Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
setzen.«
Borric hatte dasjenige der vier Pferde für Suli ausgesucht, welches ihm wahrscheinlich am wenigsten Widerstand entgegensetzen würde, und er half dem Jungen auf den Rücken des Tiers. Während er ihm die Zügel reichte, sagte er: »Wenn wir irgendwann schnell reiten müssen, hältst du dich mit der linken Hand an der Mähne fest. Und mach die Beine so lang du kannst – dann sitzt du sicherer, als wenn du dich mit den Knien festklammerst. Verstanden?«
Der Junge nickte, doch seinem Gesichtsausdruck nach erschien es ihm offensichtlich kaum weniger abschreckend, auf diesem Pferd schnell reiten zu müssen, als noch einmal mit Soldaten zusammenzutreffen. Borric wandte sich von ihm ab und sah, wie Nakor die Sättel aus der Scheune brachte. »Wohin bringst du sie?«
Der grinsende Isalani sagte: »Hinten ist ein alter Komposthaufen. Da werden sie bestimmt nicht suchen, würde ich meinen.«
Borric mußte lachen, und einen kurzen Moment später war der ständig glückliche Mann zurück und sprang trotz des Rucksacks und des Stabs, die er immer dabei hatte, geschickt auf das Pferd. Borric bekam den Geruch verfaulenden Abfalls in die Nase und meinte: »Puh! Wenn der Haufen so stinkt, dann behältst du sicherlich recht. Die werden darin so bald nicht herumstochern.«
Ghuda sagte: »Los. Wir sollten bis zur Morgendämmerung soviel Weg wie möglich hinter uns gebracht haben.«
Borric machte ein Zeichen, und der Söldner schob das Scheunentor auf und sprang dann auf sein Pferd. Er trat ihm fest in die Flanken und ließ es in Trab fallen, derweil Borric, Suli und Nakor ihm folgten. Borric verdrängte den schaurigen Gedanken, hinter jeder Biegung der Straße könnte ein Hinterhalt auf sie warten.
Etwas anderes war viel wichtiger: Jede Minute, die verstrich, brachte ihn Kesh und damit Erland und den anderen näher.
In der Stadt Páhes herrschte reges Treiben, denn sie lag an der Brücke über den Sarne, an der Stelle, wo sich die Straße von Faráfra nach Khattara, welches weiter im Nordosten lag, mit dem Fluß kreuzte. Im Osten der Brücke, am Südufer des Flusses, war über die Jahre ein Hafenviertel mit vielen Lagerhäusern gewachsen, wo Fuhrleute ihre Wagen dicht an die Lastkähne und Flußschiffe brachten, mit denen die Waren bis ins Herz des Kaiserreichs befördert wurden. Zudem waren auch einige Segelboote zu sehen, denn hier wehte der Wind meist aus Westen. Deswegen war es den größten Teil des Jahres über möglich, von Kesh aus nach Jamila und den anderen Orten flußaufwärts zu segeln, außer zu den Zeiten der Überflutung. Und auf dem riesigen Overnsee war so viel Schiffsverkehr wie auf jedem anderen größeren Gewässer in Midkemia.
Borric sah sich um, wobei er sich in seinem neuen Gewand immer noch sehr dumm vorkam. Er trug ein dahá , die traditionelle Kleidung der Bendrifí, eines Bergvolks aus dem Regenschattengebirge. Das gute Stück bestand aus einem buntgefärbten Tuch, welches zuerst um die Taille gewickelt und dann wie eine Toga über die Schulter gelegt wurde. Sein Schwertarm war nackt, genauso wie seine Beine.
Anstelle der Stiefel trug er jetzt kreuzweise geschnürte Sandalen.
Borric kam sich ohne seinen Harnisch sowohl lächerlich als auch verletzlich vor. Doch es war eine gute Wahl, denn die Bendrifí waren eine der hellhäutigen eingeborenen Rassen von Kesh. Borrics Haar war bis auf den Schädel kurzgeschnitten und mit einer übelriechenden Tinktur gefärbt, die Nakor am Abend zuvor aufgetrieben hatte, und nun war der Prinz beinahe weißblond; dazu standen die Haare mit Hilfe einer süßlich riechenden Pomade fast aufrecht, während sie über den Ohren abrasiert waren. Die Bendrifí waren unnahbare, zurückhaltende Menschen, deshalb würde sich niemand über Borrics Schweigsamkeit wundern; Borric betete nur, daß er hier niemandem von diesem Volk begegnen würde, denn die Sprache dieser Leute war mit keiner der anderen in Kesh verwandt, und Borric konnte kein einziges Wort in ihr sprechen. Doch während Borric seiner Verwandlung unterzogen worden war, hatte Suli ihm verraten, er könne ein wenig in Ghendrifí, der Sprache der Bendrifí, fluchen, und er hatte Borric ein paar Sätze beigebracht.
Borric hatte keine Ahnung, wo Nakor diese ausländische Verkleidung aufgetrieben hatte, doch wie bei allem anderen, was der Isalani anfing, kam auch diesmal ein erstaunliches Ergebnis heraus.
Der kleine Mann hatte beim Verkauf der Pferde doppelt soviel herausgeholt, wie sie wert waren, und es
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