Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers
alle Hoffnung auf ein gutes Ende ihrer Reise. Selbst Arutha, der die ganze Woche über vor Wut geschäumt hatte, wirkte fast glücklich.
Ein Klopfen an seiner Tür weckte Pug. Verschlafen forderte er denjenigen dort draußen auf einzutreten, wer immer es war. Die Tür öffnete sich. Ein königlicher Hofmeister blinzelte herein. »Herr, der König befiehlt alle Männer aus der Gesellschaft des Herzogs in den Thronsaal. Unverzüglich.«
Pug erklärte, er würde sofort kommen und zog sich hastig an. Draußen war es immer noch dunkel. Er fragte sich besorgt, was diesen überraschenden Befehl ausgelöst haben mochte. Das hoffnungsvolle Gefühl des Vorabends, nachdem Caldric gegangen war, wurde von Sorge verdrängt. Hatte der König irgendwie von ihrem Plan erfahren, die Ankunft des Herzogs von Bas-Tyra zu umgehen?
Er schloß noch den Gürtel um seine Tunika, als er bereits sein Gemach verließ. Er hastete den Korridor entlang. Der Lakai neben ihm hielt eine Laterne, damit er seinen Weg im Dunkel finden konnte.
Als sie den Thronsaal erreichten, trafen auch der Herzog, Arutha und Kulgan ein. Alle sahen gespannt zu Rodric hinüber, der - noch im Nachtgewand - vor seinem Thron auf- und abging. Herzog Caldric stand an seiner Seite. Sein Gesicht war ernst. Der Saal war dunkel, abgesehen von den Laternen, die die Lakaien hielten.
Kaum hatten sie sich vor dem Thron versammelt, als Rodric wütend aufbrauste. »Vetter! Weißt du, was ich hier habe?« schrie er und streckte ihnen ein Stück Pergament entgegen.
Borric erklärte, er wüßte es nicht. Rodrics Stimme senkte sich ein wenig.
»Das ist eine Botschaft aus Yabon! Dieser alte Narr von Brucal hat diese Tsurani-Fremdlinge in eine Garnison eindringen und sie zerstören lassen.
Schau dir das an!« kreischte er und warf Borric das Pergament vor die Füße.
Kulgan hob es auf und reichte es dem Herzog. »Mach dir nicht die Mühe«, sagte der König. Seine Stimme klang fast wieder normal. »Ich werde dir sagen, was darin steht.
Diese Eindringlinge haben die Freien Städte angegriffen, nahe Walinor. Sie sind außerdem in die Elbenforste eingedrungen. Sie haben Bergenstein angegriffen. Sie haben Crydee angegriffen.«
Ohne zu überlegen fragte Borric: »Welche Nachricht habt Ihr aus Crydee?«
Der König blieb stehen. Er sah Borric an, und einen Moment lang konnte Pug den Irrsinn in seinen Augen sehen. Er schloß sie kurz und öffnete sie dann wieder. Pug erkannte, daß der König jetzt wieder er selbst war. Er schüttelte leicht den Kopf und hob eine Hand an die Schläfe. »Ich habe nur Kunde von Brucal, also aus zweiter Hand. Als die Boten vor sechs Wochen aufbrachen, war Crydee nur einmal angegriffen worden. Dein Sohn Lyam berichtet, daß der Sieg vollständig war. Die Fremdlinge sind in den Wald zurückgedrängt worden.«
Caldric trat vor. »Alle Berichte erklären dasselbe. Schwer bewaffnete Kompanien griffen während der Nacht an, noch ehe der Schnee geschmolzen war. Sie nahmen die Garnisonen und überraschten sie. Man weiß nur wenig, abgesehen davon, daß eine Garnison von LaMutianern in der Nähe von Bergenstein überrannt wurde. Alle anderen Angriffe scheinen abgewendet worden zu sein.« Vielsagend schaute er Borric an. »Es wird nichts davon erwähnt, daß die Tsurani Kavallerie einsetzten.«
»Dann hatte Tully vielleicht recht, und sie haben keine Pferde.«
Der König schien benommen zu sein. Er machte einen taumelnden Schritt rückwärts und ließ sich dann auf seinen Thron fallen. Wieder legte er eine Hand an die Schläfe. »Was soll dieses Gerede von Pferden? Mein Königreich wird angegriffen. Diese Kreaturen wagen es, meine Soldaten zu bekämpfen!«
Borric schaute zum König. »Was wünschen Eure Majestät von mir?«
Die Stimme des Königs hob sich. »Ich habe auf meinen treuen Herzog aus Bas-Tyra warten wollen, ehe ich eine Entscheidung traf. Aber jetzt muß ich handeln.«
Er machte eine Pause. Sein Gesicht nahm einen verschlagenen Ausdruck an und seine dunklen Augen leuchteten im Laternenlicht. »Ich hatte daran gedacht, die Armeen des Westens Brucal zu überlassen, aber dieser alte Narr kann ja nicht einmal seine eigene Garnison beschützen.«
Borric wollte protestieren, aber Arutha, der seinen Vater kannte, packte seinen Arm, und der Herzog blieb still.
Der König erklärte: »Borric, du mußt Crydee deinen Söhnen überlassen. Sie sind tüchtig genug, denke ich.« Seine Blicke wanderten umher, und er kicherte.
Dann schüttelte er den Kopf. Seine
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