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Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Titel: Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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Ich bin müde, oder …« Er dachte an Kulgans Alter und daran, wie kränklich Katala aussah. »Irgendwie sind die Jahre nicht spurlos an einigen Leuten vorübergegangen, die ich sehr mag.« Dann hellte sich sein Gesicht wieder auf. »Oder vielleicht holen mich auch nur meine jugendlichen Untaten ein. Bei dem Gedanken, die Nacht in einer
    ›Zelle‹ zu verbringen, ist mir überhaupt nicht wohl zumute.«
    Mit einem trockenen Lächeln nickte Locklear zustimmend und wünschte seinem Gefährten eine gute Nacht. Einen Augenblick später stand James allein in dem langen, leeren Gang. Irgend etwas stimmte nicht. Doch die Aufklärung dieses vagen Gefühls hatte Zeit bis zum Morgen. Jetzt wollte er sich erst einmal waschen und dann etwas essen.

     
    Das Vogelgezwitscher vor seinem Fenster weckte James. Ganz wie gewohnt stand der junge Baron vom Hofe des Prinzen vor Sonnenaufgang auf. Zu seiner Überraschung fand er seine Kleider in seiner Zelle, gewaschen und ordentlich zusammengelegt. Da er von Natur aus einen leichten Schlaf hatte und durch Übung sofort hellwach sein konnte, behagte ihm der Gedanke nicht, daß jemand die Tür geöffnet und ihn dabei nicht aus dem Schlaf gerissen hatte.
    James zog sich den sauberen Rock und die Hose an, ließ die schweren Wanderstiefel jedoch stehen. Seit seiner Kindheit war er immer lieber barfuß gegangen, und im Palast machte die ganze Dienerschaft Witze über diese Angewohnheit; denn wenn man überraschend in Baron James’ Arbeitszimmer trat, fand man seine Schuhe meist ausgezogen unter seinem Schreibtisch vor.

    Er ging hinaus und schlich lautlos den Gang hinunter. Natürlich schliefen alle noch, dessen konnte er sich sicher sein, doch seine Verstohlenheit war keine Absicht, sondern Gewohnheit. Als Junge hatte sich James seinen Lebensunterhalt als Dieb im Armenviertel verdient, und dabei war es zu seiner zweiten Natur geworden, sich lautlos zu bewegen.
    Er erreichte die Haustür, schlüpfte hindurch und schloß sie leise hinter sich. Der Himmel war schon grau, und im Osten zeigte sich die blasse Röte des nahenden Sonnenaufgangs. Die einzigen Geräusche waren das Vogelgezwitscher und die Schläge einer einsamen Axt, mit der jemand Holz für das morgendliche Feuer hackte. James entfernte sich ein wenig von dem riesigen Gebäude der Akademie und wählte dann den Weg, der zum Dorf führte.
    Das Geräusch des Holzhackens verstummte; wahrscheinlich war die unbekannte Frau eines Fischers oder Bauern mit ihrer Aufgabe fertig. Nach vielleicht hundert Metern gabelte sich der Weg; der eine ging weiter zum Dorf, während ein schmaler Pfad zum Seeufer führte. James fühlte sich nicht in der Stimmung für einen Morgenschwatz mit den Bewohnern der Stadt, also wählte er den Weg zum Wasser.
    In der Dunkelheit entdeckte er die Gestalt in der schwarzen Robe erst, als sie fast direkt vor ihm stand. Pug lächelte ihn an. Er zeigte nach Osten. »Diese Zeit ist mir die liebste des ganzen Tages.«
    James nickte. »Und ich hab gedacht, ich wäre als erster auf.«
    Pug hielt den Blick weiter auf den Horizont gerichtet. »Nein, ich schlafe immer nur sehr wenig.«
    »Das sieht man dir gar nicht an. Ich finde, du wirkst kaum einen Tages älter als vor sieben Jahren, als wir uns das letzte Mal gesehen haben.«
    Pug nickte. »In mir stecken Dinge, die ich selbst erst gerade zu entdecken beginne, James. Als ich die Robe des Zauberers angelegt habe …« Seine Stimme versagte. »Wir haben darüber nie gesprochen, nicht?«
    James schüttelte den Kopf. »Nicht sehr tiefgehend jedenfalls, wenn du das meinst. Nun ja, wir laufen uns ja auch nicht besonders oft über den Weg. Zum ersten Mal sind wir uns bei Aruthas und Anitas Hochzeit begegnet« – er zählte die Male an den Fingern ab – »und dann noch einmal nach der Schlacht bei Sethanon.« Beide Männer sahen sich an, und beide brauchten über die Schlacht kein Wort zu verlieren. »Und dann zweimal in Krondor.«
    Pug wandte seinen Blick wieder dem Himmel im Osten zu, wo die ersten Sonnenstrahlen die Wolken in Orange und Violett zum Leuchten brachten. »In meiner Kindheit habe ich in Crydee gelebt.
    Ich war der reinste Bauernlümmel von der Fernen Küste. Ich hab bei meinen Stiefeltern in der Küche gearbeitet und davon geträumt, Soldat zu werden.« Er verstummte.
    James wartete. Er hatte wenig Lust, über seine eigene Vergangenheit zu reden, obwohl sie jedermann in Krondor und auch im Palast wohlbekannt war. »Ich war ein Dieb.«
    »Jimmy die Hand«, sagte

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