Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
Stadtwache!«
Dann flog die Hintertür auf, und die Diebe stürzten herein und stießen mit nackten Mädchen und Jungen, berauschten Männern und zwei sehr zornigen Aufpassern zusammen. Der Aufruhr wurde noch größer, als zwei weitere große Männer am Ende des Hausflurs erschienen und wissen wollten, was hier denn vor sich ging. Borric schrie: »Religiöse Fanatiker! Die wollen eure Sklaven befreien. Eure Männer werden angegriffen, dahinten. Los, ihr müßt ihnen helfen!«
Irgendwie gelang es Ghuda, Suli und Nakor, sich dem Durcheinander zu entziehen, und sie rannten auf die Vordertür des Gebäudes zu. Der nackte Händler, der die Straße entlanggelaufen war, hatte die Neugier der Stadtwache geweckt, und zwei bewaffnete Wächter des Friedens standen vor der Tür, als Borric sie aufriß. Ohne Zögern sagte er: »Oh, Herren! Es ist schrecklich! Die Haussklaven haben einen Aufstand gemacht und töten die Kunden. Sie sind vom Opium völlig durchgedreht und haben übermenschliche Kräfte. Bitte, holt Hilfe!«
Der eine Wächter zog sein Schwert und stürmte ins Haus, während der andere eine Pfeife von seinem Gürtel nahm und hineinstieß. Innerhalb von Sekunden nach dem Pfiff tauchten zehn weitere Stadtwachen auf, die durch die Tür auf den angeblichen Aufstand zustürmten.
Zwei Häuserblocks weiter, in einem dunklen Wirtshaus, setzten sich Borric und seine Gefährten an einen Tisch. Ghuda nahm seinen Helm ab und knallte ihn auf den Tisch. Er zeigte mit dem Finger auf Borric und meinte: »Der einzige Grund, weshalb ich dir den Kopf nicht abschlage, besteht darin, daß wir dann alle ins Gefängnis kämen.«
»Warum willst du mich eigentlich immer schlagen?« fragte Borric.
»Weil du immer so dumme Sachen machst, bei denen ich leicht draufgehen könnte, Verrückter!«
Nakor sagte: »Hat doch Spaß gemacht.«
Ghuda und Borric starrten ihn erstaunt an. »Spaß?« fragte Ghuda.
»Das Aufregendste, was ich seit Jahren erlebt habe«, meinte der grinsende Mann.
Suli sah aus, als würde er gleich vor Erschöpfung zusammenbrechen. »Meister, was werden wir denn jetzt machen?«
Borric dachte einen Moment lang nach, schüttelte den Kopf und sagte: »Ich weiß es nicht.«
Fußangeln
Erland näherte sich der Tür.
Davor stand ein Dutzend Wachen, doch anscheinend wollte ihm keine wegen seines Eintritts in die Privatgemächer von Prinzessin Sharana irgendwelche Fragen stellen.
Am Eingang zum Empfangsbereich entdeckte Erland Lord Nirome, den Adligen, der Prinz Awaris Zeremonienmeister gewesen war, als dieser ihn vor der Oberstadt begrüßt hatte.
Der stämmige Mann lächelte verbindlich, während er sich verbeugte, und sagte: »Guten Abend, Euer Hoheit. Ist alles zu Eurem Wohlgefallen?«
Erland lächelte und verneigte sich ebenfalls mit einer Hochachtung, die über das hinausging, was Niromes Rang erforderte.
»Eure Großzügigkeit ist immer wieder überwältigend, mein Lord.«
Mit einem Blick nach hinten über die Schulter nahm der wohlbeleibte Reinblütige Erland beim Arm und sagte: »Wenn Ihr einen kurzen Moment Zeit für mich hättet, Sire.«
Erland erlaubte Nirome, ihn zu einem Alkoven zu führe, wo sie außer Sicht der Wachen und Diener waren. Der Prinz sagte: »Nur einen Moment. Ich möchte die Prinzessin nicht warten lassen.«
»Das verstehe ich natürlich, Hoheit, das verstehe ich.«
Nirome lächelte breit, und irgend etwas sagte Erland, er müsse sich vor diesem freundlichen Stümper in acht nehmen, weil niemand einen so hohen Rang einnehmen konnte, ohne sich an dem am Hofe üblichen Intrigenspiel zu beteiligen. »Was ich sagen möchte, Hoheit, ist, es wäre sehr freundlich und großzügig von Euch, sozusagen ein königlicher Akt, wenn Ihr Ihrer kaiserlichen Majestät gegenüber äußern würdet, Ihr wolltet den jungen Rasajani, Lord Kiláwas Sohn, sehen, um ihm seine beleidigende Haltung Euch gegenüber zu verzeihen.«
Erland sagte nichts, und Nirome wartete kurz und fuhr dann fort.
»Der Junge ist dumm; da sind wir einer Meinung. Wie auch immer, die Schuld liegt nicht bei ihm, sondern bei Leuten im Lager des Prinzen, die Euch erzürnen wollen.« Nirome sah sich um, als wollte er sich vergewissern, daß niemand zuhörte. »Wenn ich das kurz ausführen dürfte.«
Erland nickte.
Nirome flüsterte: »Awari ist der Zweitgeborene nach Sojiana, deshalb sollte dem Gesetz nach die Prinzessin den Thron erben. Doch wie man weiß, fürchten viele die Herrschaft von drei Kaiserinnen nacheinander –
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