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Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Titel: Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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jetzt und bereite dich auf meinen späteren Besuch vor.«
    Aglaranna trat zurück. Ihre stolzen Züge verrieten den Schmerz darüber, daß er sie so anredete.
    Schnell drehte sie sich um und ging.
    Während sie durch das Holz wanderte, war alles in ihr aufgewühlt. Seit sie sich Tomas’ – und ihrem eigenen – Verlangen gebeugt hatte, hatte sie die Fähigkeit verloren, ihn zu beherrschen oder seinen Befehlen zu widerstehen. Er war jetzt Herr über sie, und sie schämte sich. Es war eine freudlose Verbindung, nicht die Rückkehr verlorenen Glücks, die sie erhofft hatte. Aber da war eine Leidenschaft in ihr, ein Bedürfnis, mit ihm zusammenzusein, ihm zu gehören, und alles andere wich davor zurück. Tomas war dynamisch, mächtig, und manchmal auch grausam. Sie verbesserte sich: nicht grausam. Er war einfach allen anderen Wesen so entrückt, daß man keinen Vergleich anstellen konnte. Er stand ihren Bedürfnissen nicht gleichgültig gegenüber. Er bemerkte einfach nicht, daß sie welche hatte. Als sie sich Elvandar näherte, spiegelte sich das weiche, märchenhafte Licht in den schimmernden Tränen auf ihren Wangen. Tomas war sich ihres Fortgehens kaum bewußt. Unter dem dumpfen Schmerz in seinem Schädel rief ihn eine Stimme leise an. Er bemühte sich, zu hören, erkannte die Stimme und wußte, wer rief…

     
    »Tomas?«
    Ja.

    Ashen-Shugar blickte über die verlassene Öde hin, über das trocken-rissige Land bar jeglicher Flüssigkeit, abgesehen von den blubbernden Alkali-Quellen, die faulige Dämpfe in die Luft spien.
    Laut sagte er zu seinem unsichtbaren Begleiter: »Es ist einige Zeit her, seit wir das letzte Mal miteinander gesprochen haben.«
    Tathar und die anderen haben versucht, uns voneinander fernzuhalten. Du bist häufig vergessen.
    Die stinkenden Winde bliesen von Norden her, kalt, aber stickig. In den Überresten des mächtigen Irrsinns, der das Universum um sie her gefangen hielt, spürte man nur schwaches Leben.
    »Unwichtig. Wir sind wieder zusammen.«
    Was ist das hier für ein Ort?
    »Die Einöde der Chaotischen Kriege. Draken-Korins Monument, die leblose Tundra, die einstmals Grasland war. Nur wenige lebende Dinge hausen noch hier.«
    Wer bist du?
    Ashen-Shugar lachte. »Ich bin, was du werden wirst. Wir sind eins. Das hast du selbst oft gesagt.«
    Ich hatte es vergessen.
    Ashen-Shugar rief, und Shuruga schoß über eine graue Landschaft zu ihm hin. Schwarze Wolken türmten sich über ihnen. Der mächtige Drache landete, und sein Herr stieg auf seinen Rücken. Er warf noch einen Blick auf die mit Asche gekennzeichnete Stelle, die einzige Erinnerung an Draken-Korins Existenz. Dann sagte der Valheru: »Komm, mal sehen, was das Schicksal mit uns vorhat.«
    Shuruga machte einen Satz gen Himmel, und sie flogen über die Einöde dahin. Ashen-Shugar schwieg, als er auf Shurugas breitem Rücken ritt und fühlte, wie der Wind über sein Gesicht strich.
    Sie flogen, und die Zeit ging an ihnen vorüber, und sie teilten miteinander den Tod eines Zeitalters und erlebten die Geburt eines anderen. Hoch im blauen Himmel zogen sie dahin, frei vom Horror der Chaotischen Kriege.
    Es ist Kummer wert.
    »Ich glaube nicht. Da steckt eine Lektion dahinter, aber ich erkenne sie einfach nicht. Aber ich spüre, daß du sie kennst.« Ashen-Shugar schloß die Augen, als das Pochen wiederkehrte. Ja, ich erinnere mich.
    »Tomas?«
    Tomas riß die Augen auf. Galain stand ein Stück vor ihm, am Rande der Lichtung. »Soll ich später wiederkommen?«
    Langsam erhob sich Tomas. Seine Stimme war rauh und müde. »Nein, was gibt es?«
    »Dolgans Zwerge haben den äußeren Forst erreicht und warten in der Nähe des sich windenden Baches auf dich. Die Zwerge haben eine außerweltliche Enklave überfallen, als sie den Fluß überquerten.« Ein fröhliches Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht des jungen Elben. »Sie haben endlich Gefangene gemacht.«
    Ein merkwürdiger Ausdruck, gemischt aus Entzücken und Wut, zog über Tomas’ Gesicht. Ein unheimliches Gefühl überkam Galain, als er die Reaktion des Kriegers in Weiß und Gold beobachtete, dem er diese Neuigkeit überbracht hatte. Als lausche er auf einen fernen Ruf, sprach Tomas abwesend: »Geh zum Lager der Zwerge. Ich werde mich unverzüglich zu euch gesellen.«
    Galain zog sich zurück, und Tomas lauschte. Eine ferne Stimme wurde lauter.

     
    »Habe ich gefehlt?«
    Der große Raum hallte von den Worten wider, denn er war jetzt leer. Die Diener hatten sich zurückgezogen.

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