Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers
sie eine Offensive starten.«
Brucal wandte sich an den Magier. »Kulgan, was meint Ihr? Auf diesem Gebiet kennt Ihr Euch besser aus.«
Der Magier betrachtete die Karte, als versuchte er, noch mehr Informationen herauszufinden, die sich darin verbargen. »Wir kennen nicht die Magie, die dahinter steckt. Wir wissen nicht, wie schnell sie Männer und Vorräte hindurchschleusen können, denn niemals hat man sie erscheinen sehen.
Vielleicht benötigen sie ein großes Gebiet, und das stellt ihnen dieses Tal zur Verfügung. Aber vielleicht ist auch ihre Zeit begrenzt, in der sie ihre Truppen einschleusen können.«
Herzog Borric dachte darüber nach. »Dann gibt es nur eins, was wir tun können. Wir müssen einen Spähtrupp in das Tal entsenden, um zu sehen, was sie tun.«
Kulgan lächelte. »Ich möchte auch mitziehen, wenn Euer Gnaden es gestattet.
Eure Soldaten haben vielleicht keine Vorstellung von dem, was sie sehen, wenn es mit Magie zu tun hat.«
Brucal wollte widersprechen. Sein Blick ruhte auf der umfangreichen Gestalt des Magiers. Borric schnitt ihm das Wort ab. »Laßt Euch von seinem Äußeren nicht zum Narren halten. Er reitet wie ein Soldat.« Er wandte sich an Kulgan.
»Ihr solltet besser auch Pug mitnehmen, denn wenn einer fällt, kann der andere die Nachricht überbringen.«
Kulgan erkannte die Weisheit dieses Vorschlags. Der Herzog von Yabon erklärte: »Wenn wir den Paß des Nordens angreifen, dann in dieses Tal hinein stürmen und ihre Truppen dort zusammenziehen, dann kann eine kleine, schnelle Gruppe vielleicht hier durchbrechen.« Er wies auf einen kleinen Pfad, der von Osten her ins südliche Ende des Tales führte.
»Das ist ein kühner Plan«, meinte Borric. »Wir haben so lange nur eine feste Front den Tsurani gegenüber gebildet, daß sie wahrscheinlich nicht damit rechnen.« Der Magier schlug vor, daß sie sich für den Rest des Abends zurückziehen sollten, denn der morgige Tag würde sehr lang werden. Er schloß kurz die Augen. Dann informierte er die beiden Führer, daß der Regen aufhören und der nächste Tag sonnig sein würde.
Pug lag in seine Decke gehüllt und versuchte zu schlafen, als Kulgan ihr Zelt betrat. Meecham hockte vor dem Feuer, bereitete ihr Abendessen und versuchte, es vor den gierigen Fängen von Fantus in Sicherheit zu bringen. Der Feuerdrache hatte seinen Meister eine Woche zuvor gefunden. Die Soldaten hatten überraschte Schreie ausgestoßen, als er über den Zelten schwebte. Nur Meechams Kommandorufe hatten einen Bogenschützen davon abgehalten, einen Pfeil in das verspielte Wesen zu jagen. Kulgan war erfreut gewesen, sein Tierchen wiederzusehen, konnte aber nicht erklären, wie die Kreatur sie gefunden hatte. Der Drache war direkt in das Zelt des Magiers gezogen und war jetzt zufrieden, neben Pug schlafen und sein Futter unter Meechams wachsamen Augen hervorstehlen zu können.
Pug setzte sich auf, als der Magier seinen triefenden Umhang ablegte. »Eine Expedition soll sich tief in das von den Tsurani besetzte Gebiet begeben. Sie sollen den Kreis durchbrechen, den diese um ein kleines Tal gezogen haben, und herausfinden, welches ihre Pläne sind. Du und Meecham, ihr werdet mich auf diesem Ausflug begleiten. Ich möchte Freunde neben und hinter mir haben.«
Diese Aussicht machte Pug ganz aufgeregt. Meecham hatte viele Stunden damit verbracht, ihn in der Kunst des Kämpfens mit Schwert und Schild zu unterweisen. Sein alter Traum, Soldat zu werden, war zurückgekehrt. »Ich habe meine Klinge scharf gehalten, Kulgan.«
Meecham stieß ein Schnauben aus, das man für ein Lachen halten konnte, und der Magier warf ihm einen düsteren Blick zu. »Gut, Pug, aber mit etwas Glück müssen wir nicht kämpfen. Wir sollen mit ein paar Mann ausziehen, zusammen mit einer großen Truppe, die die Tsurani abhalten soll. Wir werden schnell in ihr Gebiet vorstoßen und herausfinden, was sie verbergen. Dann werden wir so schnell wie möglich zurückreiten, um die Neuigkeiten zu übermitteln. Ich danke den Göttern, daß die Tsurani keine Pferde haben, denn dann könnten wir niemals hoffen, einen so kühnen Streich durchführen zu können. Wir werden durch ihre Reihen brechen, ehe sie überhaupt wissen, daß wir zugeschlagen haben.«
»Vielleicht können wir einen Gefangenen machen«, meinte der Junge hoffnungsvoll.
»Das wäre mal etwas anderes«, sagte Meecham. Die Tsurani hatten gezeigt, daß sie mächtige Kämpfer waren, die sich lieber töten als gefangennehmen
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