Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
abgeschirmt und boten eine angenehme Ungestörtheit. James zog sich aus und setzte einen Fuß in den Tümpel. Er war fast heißer als sein Badewasser zu Hause! Er ließ sich hineingleiten und spürte, wie ihn die Wärme einhüllte, seine Muskeln entspannte …
Seine Muskeln entspannte? Er wunderte sich. Er war gerade erst aufgestanden. Wieso sollten seine Muskeln verspannt sein? Etwas in seinem Innern antwortete: Weil es so gefährlich ist, zwei Jungen an den Hof von Kesh zu schicken, wo sie das Spiel der Politik spielen sollen, das älter ist als ihre eigene Familie, das Haus conDoin. Er seufzte. Pug war schon ein eigentümlicher Kerl, allerdings ein weiser und mächtiger; er war durch Adoption in die Familie des Königs und des Herzogs aufgenommen worden. Vielleicht sollte James Pug nach seiner Meinung fragen. Dann überlegte er es sich doch anders. Auch wenn Pug den Ruf hatte, der Retter des Königreichs zu sein, irgend etwas war ausgesprochen eigentümlich an Stardock und daran, wie es regiert wurde. James entschied sich, er müsse noch mehr darüber herausfinden, was hier vor sich ging, bevor er den Magier ins Vertrauen ziehen könnte.
Götter, wie ich es hasse, müde aufzuwachen, dachte er. Er lehnte sich so bequem wie möglich zurück und wollte über die ganzen Schwierigkeiten nachdenken. Die lindernde Wärme des Wassers schien seine müden Knochen zu durchfluten, und nach ein paar Minuten flössen seine Gedanken einfach so dahin. Er rannte eine Straße entlang, und eine Hand ergriff ihn am Arm. Er schloß die Augen. Seine erste Erinnerung. Er konnte nicht älter als drei Jahre gewesen sein. Er sah seine Mutter, wie sie ihn in ihr Hurenhaus zerrte, um ihn vor den Sklavenhändlern zu verstecken, die durch die Straßen streiften. Er erinnerte sich, wie sie ihn umklammerte, während sie ihm mit der anderen Hand den Mund zuhielt. Später war sie dann verschwunden. Als er älter wurde, begriff er, daß sie tot war, doch von dieser Nacht konnte er sich nur noch an die laute Stimme des Mannes erinnern, der seine Mutter anschrie und sie schlug, und an das ganze Rot überall. Jimmy verdrängte die häßliche Erinnerung, als ihm die Warme des Wassers wieder bewußt wurde.
Bald war er eingedöst.
Er wachte auf, ohne sich zu bewegen. Dem Stand der Sonne nach konnte er nicht länger als ein paar Minuten gedöst haben, höchstens eine halbe Stunde. Um ihn herum war es ruhig, doch irgend etwas hatte ihn gestört. Er hatte sich von den Gewohnheiten seiner Kindheit getrennt – damals war er immer mit einem Dolch in der Hand aufgewacht, und ein solches Verhalten war heute den Dienern im Palast gegenüber nicht angebracht –, aber er hatte immer noch stets einen Dolch in der Nähe. Er schlug die Augen auf und bewegte sich nicht, doch in seinem Blickfeld war nichts zu sehen. Er drehte den Kopf, konnte aber wegen des etwas erhöhten Tümpelrandes immer noch nichts sehen. Er stützte sich auf die Ellbogen und richtete sich langsam auf; er kam sich dumm vor, als er wieder richtig wach wurde – wer sollte hier auf Stardock schon eine Bedrohung für ihn darstellen?
James spähte über den Rand des Tümpels und entdeckte nichts.
An diesem Ort war etwas seltsam, aber er konnte irgendwie nicht herausfinden, was. Es war, als hätte er einen Raum betreten, den kurz zuvor jemand durch eine andere Tür verlassen hatte; ohne zu wissen warum, wußte er dennoch, hier war vor kurzem jemand gewesen.
Instinkte, die im gefährlichen Leben in der Stadt gewachsen waren, lösten eine Alarmglocke in seinem Kopf aus, eine Alarmglocke, die ihn zu oft vor einer Gefahr gewarnt hatte, um sie zu mißachten. Diesmal allerdings war es weniger Gefahr, sondern eher Aufregung. Vor vielen Jahren hatte Jimmy gelernt, wie man regungslos dasitzen konnte, wie man seine Gedanken von den augenblicklichen Bedürfnissen ablenken konnte, damit man sich nicht mit einer plötzlichen Bewegung verriet. Er atmete ruhig und blieb still. Nochmals sah er über den Rand des Tümpels, doch das Gefühl, jemand anderes sei vor kurzem hiergewesen, war verflogen.
Die kleine Bucht war wieder wie zuvor.
Er lehnte sich zurück und versuchte, in der Wärme die Ruhe wiederzufinden, die ihn noch kurz zuvor erfüllt hatte, aber er konnte seinen Kopf nicht mehr frei bekommen. Eine seltsame Aufregung machte sich in James breit, als näherte sich etwas Prachtvolles, und gleichzeitig spürte er eine Traurigkeit, als wäre etwas Wunderbares an ihm vorbeigezogen und hätte ihn
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