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Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Titel: Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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sich sein Sohn Diigaí bereit machte, die Katze zu jagen. Das Gesicht des alten Kommandanten strahlte eine gleichmütige Ruhe aus – als wäre es aus verwittertem schwarzem Stein gemeißelt – und ließ keinerlei Gefühlsregung erkennen, derweil sein Sohn auf den Kampf zuschritt.
    Kafi zeigte dorthin, wo sich der Löwe im hohen Gras niederließ.
    Er sagte zu Erland: »Dieses junge Männchen hat keinen Stolz.«
    Erland betrachtete das riesige Tier, das viel größer war als die kleinen Löwen, die man in manchen Teilen des Königreichs in den Bergen jagen konnte. Dieser hatte dazu noch eine riesige, fast schwarze Mähne, während die Löwen, die Erland bis dahin gesehen hatte, immer durch und durch lohfarben gewesen waren. Es war ein wirklich erhabenes Tier. »Er jagt für sich selbst«, fuhr Kafi fort.
    »Wenn der Löwe den heutigen Tag überlebt, wird er eines Tages ein fetter, fauler Kerl sein, der seine Löwinnen für sich jagen läßt.«
    »Kann er denn überleben?«
    Kafi zuckte mit den Schultern. »Höchstwahrscheinlich nicht. Es wird kommen, wie die Götter wollen. Der Junge wird nicht aufhören, bis er nicht mehr kämpfen kann, was für jemanden seines Ranges gleichbedeutend mit dem Tod ist. Sein Vater gehört zu den wichtigsten Lords des Kaiserreichs, wenn er also auf den Rang eines sah-dareen – eines Nichtjägers – zurückgesetzt wird wäre das für die Familie eine Schande, und dabei könnte sie leicht an Einfluß verlieren. Deshalb würde der Junge wahrscheinlich fortgehen und etwas schrecklich Dummes oder Mutiges tun, bei dem er auf jeden Fall sterben würde, damit die Schande wiedergutgemacht wird.«
    Der Löwe schlich leise vorwärts, hatte den Kopf gesenkt und den Blick auf das Wild gerichtet. Er hatte sich bereits ein Tier der Herde ausgesucht, vielleicht ein junges Kalb, einen alten Bock oder eine kränkliche Kuh. Dann drehte der Wind, und die Antilopen hoben die Köpfe. Schwarze Nasen witterten, und die Herde bemerkte den Geruch der sich nähernden Gefahr.
    Unvermittelt sprang ein Bock mit einem unmöglich erscheinenden Satz aller viere in die Luft, und die Herde schoß los. Der Löwe setzte ihnen mit ungewöhnlicher Geschwindigkeit nach. Er holte eine vom Alter geschwächte Kuh ein, die allerdings mit den Hufen nach ihm trat, was den Löwen zu einer Richtungsänderung bewegte. Verwirrt stand er einen Moment lang da. Antilopen sollten solche Dinge eigentlich nicht tun, dessen war er sich sicher. Dann witterte der Löwe im Wind einen anderen Geruch, und mit einem Mal bemerkte er, daß er nicht länger der Jäger, sondern der Gejagte war.
    In diesem Augenblick gab Diigaí einen Schrei von sich, und sein Wagenlenker knallte mit der Peitsche und trieb die Pferde zur Verfolgung an. Das war das Signal, die Jagd ging los. Erland und seine Gefährten gaben ihren Tieren die Sporen und galoppierten los, um mit den Streitwagen gleichauf zu bleiben.
    Mit einem militärischen Manöver stoben die Streitwagen auseinander, damit der Löwe nicht zur rechten oder linken Seite ausbrechen konnte. Jagdrufe gellten durch die Luft, und die jungen Keshianer sandten lauthals uralte Gebete an ihren Gott der Jagd, Guis-wa. Während dieser im Königreich als Gott des Bösen galt, gehörte der Rotmäulige Jäger in Kesh zu den wichtigsten Gottheiten und wurde als Heiliger aller keshianischen Jäger verehrt.
    per Löwe schoß über die grasbewachsene Ebene. Er konnte eine solche Geschwindigkeit nicht lange halten, und ein Versteck war nicht in Sicht. Diigaí und die anderen Streitwagenlenker jagten der fliehenden Katze hinterher.
    plötzlich zügelte James sein Pferd und rief Erland zu, er solle stehenbleiben. Die Reiter aus dem Königreich hielten ebenso wie Kafi Abu Harez an. »Was ist?« fragte Erland.
    James sagte: »Ich wollte nur hinter diesem gewollten Durcheinander bleiben. Ich würde es nicht gerne sehen, wenn du plötzlich aus Versehen ganz vorn ständest.«
    Erland wollte zunächst protestieren, doch dann wurde ihm klar, worauf James hinaus wollte. In einer solchen Situation konnte einiges »aus Versehen« passieren. Erland nickte, wendete seine Stute, brachte sie in leichten Galopp, gerade schnell genug, damit er ohne Risiko, in die Jagd einbezogen zu werden, mitverfolgen konnte, was sich vor ihm abspielte.
    Die Streitwagenlenker zügelten ihre Pferde, damit Diigaí ausreichend Platz hatte, dem Löwen gegenüberzutreten. Als Erlands Gesellschaft bei den Wagen eintraf, war Diigaí abgestiegen und pirschte sich

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