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Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Titel: Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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der Inseln auf dem Weg zu einer Geburtstagsfeier bei einem Überfall sterben soll. Ich kann dir nur eins sagen: Niemand hatte mir jemals, jemals gesagt, daß das Leben irgendeinen Sinn hat. Es ist einfach nur so da.«
    Erland ließ sich gegen Miyas weichen Körper sinken, und Wärme erfüllte ihn. Er seufzte und merkte, wie sein Herz leichter wurde, wie ein Schmerz nachließ, der seit dem Überfall in der Wüste nicht aufgehört hatte, in ihm zu bohren. »Es ist so eigenartig«, sagte er leise. »Es scheint mir gerade erst klargeworden zu sein, daß Borric wirklich tot sein muß. Dennoch …«
    »Was?« fragte James ruhig.
    »Ich weiß nicht.« Erland sah James an, und in seinen Augen lag eine offene Frage. »Wie soll es sich anfühlen? Ich meine, Borric und ich waren nur äußerst selten voneinander getrennt. Es ist, als wären wir … jeweils ein Teil des anderen. Ich dachte, falls ich ihn jemals verlieren würde, oder er mich, würden wir … es merken. Verstehst du, was ich meine?«
    James stand auf. »Ich glaube schon. Zumindest verstehe ich das – glaube ich – so gut wie jeder andere, der niemals im Leben jemanden hatte, dem er so nahestand wie du deinem Bruder. Aber ich habe euch aufwachsen sehen, seit ihr noch kleine Kinder wart, und ich habe gesehen, wie ihr gespielt und gekämpft habt. Ich glaube, ich weiß sehr wohl, was du meinst.«
    Erland seufzte abermals. »Ich habe nur gedacht, es würde sich anders anfühlen. Das ist alles. Es fühlt sich einfach nicht so an, als wäre er tot, verstehst du, sondern als wäre er bloß weit entfernt.«
    Erlands Augen wurden schwer, und er schloß sie. Einen Moment später ging sein Atem regelmäßiger, und der Junge war eingedöst.
    James verlangte seinen Umhang von der Dienerin zurück. An Miya gewandt, sagte er: »Wir werden heute abend mit der Kaiserin zusammen speisen. Weck ihn, wenn es an der Zeit ist.«
    Sie nickte, sagte jedoch kein Wort, um den schlafenden Prinzen nicht zu wecken. James legte sich den Umhang über den Arm und verließ das Zimmer.

     
    Erland war gerade mit dem Ankleiden fertig, als Miya Lord Jaka ankündigte. Der Prinz war nicht überrascht, da er mit einer Reaktion von Diigaís Vater gerechnet hatte. Erland machte der Dienerin ein Zeichen, sie solle den keshianischen Adligen hereinlassen, und Augenblicke später trat der hochgewachsene Krieger ein. Miya zog sich diskret zurück, bis sie außer Hörweite, jedoch noch nahe genug war, falls Erland sie brauchen sollte.
    Jaka verneigte sich vor Erland, dann sagte er: »Mein Lord Prinz, ich hoffe, ich komme Euch nicht ungelegen?«
    »Nein, Lord Jaka. Ich habe mich gerade fertig angezogen und warte auf das Abendessen mit Eurer Kaiserin.«
    Jaka machte eine Geste mit beiden Händen, hielt sie parallel und bewegte sie nach unten und gleichzeitig nach außen, was – wie Kafi ihm erzählt hatte – soviel heißen sollte wie: »Möge der Himmel Euch schützen« oder »Möge der Himmel gnädig sein«, jedenfalls ein Segen, den man zu allen Gelegenheiten herbeiwünschen konnte.
    Der alte Krieger sagte:. »Ich bin gekommen, um mit Euch über das zu sprechen, was Ihr heute nachmittag getan habt.«
    »Ja?«
    Jaka schien mit den Worten zu ringen, die er sagen wollte. »Als Jäger mit gutem Ruf wäre es für mich eine Schande gewesen, hätte mein Sohn heute bei seiner rituellen Männlichkeitsjagd versagt Mit so einer Sache wird man nur schwer fertig.
    Manche werden sagen, Ihr hättet meinem Sohn einen mutigen Tod streitig gemacht, oder seiner Jagd würde ein Makel anhaften, weil Ihr eingegriffen habt.«
    Jetzt kommt’s, dachte Erland. Er hatte so etwas schon halb erwartet.
    »Aber«, fuhr Jaka fort, »Ihr habt das Tier nur abgelenkt, so lange, bis mein Sohn seinen Speer wieder aufheben konnte.«
    Erland nickte. »Er hat das Tier erlegt.«
    »Das stimmt. Und wenn ich auch ein wenig gemischte Gefühle habe, was die Eleganz seiner Jagd angeht, so möchte ich Euch als Vater eines Jungen, den ich von ganzem Herzen liebe, danken, weil Ihr ihm zu seiner Männlichkeit verholfen habt.« Leise fügte er hinzu: »Und ihm das Leben gerettet habt.«
    Erland stand einen Augenblick regungslos da und suchte nach Worten. Schließlich fiel ihm etwas ein, was dem Vater unter den gegenwärtigen Umständen den größtmöglichen Stolz lassen würde.

    »Vielleicht hätte er den Speer auch ohne meine Hilfe wiederbekommen. Wer kann das wissen?«
    »Tatsächlich, wer kann das wissen?« sagte der alte Mann. »Es war eine noch junge

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