Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers
lief dem Mann übers Gesicht, als er antwortete: »Fünf Minuten, Mylord.«
Borric wandte sich an seine Mannen. »Wir rasten einen Augenblick, dann reiten wir.«
»Einen Augenblick, oder eine Stunde, was bedeutet das schon noch?« fragte Arutha. »Die Pferde sind am Ende. Wir sollten ihnen standhalten, ehe noch mehr Brüder ihrem Aufruf folgen.«
Borric schüttelte den Kopf. »Ich muß zu Erland gelangen. Er muß vom Kommen der Tsurani unterrichtet werden.«
Ein Pfeil, gefolgt von einem zweiten, flog aus den nahen Bäumen herbei, und ein weiterer Reiter fiel. Gardan rief: »Herr, es scheint, als wünschten sie, daß wir weiterziehen.«
Mit erhobener Stimme erklärte Borric: »Nur Narren oder Kinder würden diesem Weg weiter folgen. Wenn ich das Kommando gebe, wendet euch nach rechts und greift an.« Er wartete, bis jeder Mann seine Waffe bereit und ein Stoßgebet an die Götter gesandt hatte, damit die Pferde noch einen weiteren Galopp durchhielten. Dann rief der Herzog »Jetzt!«. Wie ein Mann setzte sich der Zug in Bewegung und wirbelte nach rechts herum.
Die Reiter trieben ihre erschöpften Pferde vorwärts. Pfeile ergossen sich aus den Bäumen, und Männer und Pferde schrien auf.
Pug duckte sich unter einem Ast hindurch und klammerte sich verzweifelt an die Zügel, während er an dem Schwert und Schild fummelte. Er fühlte, wie ihm sein Schild entglitt, und als er noch damit kämpfte, wurde sein Pferd langsamer. Er schaffte es nicht, sein Pferd zu beherrschen und gleichzeitig noch die Waffen zu halten.
Pug zügelte sein Tier, riskierte einen vorübergehenden Halt, um seine Ausrüstung richtig zu rücken. Ein Geräusch ließ ihn nach rechts schauen.
Keine fünf Meter entfernt stand ein Bogenschütze der Bruderschaft des Düsteren Pfades. Einen Augenblick blieb Pug, ebenso wie der Schütze, wie angewurzelt stehen. Pug war überrascht von seiner Ähnlichkeit mit dem Elbenprinzen Calin. Es gab nur weniges, was die beiden Rassen voneinander unterschied. Sie waren fast gleich groß und ähnlich gebaut. Nur ihr Haar und ihre Augen waren anders. Die Bogensehne der Kreatur war gerissen. Jetzt stand er da, die dunklen Augen auf Pug gerichtet, während er sich ruhig anschickte, den Bogen zu richten. Dann zog er einen Pfeil aus seinem Köcher und legte ihn ein, in einer einzigen, flüssigen Bewegung. Plötzlicher Alarm ließ Pug handeln. Sein stampfendes Pferd reagierte auf seinen verzweifelten Tritt und flog davon. Er sah den Pfeil des Bogenschützen nicht, hörte und fühlte ihn aber an seinem Ohr vorübersausen. Dann galoppierte er wieder, und der Bogenschütze blieb weit zurück, als Pug endlich die Gesellschaft des Herzogs einholte.
Lärm von vorn ließ Pug sein Pferd antreiben, obwohl das arme Tier deutlich zeigte, daß es so schnell lief, wie es noch konnte. Pug schoß durch den Wald, trotz der Dämmerung, die hier immer noch herrschte.
Plötzlich sah er sich hinter einem Reiter, der die Farben des Herzogs trug, und dann war er auch schon an ihm vorbei, denn sein Pferd war ausgeruhter, weil es eine leichtere Last zu tragen hatte. Das Gelände wurde hügeliger, und Pug fragte sich, ob sie sich schon den Ausläufern der Berge rund um die Grauen Türme näherten.
Die flüchtende Kolonne setzte ihre taumelnde, erschöpfte Reise fort. Pug rückte immer weiter nach vorne auf, bis er nahe beim Herzog ritt. Nach ein paar Minuten machte Lord Borric ihnen ein Zeichen, langsamer zu reiten.
Sie ritten auf eine weitere Lichtung zu. Borric betrachtete seine Gesellschaft.
Hilflose Wut zog über sein Gesicht, um dann von Überraschung ersetzt zu werden. Er hielt eine Hand hoch, und die Reiter verhielten in ihrem Durcheinander. Rufe ertönten aus dem Wald, schienen aber ziemlich fern zu sein.
Arutha, in dessen Augen Erstaunen stand, fragte: »Haben wir sie abgehängt?«
Langsam nickte der Herzog. Seine ganze Aufmerksamkeit richtete sich auf die fernen Rufe. »Für den Augenblick schon. Als wir durch die Reihen der Bogenschützen brachen, müssen wir hinter die Verfolgungslinie geraten sein.
Doch sie werden das schon bald bemerken und umkehren. Uns bleiben zehn, bestenfalls fünfzehn Minuten.« Er schaute über seine verminderte Gruppe.
»Wenn wir bloß einen Platz finden würden, an dem wir uns verstecken könnten.«
Kulgan lenkte sein taumelndes Pferd neben den Herzog. »Mylord, ich habe vielleicht eine Lösung. Aber sie ist riskant und könnte sich als fatal erweisen.«
»Nicht fataler, als wenn wir hier auf sie
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