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Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Titel: Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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Königreichs im Westen besiegt werden, dann können die Außerweltlichen ihre volle Aufmerksamkeit den anderen Fronten zuwenden. Sie würden die Freien Städte und Crydee schnell für sich einnehmen können. Innerhalb eines Jahres, höchstens zwei, wäre alles, was einstmals Keshian Bosania war, unter ihrer Herrschaft. Dann könnten sie leicht auf Yabon marschieren. Und bald würden sie vor den Toren Krondors stehen.«
    Tomas sah Calin an, als wollte er etwas sagen. Seine Augen verengten sich. Ein Blick ging zwischen der Königin und Tomas hin und her, und er trat an seinen Platz im Kreis des Rates zurück.
    Calin fuhr fort: »Wenn die Außerweltlichen keine Soldaten in das Gebiet westlich der Berge durchschleusen, dann sollten die Zwerge bald bei uns eintreffen. Jenseits des Flusses hat es Ausfälle der Außerweltlichen gegeben. Sie sind auch schon auf unsere Seite vorgedrungen, aber es gibt keine Anzeichen für einen Großangriff. Ich glaube, Arutha hat mit seiner Vermutung recht. Sollten die Herzöge rufen, werden wir versuchen, ihnen zu helfen.«
    Tomas wandte sich dem Elbenprinzen zu. »Elvandar ungeschützt lassen!« Sein Gesicht verriet seinen Zorn. Martin war von der Hitze dieses kaum verhüllten Ärgers überrascht. »Wenn wir die Verteidiger nicht aus dem Elbenforste abziehen, können wir nicht genügend Soldaten aufbringen, um in einer solchen Schlacht überhaupt von Wichtigkeit zu sein.«
    Calins Gesicht blieb gleichgültig, aber seine Augen spiegelten Tomas’ Wut wider. Er sprach jedoch ganz ruhig. »Ich bin Kriegsführer von Elvandar. Ich würde unsere Wälder nie ungeschützt lassen. Aber sollten die Außerweltlichen wirklich einen Großangriff gegen die Herzöge führen, dann würden sie nicht genügend Soldaten am Fluß zurücklassen, um noch eine Bedrohung für unsere Wälder zu bedeuten. Sie haben uns nicht mehr angegriffen, seit wir sie mit der Hilfe des Zauberers geschlagen haben und ihre Schwarzen Roben getötet worden sind. Aber sollten sie sich mit Lord Borrics und Lord Brucals Armee eine Schlacht liefern, dann könnten unsere Soldaten vielleicht den Ausschlag geben.«
    Tomas bewahrte seine Selbstbeherrschung und stand einen Augenblick starr da. Dann erklärte er mit eisiger Stimme: »Die Zwerge folgen Dolgan, und Dolgan folgt meiner Führung. Sie werden nicht kommen, ehe ich sie rufe.« Ohne ein weiteres Wort verließ er den Kreis des Rates.
    Martin sah Tomas nach, als er ging. Er bekam eine Gänsehaut.
    Er spürte jetzt zum erstenmal die Macht, die sich in dieser merkwürdigen Verschmelzung aus Mensch und was sonst noch in diesem ehemaligen Jungen aus Crydee lebte, verbarg. Er hatte nur einen schwachen Eindruck dessen erhalten, was in Tomas steckte, aber es war schon genug gewesen. Tomas war ein Wesen, das gefürchtet werden mußte. Erst dann bemerkte Martin ein Zucken in Aglarannas Gesicht. Sie stand auf und sagte: »Ich sollte besser mit Tomas reden. Er ist in letzter Zeit überarbeitet gewesen.«
    Als sie ging, war Martin sich plötzlich ganz sicher. Was auch immer er gesehen haben mochte, er war Zeuge eines Konfliktes zwischen dem Sohn der Elbenkönigin und ihrem Liebhaber geworden, und auch eines tiefen Konfliktes in ihr selbst. Aglarannas Gesicht hatte den Ausdruck eines Menschen gehabt, der in einem hoffnungslosen Schicksal gefangen ist.
    Das Pochen war immer schlimmer geworden. Es war noch kein Schmerz, aber ein Unwohlsein, das zunehmend eindringlicher und nervtötender wurde. Tomas saß auf der kühlen Schneise, neben dem stillen Teich, und kämpfte mit sich. Seit er nach Elvandar gekommen war, um hier zu leben, waren seine Träume kaum mehr als schattenhafte Bilder gewesen. Sätze und Namen waren aufgetaucht, die er nicht hatte packen können. Sie waren weniger besorgniserregend, weniger beängstigend, nicht so wichtig in seinem Alltagsleben, aber der Druck in seinem Kopf, der dumpfe schmerzähnliche Zustand, hatte ständig zugenommen. Wenn er im Feld war, verlor er sich in rasender Wut. Dann spürte er keinen Schmerz, aber sobald die Kampflust nachließ, vor allem, wenn er nur langsam nach Elvandar zurückkehrte, kam auch das Pochen wieder. Schritte klangen leise hinter ihm. Ohne sich umzudrehen, sagte er: »Ich will allein sein.«
    »Der Schmerz, Tomas?« fragte Aglaranna.
    Ein schwaches, fremdes Gefühl erhob sich kurz in ihm. Er neigte den Kopf, als wollte er auf etwas lauschen. Dann antwortete er kurz angebunden: »Ja. Ich werde bald in unsere Gemächer zurückkehren. Geh

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