Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers
Männer das Lager abbrachen, die Feuer löschten, die Zeichen ihres Vorüberziehens verdeckten und alles bereit machten, um den Marsch wieder aufzunehmen.
Gardan trat zum Herzog. »Herr, die letzte Wache ist überfällig.«
Borric nickte. »Ich weiß. Sie hätten vor einer halben Stunde zurückkehren sollen.« Er spähte den Hügel hinab, zu dem riesigen Wald hinüber, der in der Ferne hinter dem Nebel lag. »Wir warten noch fünf Minuten, dann ziehen wir weiter.«
Sie warteten schweigend, aber die Wachen kehrten nicht zurück. Schließlich gab Gardan den Befehl: »Also gut, Jungens. Auf geht’s.«
Die Männer reihten sich hinter dem Herzog und Kulgan auf, und die Jungen schlössen sich ihnen an. Pug zählte. Es waren nur noch zehn Soldaten übrig.
Zwei Tage später kamen die heulenden Winde und rissen wie mit eisigen Messern am bloßen Fleisch. Jede Gestalt hüllte sich in ihren Umhang, während sie langsam weiter gen Norden trabten, gegen den Wind gestemmt. Zerrissene Lumpen waren um die Stiefel gewickelt worden, in dem schwachen Versuch, Frostbeulen zu verhindern. Vergebens versuchte Pug, seine Wimpern frei von Eis zu halten. Aber der rauhe Wind ließ seine Augen tränen, und die Tropfen gefroren schnell und nahmen ihm die Sicht.
Pug hörte Kulgans Stimme über dem Wind. »Herr, ein Sturm kommt. Wir müssen Schutz finden oder sterben.« Der Herzog nickte und bedeutete zwei Männern, vorzulaufen und Schutz zu suchen. Die zwei stolperten davon. Sie bewegten sich kaum schneller als die restlichen, setzten aber alles an Kraft ein, was ihnen noch geblieben war, um ihre Aufgabe zu erfüllen.
Wolken rollten von Nordwest heran, und der Himmel verdunkelte sich.
»Wieviel Zeit noch, Kulgan?« rief der Herzog durch den heulenden Wind.
Der Magier wedelte mit einer Hand über dem Kopf, während der Wind sein Haar und seinen Bart aus dem Gesicht blies und seine hohe Stirn freilegte.
»Höchstens noch eine Stunde.« Wieder nickte der Herzog und drängte seine Männer weiter vorwärts.
Ein trauriger Ton, fast wie ein Schrei, durchdrang den Wind, und ein Soldat rief, daß das letzte Pferd gefallen sei. Borric blieb stehen und befahl fluchend, es eilends zu schlachten. Soldaten zerlegten das Tier, schnitten dampfende Stücke Fleisch ab, die im Schnee abkühlten, ehe sie eingewickelt werden konnten. Als sie fertig waren, wurde das Fleisch unter den Männern aufgeteilt.
»Wenn wir Schutz finden können, können wir ein Feuer machen und das Fleisch kochen«, rief der Herzog.
Insgeheim fügte Pug hinzu, daß sie das Fleisch kaum benötigen würden, wenn sie keinen Schutz finden konnten. Sie nahmen ihren Marsch wieder auf.
Kurze Zeit später kehrten die beiden Wachen zurück. Sie hatten eine Höhle gefunden, kaum eine Viertelmeile entfernt. Der Herzog wies sie an, ihnen den Weg zu zeigen.
Schnee fiel. Der Wind trieb ihn vor sich her. Der Himmel war jetzt dunkel und die Sicht blieb auf wenige Meter begrenzt. Pugs Kopf schmerzte, und er mußte kämpfen, um seine widerstrebenden Füße vom Schnee zu lösen. Beide Hände waren taub, und er fragte sich, ob sie erfroren wären.
Tomas sah kaum besser aus, und auch er war zu erschöpft, um zu sprechen. Er schleppte sich einfach neben seinem Freund her.
Plötzlich lag Pug mit dem Gesicht nach unten im Schnee. Er fühlte sich überraschend müde, und ihm war warm. Tomas kniete neben dem gefallenen Zauberlehrling nieder. Er schüttelte Pug, und der fast bewußtlose Junge stöhnte.
»Steh auf«, brüllte Tomas. »Es ist nur noch ein kleines Stück.«
Pug kämpfte sich hoch. Er wurde von Tomas und einem der Soldaten unterstützt. Als er stand, bedeutete Tomas dem Soldaten, daß er sich um seinen Freund kümmern würde. Der Mann nickte, blieb aber in der Nähe. Tomas löste einen der vielen Lumpen, die er sich der Wärme wegen um gewickelt hatte, verknotete ein Ende mit Pugs Gürtel und führte, um nicht zu sagen schleppte, den kleineren Jungen mit sich.
Die Jungen folgten dem Soldaten, der ihnen geholfen hatte, um einen Felsenvorsprung herum und befanden sich plötzlich vor dem Eingang zu einer Höhle. Sie taumelten ein paar Schritte vorwärts in die schützende Dunkelheit.
Dann fielen sie auf den Steinboden. Im Verhältnis zu dem beißenden Wind draußen schien die Höhle warm. Dort angekommen, fielen sie sofort in einen erschöpften Schlaf.
Pug erwachte vom Duft kochenden Pferdefleisches. Er erhob sich und sah, daß es draußen hinter dem Feuer dunkel war. Stapel von
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