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Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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einem Seiteneingang führte. Der Mann lehnte im Schatten an der Wand und aß etwas von einem Teller. Er blickte kaum auf, als Jimmy näherkam. »Da bist du ja, Jimmy die Hand.«
    »Nein, nicht mehr Jimmy die Hand. Jetzt bin ich Junker James von Krondor, Alvamy der Flinke.«
    Der alte Dieb lachte leise in sich hinein. »Nein, flink bin auch ich nicht mehr. Obwohl ich in meinen jungen Tagen durchaus schnell war.« Er senkte die Stimme, so daß niemand von den Umstehenden hören konnte, was er sagte. »Mein Herr hat mir eine Nachricht für deinen Herrn mitgegeben.« Da mußte etwas im Gange sein, dachte Jimmy, denn Alvarny der Flinke war der Tagesmeister der Spötter, der Gilde der Diebe. Er war kein gewöhnlicher Laufbursche, sondern einer der engsten Vertrauten des Aufrechten. »Also, mein Herr sagt, die Raubvögel, von denen man annahm, sie hätten die Stadt verlassen, sind aus dem Norden zurückgekehrt.«
    Jimmy lief ein Schauder über den Rücken. »Die, die bei Nacht jagen?«
    Der alte Dieb nickte und stopfte sich eine Pastete in den Mund. Er schloß für einen Moment die Augen und grunzte genüßlich. Dann lag sein bohrender Blick wieder auf Jimmy. »Hat mir leid getan, als ich mitansehen mußte, wie du uns verläßt, Jimmy die Hand. Du hattest den Eid abgelegt. Hättest bei den Spöttern etwas werden können, es sei denn, einer wäre gekommen und hätte dir die Gurgel durchgeschnitten. Doch das Wasser fließt immer den Fluß runter, wie man so sagt. Und jetzt zu der Nachricht. Der junge Tyburn Reems wurde in der Bucht treibend gefunden. Es gibt dort Stellen, wo die Schmuggler ihre Waren an Land bringen; an einer dieser Stellen stinkt es, und da sie von den Spöttern nicht mehr gebraucht wird, kümmert sich keiner mehr darum. Das könnte der Grund sein, warum sich dort solche Vögel verstecken. Nun gut, das war's dann.« Und ohne ein weiteres Wort schlenderte der frühere Meisterdieb Alvarny der Flinke zur Menschenmenge zurück und verschwand zwischen den Feiernden.
    Jimmy zögerte nicht. Er rannte dorthin, wo vor einigen Augenblicken noch Arutha gestanden hatte, und als er ihn an der Stelle nicht mehr fand, machte er sich in den großen Saal auf Wegen der vielen Leute vor dem Palast kam er nicht besonders schnell voran. Die Masse fremder Menschen ließen plötzlich Alarmglocken schrillen. In den Monaten, seit Arutha und er aus Moraelin zurückgekehrt waren, von wo sie Silberdorn für die kranke Anita geholt hatten, waren sie durch das angenehme tägliche Leben im Palast gewissermaßen eingelullt worden. Jetzt vermutete der Junge in jeder Hand den Dolch eines Meuchelmörders, in jedem Weinbecher Gift und hinter jeder Ecke einen Bogenschützen. Er kämpfte sich eiligst durch die Feiernden.
     
    Jimmy wieselte durch das Getümmel der Edlen und weniger hochgestellten Gäste in den großen Saal. In der Nähe des Podiums plauderten einige Leute. Laurie und Carline sprachen mit dem keshianischen Gesandten, während Arutha gerade die Stufen zu seinem Thron hinaufstieg. In der Mitte des Saals unterhielt eine Gruppe Akrobaten das Volk, und Jimmy mußte über den freien Platz laufen, den die begeisterten Bürger für sie gemacht hatten. Er schob sich weiter durch die Menge; die tiefen Schatten in den Nischen riefen düstere Erinnerungen wach. Das trieb ihn noch mehr an. Er war wütend auf sich selbst: Schließlich wußte er, welche Bedrohung dort lauern konnte.
    Jimmy schlüpfte an Laurie vorbei und erreichte endlich Arutha, der sich auf seinem Thron niedergelassen hatte. Anita war nirgends zu sehen. Jimmy betrachtete ihren leeren Thron und legte fragend den Kopf schief. Arutha erklärte ihm: »Sie ist gegangen, um nach den Kindern zu sehen. Warum?«
    Jimmy beugte sich zu Arutha vor. »Mein früherer Meister hat mir eine Nachricht zukommen lassen. In Krondor lassen sich wieder Nachtgreifer sehen.«
    Aruthas Gesicht verdunkelte sich. »Ist das eine Vermutung oder eine Tatsache?«
    »Erstens hätte der Aufrechte nicht denjenigen geschickt, den er geschickt hat, wenn die Angelegenheit nicht von äußerster Wichtigkeit wäre und entschlossenes Handeln verlangte. Immerhin hat er einen seiner hochrangigsten Spötter den Blicken der Öffentlichkeit ausgesetzt. Zweitens gibt - gab es da einen jungen Spieler namens Tyburn Reems, den man oft in der Stadt gesehen hat. Er hatte von den Spöttern besondere Freiheiten erhalten. Und er besaß Rechte, die sonst nur wenige Männer bekommen, die nicht zur Gilde gehören. Jetzt weiß ich,

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