Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
als Hunde, die man von der Leine läßt und auf einen Gegner hetzt. Oh, wenn es vonnöten ist, werden sie mit aller Grausamkeit kämpfen, doch das ist für sie keine Sache der Ehre.
Nein, ehrbar ist es, wenn man sein Wild aufbringt, wenn man es stellt und mit einem einzigen Hieb tötet. Dem jungen Rasajani würde ein Kampf mit Euch völlig unvernünftig erscheinen. Ihr seid ein Krieger, dessen Fähigkeiten nicht bezweifelt werden. Ihr würdet ihn rasch töten. Das wußte er, und deshalb wäre ein Duell mit Euch die reinste Torheit.«
Erland schüttelte den Kopf und meinte: »Das ist nicht ganz so leicht zu verstehen.«
Kafi zuckte mit den Schultern. »Für sie ist es nicht leicht zu verstehen, wie sich jemand der Ehre wegen in einen Kampf mit einen Gegner ziehen lassen kann, von dem er weiß, daß er besser ist. Von ihrem Standpunkt aus wäre das gleichbedeutend mit Selbstmord.«
Die Gesellschaft der Prinzessin Sharana trat ein, und einen Schritt hinter ihr folgte Miya. Erland konnte die Augen kaum von der Prinzessin mit der goldfarbenen Haut lösen, doch schließlich fragte er Kafi: »Warum ist meine Dienerin heute abend bei der Prinzessin?«
Kafi lächelte. »Weil Eure ›Dienerin‹ Lady Miya ist, die Cousine von Sharana.«
Erland machte große Augen. »Cousine? Der Prinzessin? Ihr macht Scherze?«
Kafi entgegnete: »Natürlich nicht, Hoheit. Die Kaiserin würde niemals Sklaven oder Leuten von so niedrigem Rang wie mir erlauben, sich in Euren Gemächern um Eure Bedürfnisse zu kümmern.« In den Leuten von so niedrigem Rang schwang deutliche Verbitterung mit. »Also dürfen ausschließlich junge Männer und Frauen von edler Abstammung – jedoch niedere Söhne und Töchter – der Kaiserin und ihren Gästen dienen.«
Verblüfft riß Erland die Augen auf. »Alle!«
Kafi erwiderte: »Ja, jede einzelne Dienerin in Euren Gemächern ist die Tochter eines Adligen.« Er deutete abwesend auf die anderen am Tisch, die Erlands Unbehagen beobachteten. »Natürlich sind alle in Euren Gemächern auch mit der Kaiserin verwandt und von kaiserlichem Geblüt.«
Erland meinte: »Götter und Dämonen! Ich fürchte, ich habe schon mit der Hälfte der Töchter der Kaiserfamilie das Bett geteilt.«
Kafi lachte: »Noch nicht einmal mit dem zehnten Teil. Viele sind doch nur entfernt mit der Kaiserin verwandt. Und selbst wenn? Die Reinblütigen betrachten diese körperlichen Dinge anders als Ihr. Ihre Frauen sind genauso frei wie die Männer, wenn es darum geht, sich Geliebte zu suchen. Das hängt damit zusammen, daß es hier ebensooft eine Kaiserin auf dem Thron gab wie einen Kaiser.«
Wieder schwang eine gewisse Verbitterung in seiner Stimme mit.
Wie es das Protokoll vorsah, betrat Prinzessin Sojiana mit ihrem Gefolge den Saal als letzte, und abermals erkundigte sie sich förmlich nach der Gesundheit ihrer Mutter. Alles ging wie gehabt vonstatten, und das Mahl begann.
Diener erschienen, nachdem sich die Gesellschaft der Prinzessin niedergelassen hatte, und boten Speisen an. An Erlands Tisch wurde wenig geredet, denn sowohl der Prinz als auch Locklear begnügten sich damit, quer durch den Saal zu starren, Erland auf Prinzessin Sharana und Lady Miya, und Locklear zur Mutter der Prinzessin.
Später am Abend ersuchte James Erland, ihn und Gamina zu einem Spaziergang durch einen der Gärten des Palastes zu begleiten.
Da er hinter dem seltsamen Ersuchen einen bestimmten Grund vermutete, stimmte der Prinz zu.
Als sie den Garten betraten, drang Gaminas Stimme in Erlands Gedanken. James möchte dich bitten, durch mich z u sprechen, denn er hält es für sicher, daß wir seihst in der Mitte dieses Gartens belauscht werden. Laut sagte sie: »Hier ist es zwar anders als zu Hause, doch sehr schön, nicht wahr?«
Erland sagte: »Da kann ich dir nur zustimmen.«
James’ Stimme drang mit Gaminas Hilfe in Erlands Gedanken. Ich bin schließlich mit deinem Spion im Palast in Kontakt getreten.
Schließlich? Hat es ein Problem gegeben?
Ein Problem? Mit James’ Antwort kam ein Gefühl von Belustigung. Nur, daß wir unter ständiger Beobachtung stehen. Die Hälfte der »Dienerinnen« i n unseren Gemächern sind höchstwahrscheinlich Spione – was nur einen kleinen Unterschied macht, denn alles, was wir tun oder lassen, wird natürlich auch von denen überbracht, die keine Spione sind. Ich glaube, es geht etwas sehr Wichtiges vor.
Erland fragte Gamina, wie sie den Tag verbracht hatte, und sie unterhielten sich über
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