Grund als ich, Finn Durandal zu hassen.«
»Da würde ich kein Geld drauf verwetten«, wandte Stuart ein.
»Warum sollten wir Euch trauen?«, fragte Douglas
und schien ehrlich neugierig.
»Das solltet Ihr nicht«, sagte Tel, des Messers an
seiner Kehle immer noch allzu deutlich bewusst. »Ihr
solltet niemandem im Slum trauen. Finn hat die Gegend schon vor langer Zeit mit seinen Leuten unterwandert. Aber ich kenne seine Geheimnisse. Ich
kann die Verräter identifizieren, ihre Pläne aufdekken. Ihr glaubt nur, dass Ihr wüsstet, wie böse er ist.
Ihr habt aber keine Ahnung, wer seine Bundesgenossen wirklich sind und welch entsetzliche Vorhaben er
verfolgt. Ihr müsst alles erfahren, was ich weiß. Behaltet mich in Eurer Umgebung. Ich kann nützlich
sein. Letzten Endes werdet Ihr mir dann vertrauen.
Ich berate Euch, folge Euch, kämpfe an Eurer Seite.«
»Warum?«, fragte Douglas.
»Weil Finn meinen Bruder umgebracht hat.«
»Ah«, sagte Douglas. »Ja. Familiäre Verpflichtungen. Darüber weiß ich alles.« Er nickte Stuart zu, der
widerstrebend das Messer von Tels Kehle entfernte.
Tel rappelte sich langsam auf und war sich peinlich der Tatsache bewusst, was für ein zerlumptes
und schmutziges Bild er abgeben musste. Es war
lange her, seit er sich zuletzt um sein Aussehen hatte
kümmern können, aber er wollte einfach, sehnte sich
danach, dass Douglas sich an den Mann erinnerte,
der Tel einst gewesen war, nicht die Kreatur, die er
heute darstellte.
Stuart rümpfte die Nase. »Verdammt, Markham,
aber Ihr stinkt! Und in einer Abfallgrube wie dieser
hier auch noch aufzufallen, das ist schon eine Leistung. Falls Ihr überhaupt Zeit mit uns verbringen
möchtet, müsst Ihr ein Bad nehmen. Dringend! Im
Erdgeschoss befindet sich eine Blechwanne. Sagt
dem Inhaber, ich wäre der Meinung, dass Ihr sie gut
gebrauchen könntet und er sie anschließend gründlich schrubben und desinfizieren sollte. Verdammt,
schrubbt Ihr sie selbst sauber! Wir alle müssen das
Scheißding benutzen. Gott, manchmal denke ich, ich
streite nur deshalb für die Rebellion, um wieder mal
anständige sanitäre Einrichtungen zu erleben!«
»Eins nach dem anderen«, wandte Tel ein wenig
zaghaft ein. »Ich gehöre dem Wirt der Drei Krüppel. Er ist Inhaber meines Vertrags. Ich kann nicht für
jemand anderen arbeiten, solange Ihr mich nicht auslöst. Ich dürfte nicht mal hier sein, selbst wenn es zu
einer Zeit geschieht, die ich scherzhaft als meine
Freizeit bezeichne.«
»Sklaverei ist illegal«, sagte Douglas. »Sogar im
Slum.«
»Was Ihr alles wisst!«, sagte Tel Markham.
Stuart seufzte schwer. »Ich denke, ich gehe die Drei Krüppel noch einmal besuchen.«
»Tu das«, sagte Nina. »Und ich denke, ich reiße
solange das Fenster auf.«
Letztlich begleiteten sowohl Douglas als auch Stuart
Tel zu der Kneipe. Douglas unterhielt sich mit dem
Wirt und bot ihm eine faire Summe im Gegenzug für
Tels Vertrag an. Der Wirt spürte gleich, woher der
Wind wehte, und behauptete unverzüglich, Tel wäre
absolut unersetzlich und er könne die Kneipe ohne
ihn gar nicht führen. Anschließend verlangte er eine
absolut unvernünftige Summe, um den Vertrag aufzulösen. Also trat ihm Douglas gleich dort vor seinen
Kunden in den Arsch. Sklaverei ist illegal!, erklärte
er lautstark. Wie Ihr verdammt gut wisst!
»Wisst Ihr«, sagte Tel, als sie die Kneipe wieder
verließen, »das wird in manchen Teilen des Slums
nicht sehr populär werden. Die Tradition der Arbeitsverpflichtung reicht hier weit zurück.«
»Harte Sache«, fand Douglas. »Dass ich die Rebellion führe, das kostet nun mal seinen Preis, und
dieser besteht in Moral. Der Slum wird sich bessern
müssen. Die Menschen werden wieder stark werden.
Das müssen sie einfach. Denn die Schwachen und
Unsicheren haben gegen Finns Fanatiker keine
Chance.« Er blickte zu der kleinen, aber aufmerksamen Schar hinüber, die immer auftauchte, wenn er in
die Öffentlichkeit ging. »Hättet ihr alle nicht gern
wieder ein positives Lebensgefühl?«
»Tu ja nicht so herablassend, Aristo!«, sagte eine
Dame eines gewissen Alters mit zu viel Lidschatten.
»Wir sind nicht alle reich und privilegiert auf die
Welt gekommen! Wir mussten uns selbst einen Weg
suchen. Wir kämpfen für unsere eigenen
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