Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
hatte, wieder aufflammte. In diesem Garten voller exotischer Blumen war sie die liebreizendste und exotischste. Anders als die anderen reinblütigen Frauen, denen er bisher begegnet war, erschien sie ihm nicht so geschmeidig und langbeinig, sondern eher ein wenig üppig. Ihre Beine waren kräftiger als Miyas, doch nicht ungefällig, und sie war vielleicht die Frau mit den größten Brüsten, die er je gesehen hatte. Ihre Nase war eigentümlich gebogen, und zusammen mit ihren vollen Lippen erweckte das fast den Eindruck, als würde sie schmollen. Ihre großen schwarzen Augen wirkten ein wenig fremdartig wie die der gelbhäutigen Leute von Shing Lai, die er am Hof kennengelernt hatte. Ihre Schultern und ihre Hüften waren breit, ihre Taille schmal, und ihr Bauch war auf ansprechende Art gewölbt. Erland merkte, wie ihn diese junge Frau fesselte.
Als das Schweigen dem nervösen Prinzen zu drückend wurde, sagte er: »Euer Hoheit, gibt es eigentlich … irgendwelche Frauen am Hof, die nicht anziehend sind?«
Sharana lachte. »Natürlich.« Ihre Stimme klang süß und weiblich, und ihr Lächeln belebte ihr Gesicht und beschleunigte Erlands Puls.
»Doch meine Großmutter hat Angst vor dem Alter und dem Tod, und deshalb wurden auf ihren Befehl hin alle nicht mehr jungen und nicht mehr schönen Menschen in die unteren Ebenen des Palastes verbannt. Dort gibt es auch häßliche, da mögt Ihr sicher sein.«
Sharana seufzte. »Wenn ich eines Tages regieren sollte, werde ich diesen dummen Befehl rückgängig machen. Viele gute und fähige Leute arbeiten auf unbedeutenden Stellen, während die weniger begabten, doch schöner anzusehenden hohe Ämter bekommen.«
Erland konnte dem, was das Mädchen sagte, nicht ganz folgen.
Seine Gedanken drehten sich um ihren lieblichen Geruch, der sich mit den exotischen Düften der Blüten im Garten mischte. Er sagte:
»Äh, … irgendwie scheint es Lord Nirome trotzdem geschafft zu haben, hier oben zu bleiben.«
Wieder lachte sie. »Er ist wundervoll. Er schafft es irgendwie immer, von jedem gemocht zu werden. Er ist so lieb. Von allen meinen Onkels –«
»Onkel?«
»Eigentlich ist er der Cousin meiner Mutter, aber ich nenne ihn Onkel. Er war der einzige, der mich zur Ruhe bringen konnte, wenn man mich als kleines Kind allein gelassen hatte. Großmutter hat immer mit ihm geschimpft, er solle seine Liebe zum Essen ein wenig dämpfen und mehr wie ein reinblütiger Jäger aussehen, aber sie findet sich auch so mit ihm ab. Oft denke ich, er ist derjenige, der das Kaiserreich zusammenhält – er tut immer sein Bestes, um mögliche Streitigkeiten beizulegen. Er hat auch versucht, einen guten Einfluß auf meinen Onkel Awari auszuüben …« Sie brach ab, bevor sie zuviel preisgab.
Erland nickte. »Warum halten sich Euer Onkel und Eure Großmutter voneinander fern?«
»Ich weiß es nicht genau, wirklich«, antwortete das Mädchen und nahm Erlands Hand, eine natürliche und unbefangene Geste. Mit ineinander verschränkten Fingern gingen sie weiter, und die Stimme des Mädchens klang plötzlich sehr nüchtern und sachlich. »Ich glaube, das liegt daran, weil Awari immer denkt, er sollte anstelle seiner Mutter auf dem Thron sitzen, was ich für sehr dumm halte. Er ist zu jung – schließlich ist er nur drei Jahre alter als ich.
Großmutters fünfter oder sechster Ehemann hat ihn gezeugt, glaube ich. Mutter ist die Älteste, und sie sollte den Thron erben, daran gibt es nichts zu rütteln, doch viele Leute fürchten, dann würde das Kaiserreich zu einem Matriarchat werden.«
Erland spürte, wie sein Blut wallte, doch er zwang sich dazu, seine Aufmerksamkeit auf die Politik zu richten, was nicht leicht war, da ihn doch die leichtbekleidete Prinzessin ständig irgendwo berührte. »Also, äh«, fragte er, »einige in Eurem Volk wünschen sich einen männlichen Herrscher?«
»Dumm, nicht wahr?« Sharana blieb stehen und wollte von ihm wissen: »Was haltet Ihr von meinem Garten?«
»Beeindruckend«, gab Erland ohne jede Schmeichelei zu. »Auf den Inseln gibt es nichts Vergleichbares.«
»Viele dieser Blumen hier werden nur für die kaiserlichen Gärten gezüchtet, und es gibt sie nirgends sonst auf Midkemia. Ich weiß nicht genau, wie man das macht, aber man hat es mir so erzählt.«
Wahrend sie seine linke Hand mit ihrer rechten hielt, griff sie mit der Linken herüber und drückte seinen Unterarm. Es war eine vertraute Geste, die einer Liebenden, und Erland fühlte sich gleichermaßen
Weitere Kostenlose Bücher