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Microsoft Word - Pelzer, Dave - Der verlorene Sohn.doc

Microsoft Word - Pelzer, Dave - Der verlorene Sohn.doc

Titel: Microsoft Word - Pelzer, Dave - Der verlorene Sohn.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jojox
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ansieht. » Wo soll er denn hin? Wer soll sich denn um ihn kümmern ... ? «
    »Stephen, kapierst du's denn nicht? Verstehst du nicht?
    Es ist mir scheißegal, was mit ihm passiert. >Der Junge< ist mir scheißegal! «
    Plötzlich fliegt die Haustür auf Mutter lächelt, als sie den Türknauf in der Hand hält. » Okay. Wie du willst. Ich über-lasse die Entscheidung dem jungen<. « Sie beugt sich wenige Zentimeter vor meinem Gesicht herunter. Mutters Atem stinkt nach Alkohol. Ihre Augen sind eiskalt, aus ihnen spricht der reine Hass. Ich wünschte, ich könnte mich abwenden. Ich wünschte, ich wäre wieder in der Garage. Mit langsamer, rauer Stimme sagt Mutter: » Wenn du meinst, dass ich dich so schlecht behandle, dann kannst du ja gehen. «
    Ich wage mich aus meiner Schutzhaltung hervor und nutze die Gelegenheit, Vater einen Blick zuzuwerfen. Er erwidert meinen Blick nicht, denn er nimmt gerade wieder einen Schluck aus dem Glas. Mir wird schwindlig im Kopf Der Zweck ihres neuen Spiels ist mir nicht klar. Plötzlich merke ich, dass dies gar kein Spiel ist. Ich brauche erst ein paar Sekunden, um zu verstehen, dass dies meine Chance 14

    ist - meine Chance zur Flucht. Schon seit Jahren wollte ich weglaufen, aber irgendeine unsichtbare Angst hat mich davon abgehalten. Doch nun sage ich mir, dass dies alles zu einfach ist. Ich würde ja so gerne meine Beine bewegen, aber sie bleiben steif und fest.
    »Na, was ist? «, schreit mir Mutter ins Ohr. »Du kannst dich entscheiden. « Die Zeit scheint stillzustehen. Während ich nach unten auf den Teppich starre, kann ich hören, wie Mutter wieder zu zischen beginnt. »Er will einfach nicht gehen. Der >Junge< wird niemals weggehen. >Es< hat einfach nicht den Mumm dazu. «
    Ich spüre, wie das Innere meines Körpers zu zittern beginnt. Einen Augenblick lang schließe ich die Augen und wünsche mir,

    ich wäre fort. Im Geiste sehe ich mich durch die Tür gehen.
    Innerlich lächele ich. Ich würde ja so gerne fortgehen. Und je mehr ich mir innerlich vorstelle, wie ich durch die Tür gehe, desto mehr beginne ich eine Wärme zu spüren, die sich in meiner Seele ausbreitet. Plötzlich kann ich spüren, wie sich mein Körper bewegt. Ich sperre meine Augen auf Ich sehe nach unten auf meine abgetragenen Turnschuhe.
    Meine Füße schreiten durch die Haustür. »Oh, mein Gott«, sage ich zu mir selbst, »das ist ja nicht zu glauben! Ich tue es! « Aus Angst wage ich nicht stehen zu bleiben.
    »Da, schau her«, sagt Mutter triumphierend. » > Der Junge< hat es getan. Das ist seine eigene Entscheidung.
    Ich habe ihn nicht gezwungen. Denk dran, Stephen. Merk dir, ich habe ihn nicht dazu gezwungen. «

    15

    Ich gehe durch die Haustür und weiß eigentlich ganz genau, dass Mutter mich packen und wieder nach drinnen ziehen wird. Ich spüre, wie mir die Haare im Nacken zu Berge stehen. Ich gehe schneller. Als ich durch die Tür hindurch bin, wende ich mich nach rechts und gehe die rote Treppe hinab. Hinter mir kann ich hören, wie Vater und Mutter sich strecken, um aus der Tür zu sehen. »Roerva«, sagt Vater leise, »das ist nicht in Ordnung. «
    »Nein!«, erwidert sie tonlos. »Aber denk dran, es war seine eigene Entscheidung. Außerdem, er wird schon wiederkommen. «
    Ich bin so aufgeregt, dass ich mir beinahe selbst auf die Füße trete und die Treppe hinunterfalle. Ich greife nach dem Geländer, um mich festzuhalten. Ich gelange zum Bürgersteig und habe Mühe, meinen Atem unter Kontrolle zu halten. Ich gehe nach rechts die Straße, hinauf, bis ich sicher bin, dass mich niemand aus dem >Haus< mehr sehen kann. Dann laufe ich los. Ich bin schon halb die Straße hinauf, ehe ich zum ersten Mal Halt mache - nur einen Augenblick, um zu unserem Haus zurückzuschauen.
    Mit den Händen auf den Knien beuge ich mich keuchend nach unten. Ich lausche gespannt, ob ich das Geräusch von Mutters Kombiwagen hören kann. Irgendwie kommt es mir komisch vor, dass Mutter mich so einfach gehen ließ. Ich weiß, dass sie in wenigen Augenblicken die Verfolgung aufnehmen wird. Nachdem sich mein Atem beruhigt hat, laufe ich wieder schneller. Ich erreiche das obere Ende der Crestline Avenue und starre hinab auf das kleine grüne Haus. Aber da saust kein Kombiwagen aus der Garage.
    Niemand läuft hinter mir her. Kein Schreien, Kreischen oder Schlagen. Ich sitze nicht am unteren Ende der Garagentreppe, werde nicht mit dem Besenstiel von hinten in die Knie geschlagen, und ich werde auch nicht mit einem 16

    Gebräu

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