Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
Glückskoch hin.«
Der stämmige Karawanenmeister sah auf Suli herab, und auf seine Glatze traten Schweißperlen, derweil er meinte: »Glückskoch?«
Ghuda nickte, als wäre das eine offensichtliche Sache, über die man nicht sprechen mußte. »Ja.«
»Was, o Herr der Zehntausend Läuse, ist ein Glückskoch?«
»Vor sieben Jahren war ich mal Wächter bei einer Karawane von Taymus Rioden, die ging von Querel nach Ashunta, und wir wurden von Banditen überfallen. Die kamen über uns wie ein Gewitter. Ich hatte nicht mal mehr die Zeit, ein Gebet an die Göttin des Todes zu schicken.« Er machte eine Geste, um bei der Nennung der Göttin Unheil von sich fernzuhalten, und der Karawanenmeister tat das gleiche. »Aber ich überlebte, und mein Glückskoch ebenfalls. Alle anderen Männer kamen um. Und seitdem habe ich immer meinen Glückskoch dabei.«
»Da dieser Junge kaum mehr als zwölf Sommer zählen kann, Vater aller Schwindler, muß er allerdings sehr früh entwickelt gewesen sein, wenn er vor sieben Jahren schon Karawanenkoch war.«
»Ach, das war doch nicht er«, meinte Ghuda und schüttelte den Kopf, als wäre das ganz klar. »Das war ein anderer Koch. Weißt du, ich hab in einem Graben gehockt, mit der Hose in den Knien, und hatte den schlimmsten Durchfall meines Lebens, als die Banditen zuschlugen. Ich konnte nicht mal zum Kämpfen aufstehen. Und die Banditen haben mich einfach nicht gefunden.«
»Und wie hat der Koch überlebt?«
»Er hockte ein paar Meter neben mir.«
»Und was ist mit ihm passiert?« fragte der Karawanenmeister und blinzelte Ghuda von oben her neugierig an.
»Ich hab den Bastard umgebracht, weil er mich fast vergiftet hat.«
Der Karawanenmeister konnte nicht anders, er mußte lachen. Als er endlich die Beherrschung wiedererlangt hatte, meinte Ghuda zu ihm: »Der Junge macht dir keinen Ärger. Er kann dem Koch abends beim Lagerfeuer helfen, und du brauchst ihn nicht zu bezahlen. Laß ihm einfach nur jeden Tag eine Mahlzeit zukommen, bis wir Kesh erreichen.«
»Abgemacht!« sagte der Meister, spuckte in die Hand und streckte sie Ghuda entgegen. Der spuckte ebenfalls in die Hand und schüttelte die des Karawanenmeisters. »Abends am Feuer kann man immer einen guten Lügner gebrauchen. Dann geht die Reise schneller vorbei.« An Suli gewandt, sagte er: »Los, Junge, geh mal meinen Koch suchen.« Er deutete mit dem Daumen über die Schulter, wo man den Wagen des Kochs unter einem Dutzend Wagen für die Fracht stehen sah. »Sag ihm, du wärst der neue Küchenjunge.«
Suli sah zu Borric, der nickte, er solle gehen. Während Suli sich davonmachte, meinte der Karawanenmeister: »Ich bin Janos Saber, Händler aus Kesh. Wir brechen beim ersten Tageslicht auf.«
Ghuda schnürte das kleine Bündel auf, das er über der Schulter getragen hatte. »Wir schlafen heut nacht unter deinem Wagen.«
»Gut. Und jetzt laßt mich allein, ich muß nämlich noch vier Wächter finden, ehe es dunkel wird.«
Borric und Ghuda schlenderten davon und fanden etwas Schatten unter einem Baum. Ghuda nahm seinen Helm ab und fuhr sich mit der Hand über das schweißnasse Gesicht. »Sollten uns jetzt vielleicht lieber ein bißchen ausruhen, Verrückter. Morgen wird es uns mies gehen.«
»Mies?« fragte Borric.
»Ja, Verrückter. Heute ist uns nur heiß, und wir sind gelangweilt.
Morgen werden wir durstig, staubig, müde und gelangweilt sein, und dazu wird es noch heiß werden.«
Borric verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte, sich auszuruhen. Seit seiner Kindheit wußte er, ein Soldat mußte sich dann ausruhen, wann immer sich die Gelegenheit dazu ergab. Doch seine Gedanken schweiften umher. Wie war es wohl Erland ergangen, und was mochte er in Kesh vorfinden? Hielten sie Borric für tot, oder glaubten sie, er sei nur verschollen?
Er seufzte laut und machte es sich bequem. Bald döste er in der Hitze des Nachmittags, und der geschäftige Lärm der Karawanserei lullte ihn schließlich in tiefen Schlaf.
Jagd
Der Löwe stand regungslos da.
Erland beobachtete das Tier neugierig, während die Raubkatze den Blick auf die Herde der grasenden Steppenantilopen gerichtet hielt. Erland saß auf seinem Pferd, genau wie neben ihm James, Locklear und der Beni-Wazir Kafi Abu Harez. Daran anschließend standen in einer Reihe ein halbes Dutzend solcher Streitwagen, wie sie schon seit alten Zeiten das Herzstück der Armee von Kesh bildeten. Der Kommandant der Kaiserlichen Streitwagenlenker, Lord Jaka, sah zu, während
Weitere Kostenlose Bücher