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Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Titel: Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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Schmerz, und Erlands Pferd tänzelte instinktiv zur Seite. Der Löwe fuhr herum und holte mit der riesigen Pranke aus, doch das Pferd war schon verschwunden. Die große Katze setzte ihm nach, bis sie sich an den anderen Feind erinnerte.
    Erland hatte das Tier ausreichend abgelenkt. Diigaí rannte zu seinem Speer und machte sich bereit. Wahrend Erland zu seinen Gefährten zurückkehrte, stieß der junge Adlige aus Kesh den Schrei des Jägers aus, und der Löwe drehte sich zu ihm um. Wahnsinnig vor Schmerzen und verwirrt durch die Angriffe von zwei Seiten sprang die Katze auf Diigaí zu. Doch dieses Mal setzte der junge Mann den Speer richtig an und erwischte den Löwen in der massigen Brust. Die Wucht des eigenen Sprungs schob das Tier weiter und bohrte die Speerspitze in sein Herz.
    Die Streitwagenlenker schrieen, und der junge Mann stand über der zuckenden Katze. Erland drehte sein Pferd um, das wegen des Blutgeruchs wieherte. Er brauchte einen Augenblick, bis er es ohne die Steigbügel wieder unter Kontrolle hatte, doch der Prinz war ein hervorragender Reiter und hatte sein Pferd rasch von den schreienden Reinblütigen abgewendet. Der Streitwagen von Lord Jaka fuhr an Erland vorbei. Plötzlich wurde dem jungen Mann bewußt, wie sehr er mit seiner impulsiven Tat in das Ritual eingegriffen hatte. Hatte er womöglich eins der wichtigsten Gesetze der Reinblütigen verletzt, indem er den Löwen abgelenkt hatte? Während sie aneinander vorbeikamen, trafen sich die Blicke von Erland und Jaka. Erland suchte in den Augen des alten Mannes nach Zustimmung oder Ablehnung, doch der Meister der Streitwagenlenker verriet seine Gefühle durch keinerlei Zeichen oder Geste. James kam zu Erland, der gerade seinen Steigbügel wieder anschnallte, und sagte: »Bist du verrückt geworden? Was ist in dich gefahren, dich so dumm zu benehmen?«
    Erland sagte: »Er wäre umgekommen. Die anderen hätten den Löwen hinterher trotzdem getötet. Und jetzt ist nur der Löwe tot. Das erscheint mir doch sinnvoll.«
    »Und wenn dein Pferd einen Moment früher gescheut hätte, dann wärst du das erste Opfer des Löwen geworden.« James schnappte sich den Kragen von Erlands Jagdrock und zerrte den Prinzen fast vom Pferd, als er ihn zu sich hinzog. »Du bist schließlich nicht der närrische Sohn irgendeines namenlosen Adligen.
    Und du bist auch nicht der idiotische Sohn eines wohlhabenden Händlers. Du bist der nächste König der Inseln, wenn es die Götter wollen. Falls du noch einmal so etwas Dummes versuchst, werde ich dir diese Verrücktheiten persönlich austreiben.«
    Erland schob James’ Hand zur Seite. »Ich habe das nicht vergessen.« Erland zog sein Pferd herum, und auf seinem Gesicht zeichnete sich Wut ab. »Ich habe diese Tatsache nicht einen Moment lang vergessen, mein Herr Graf. Nicht, seit mein Bruder gestorben ist!« Damit trat Erland seinem Tier in die Flanken und ritt in scharfem Galopp zurück zur Stadt. James machte ein Zeichen, und die Ehrengarde des Königreichs jagte ihm hinterher. Sie würden ihn nicht aufhalten können, aber wenigstens würden sie ihn auch nicht unbeschützt durch die Gegend reiten lassen.
    Locklear kam zu James, der nun allein war, und sagte: »Der Junge macht es dir nicht gerade leicht, was?«

    James schüttelte den Kopf. »Er versucht genau das gleiche zu tun, was wir in seinem Alter getan haben.«
    Locklear fragte: »Waren wir wirklich so dumm?«
    »Ich fürchte ja, Locky« James sah sich um. »Sie holen sich den Kopf des Löwen, also sollten wir besser zum Palast aufbrechen. Sonst werden sie uns zu noch einer Feier einladen.«
    Locklear schnitt eine Grimasse. »Hat diesen Leuten eigentlich noch nie jemand gesagt, daß man auch mit weniger als fünfzig Leuten zusammen essen kann?«
    »Anscheinend nicht«, erwiderte James und brachte sein Pferd mit einem Schenkeldruck in Bewegung.
    »Dann wollen wir mal los und den verletzten Stolz des Prinzen besänftigen«, meinte Locklear.
    James sah Erland hinterher, der, von seinen Wachen gefolgt, in einiger Entfernung vor ihnen dahinritt. »Es ist nicht sein verletzter Stolz, Locky.« Er betrachtete die zeremonielle Ausweidung des Löwen. »Diigaí ist im gleichen Alter wie Erland … und Borric.
    Erland vermißt seinen Bruder.« James holte tief Luft und seufzte.
    »So wie wir alle. Komm, wir müssen mit ihm reden.«
    Gemeinsam ritten die beiden Berater zum wartenden Kafi Abu Harez, der sich zu ihnen gesellte, und sie machten sich auf den Rückweg zur Stadt.

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