Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers
Schwert und seinen Schild auf den Boden. Noch immer sehr langsam stand er wieder auf und zog das Messer aus seinem Gürtel. Dann trat er plötzlich in den Nebel hinein. Seine Bewegungen waren schnell und flüssig wie die einer Katze, die in der Nacht verschwindet. Man hörte ein leises Geräusch, und Gardan tauchte wieder auf.
Vor ihm zappelte die Gestalt eines Düsteren Bruders. Eine von Gardans riesigen Händen hatte sich fest über den Mund der Kreatur gelegt. Der andere Arm drückte ihm auf die Kehle. Pug konnte sehen, daß der Hauptmann es nicht riskieren konnte, lange genug loszulassen, um dem Wesen sein Messer in den Rücken zu stoßen. Gardan knirschte vor Schmerzen mit den Zähnen, als die Kreatur den Arm des Hauptmanns mit klauenähnlichen Krallen aufriß. Ihre Augen traten hervor, als sie versuchte zu atmen. Gardan stand wie angewurzelt und hielt den Düsteren Bruder über dem Boden, als der versuchte, sich loszureißen. Das Gesicht wurde rot, dann purpur, als Gardan das Leben aus ihr preßte. Blut floß an Gardans Arm herab, aber der mächtige Soldat rührte sich kaum. Dann wurde der Düstere Bruder schlaff. Gardan drückte noch ein letztes Mal mit dem Arm zu und ließ die Kreatur dann leise zu Boden gleiten.
Gardans Augen waren vor Anstrengung geweitet, und er keuchte leise, als er versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Langsam drehte er sich um, kniete nieder und steckte sein Messer zurück. Dann hob er sein Schwert und seinen Schild auf und kehrte an seinen Wachtposten im Nebel zurück.
Pug fühlte nichts als Ehrfurcht und Bewunderung für den Hauptmann, aber wie die anderen konnte er nur schweigend zusehen. Die Zeit verging. Die Stimmen wurden schwächer, als sich die Männer ihre wütenden Fragen zuriefen, während sie das Versteck der Flüchtigen suchten. Dann entfernten sie sich. Schließlich wurde es still, wie durch einen erleichterten Seufzer, den alle auf der Lichtung Anwesenden gleichzeitig ausgestoßen hatten. Der Herzog flüsterte: »Sie sind an uns vorbei. Führt die Pferde. Wir gehen nach Osten.«
Pug sah sich in der Dämmerung um. Vor ihm führten Lord Borne und Prinz Arutha den Weg. Gardan hielt sich dicht bei Kulgan, der noch immer erschöpft von seinem magischen Werk war. Tomas ging schweigend neben seinem Freund. Von den fünfzig Soldaten, die mit dem Herzog von Crydee aufgebrochen waren, blieben noch dreizehn übrig. Nur sechs Pferde hatten den Tag überlebt. Als sie taumelten, waren die anderen schnell von stummen Reitern mit zusammengepreßten Lippen zum Schweigen gebracht worden.
Sie taumelten aufwärts, weiter in die Berge hinein. Die Sonne war untergegangen, aber der Herzog trieb sie weiter, aus Angst vor einer Rückkehr ihrer Verfolger. Die Männer traten vorsichtig auf, besorgt und ängstlich in dem rauhen Gelände, jetzt, da die Nacht hereingebrochen war. Die Dunkelheit wurde hin und wieder von leisen Flüchen durchbrochen, wenn ein Mann auf den eisigen Felsen den Halt verloren hatte.
Pug schleppte sich weiter. Sein Körper war benommen vor Kälte und Müdigkeit. Der Tag war ihm wie eine Ewigkeit erschienen, und er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal gerastet oder gegessen hatte. Einmal hatte ihm ein Soldat einen Wasserschlauch gereicht, aber dieser einsame Trank war nur noch eine schwache Erinnerung. Er grabschte sich eine Handvoll Schnee und stopfte ihn in den Mund. Aber das geschmolzene Eis verschaffte ihm wenig Erleichterung. Es war bitterkalt, und er schauderte in seinem Umhang.
Das Flüstern des Herzogs dröhnte durch die Dunkelheit. »Halt. Ich bezweifle, daß sie im Dunkeln umherwandern. Wir werden hier rasten.«
Aruthas Wispern ließ sich von irgendwo weiter vorne vernehmen. »Der fallende Schnee sollte unsere Spuren bis morgen verdecken.«
Pug fiel auf die Knie und zog seinen Umhang um sich. Tomas’ Stimme ertönte in der Nähe. »Pug?«
Leise antwortete er. »Hier.«
Tomas ließ sich schwer neben ihn fallen. »Ich glaube…«, sagte er zwischen keuchenden Atemzügen, »ich kann mich… nie mehr rühren.«
Pug konnte bloß nicken.
Die Stimme des Herzogs kam aus der Nähe. »Keine Feuer.«
Gardan antwortete: »Es ist eine bitterkalte Nacht für ein kaltes Lager, Hoheit.«
»Zugegeben, aber wenn diese Höllensöhne in der Nähe sind, würde ein Feuer sie auf uns aufmerksam machen. Drängt euch aneinander, damit es warm genug ist und keiner erfriert. Postiert Wachen und befehlt den anderen zu schlafen. Wenn der Morgen heraufzieht,
Weitere Kostenlose Bücher