Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers
Gesichtern. Pug zwängte sich zwischen ihnen hindurch und sah ins Zimmer.
Auf dem Boden lag Kulgan, bewußtlos. Seine blauen Roben waren unordentlich hingelegt, ein Arm lag wie schützend über seinem Gesicht, zwei Schritte entfernt von ihm, wo sein Studiertisch hätte stehen sollen, hing eine schimmernde Leere. Pug starrte auf die Stelle in der Luft. Eine große Sphäre von Grau, das nicht richtig grau war, schimmerte dort. Er konnte nicht hindurchsehen, aber es war auch nichts Festes dort. Aus dem grauen Nichts reckte sich ein paar Arme, die nach dem Magier griffen. Als sie das Material seiner Robe berührten, hörten sie auf und befingerten den Stoff. Als hätten sie eine Entscheidung getroffen, fuhren sie dann an seinem Körper entlang, bis sie Kulgans Arm identifizierten. Die Hände ergriffen ihn und versuchten, seinen Arm ins Leere zu heben. Pug stand entsetzt dabei. Wer oder was auch immer auf der anderen Seite dieser Leere war, versuchte, den untersetzten Magier hinauf- und hindurchzuziehen, Ein weiteres Paar Hände griff heraus und packte den Arm des Magiers, und dann wurde Kulgan auf die Leere zugehoben, Pug drehte sich um und nahm einen der Speere, die an der Wand lehnten, wo die erschreckten Wächtersie abgestellt hatten. Ehe noch einer der Wachen handeln konnte, zielte Pug schon auf den grauen Fleck und warf.
Der Speer überflog die zehn Schritte, die sie von Kulgan trennten, und verschwand in der Leere. Eine Sekunde später ließen die Arme Kulgan fallen und zogen sich zurück. Plötzlich blinkte das Grau und verschwand. Pug eilte an Kulgans Seite und kniete neben seinem Meister nieder.
Der Magier atmete, aber sein Gesicht war weiß und schweißnaß. Seine Haut fühlte sich kalt und klamm an. Pug lief zu Kulgans Schlafstatt und zog eine Decke herunter. Als er den Magier damit bedeckte, brüllte er die Wachen an: »Holt Pater Tully!«
In jener Nacht saßen Pug und Tomas zusammen, unfähig zu schlafen. Tully hatte den Magier versorgt und eine günstige Diagnose gestellt. Kulgan hatte einen Schock erlitten, würde sich aber in ein, zwei Tagen wieder erholt haben.
Herzog Borric hatte Pug und die Wachen befragt, was sie beobachtet hatten, und jetzt war das ganze Schloß in Aufruhr. Alle Wachen waren postiert, und die Patrouillen in den Randgebieten des Herzogtums waren verdoppelt worden.
Noch immer wußte der Herzog nicht, wie die seltsame Manifestation und die Erscheinung des Schiffes zusammen gehörten. Er ging kein Risiko ein, wenn es um die Sicherheit seines Reiches ging. Überall an den Mauern des Schlosses brannten Fackeln, und Wachen waren zum Leuchtturm Langer Punkt und in die Stadt hinab gesandt worden.
Tomas saß neben Pug auf einer Bank in Prinzessin Carlines Garten. Es war einer der wenigen ruhigen Plätze in der Burg. Nachdenklich sah er Pug an.
»Ich erwarte, daß diese Tsurani-Leute kommen.«
Pug fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Wir wissen es nicht.«
Tomas klang müde. »Ich habe bloß so ein Gefühl.«
Pug nickte. »Morgen, wenn Kulgan uns erzählen kann, was passiert ist, werden wir schon mehr wissen.«
Lange Zeit blieben sie schweigend so sitzen. Dann verriet ihnen das Geräusch schwerer Stiefel auf dem Pflaster, daß jemand kam. Schwertmeister Fannon, in Kettenhemd und Überwurf, blieb vor ihnen Stehen. »Was? So spät noch auf?
Ihr solltet beide schon im Bett sein.« Der alte Kämpfer drehte sich um, um die Schloßmauern zu betrachten. »Da sind viele, die heute nacht nicht schlafen werden.« Wieder wandte er seine Aufmerksamkeit den Jungen zu. »Tomas, ein Soldat muß es lernen zu schlafen, wann immer er die Zeit dazu hat, denn es können lange Tage kommen, an denen er keinen Schlaf finden wird. Und was dich angeht, Junker Pug, so solltest auch du schlafen. Warum versucht ihr nicht, ein wenig zu ruhen?«
Die Jungen nickten, wünschten dem Schwertmeister eine angenehme Nacht, und liefen davon. Der grauhaarige Kommandeur der herzoglichen Wache sah ihnen nach und stand dann eine Zeitlang still in dem kleinen Garten, allein mit seinen beunruhigenden Gedanken.
Pug wurde vom Geräusch von Schritten, die an seiner Tür vorübergingen, wach. Hastig zog er Hose und Tunika über und eilte in Kulgans Gemach hinauf. Dort fand er den Herzog und Pater Tully an Kulgans Schlafstatt stehen.
Pug hörte die Stimme seines Meisters. Sie klang schwach, als er sich darüber beklagte, im Bett bleiben zu müssen. »Ich sage euch, mir geht es gut. Laßt mich nur ein wenig umhergehen, und
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