Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
Hüften und ihres Pos noch mehr zur Geltung brachte.
James hielt die Luft an. Die gleiche Mischung aus Alarm und Aufregung wie vorhin in dem warmen Tümpel traf ihn wie ein Hammerschlag. Es war ihm peinlich, sie hier zu stören, genauso, wie es ihm peinlich gewesen wäre, wenn sie an seinen Tümpel gekommen wäre. In ihm stritten die verschiedenen Möglichkeiten, was er nun tun sollte, miteinander: regungslos stehenbleiben, zurückgehen, etwas sagen, nicht entdeckt werden; und das alles zusammen ließ ihn einfach wie gelähmt dastehen.
Wieder siegten die sooft geübten Gewohnheiten seiner Kindheit über sein Bewußtsein, und er blieb wie erstarrt stehen. Dann kam ihm ein anderer Gedanke, und er spürte plötzlich ein merkwürdiges Gefühl im Magen und in der Leistengegend. Fast hätte er laut gesagt: Das ist der schönste Po, den ich je gesehen habe.
In diesem Augenblick drehte die junge Frau sich um und legte die Hand vor den Mund, als hätte ein Geräusch sie erschreckt. Und in diesem einen Augenblick bekam James den Rest von ihr zu sehen.
Sie hatte eine schlanke Figur, wie eine Tänzerin, ihre Arme waren lang und anmutig, ihr Bauch flach, ihre Brüste nicht groß, jedoch voll und rund. Er sah ihre hohe Stirn, die feinen Wangenknochen und blasse, leicht rosafarbene Lippen. Ihre Augen, die sie vor Überraschung aufgerissen hatte, waren so blau wie das Eis im Winter. Diese Einzelheiten prägten sich innerhalb eines Momentes in sein Gedächtnis ein. Tausende ähnliche Bilder zogen vor seinen Augen dahin, doch bei jedem wußte er, diese junge Frau vor ihm war der schönste und berauschendste Anblick, den er je genossen hatte.
Dann kniff sie die schönen, blaßblauen Augen zusammen, und plötzlich spürte James einen dumpfen Schmerz in seinem Kopf.
Er fiel um, wie von einer Waffe getroffen, und seine Stimme klang hohl in seinen Ohren wider, während er unter der Oberfläche versank. Er schluckte Wasser, und Todesangst ergriff ihn. Dann verlor er das Bewußtsein und sank in das trübe Dunkel des Sees.
An einem Ort – und es war nicht der Ort, an dem James schwamm ertrank er förmlich in Erinnerungen: wie er auf dem Straßenpflaster gespielt und nie einen Augenblick ohne Angst gelebt hatte. Fremde bedeuteten Gefahr, und jeder Tag brachte neue Fremde in das Haus seiner Mutter. Und jeden Tag sah er Männer, die sich laut und einschüchternd benahmen, die ihn nicht beachteten, oder andere, die sich kurz mit ihm beschäftigten, ihm durch die Haare wuschelten oder ihm etwas Eigenartiges sagten.
Dann war da die Nacht, als sie starb, und niemand kam: Der Mann mit dem schiefen Lächeln hatte ihn weinen gehört und war geflohen.
Jimmy hatte schließlich den Weg aus dem Haus gefunden und war mit seinen kleinen Kinderfüßen durch das Blut gestapft.
Dann die Kämpfe mit den anderen Jungen, um Knochen und Brotkanten, die es an den Hintertüren der Kneipen und Gasthäuser gab; er hatte Weizen und Mais gegessen, der aus den Getreidesäcken im Hafen rieselte. Und die Tropfen sauren Weins aus fast leeren Flaschen. Gelegentlich einmal eine Münze von einem wohltätigen Mitmenschen, eine heiße Pastete. Der Hunger war allgegenwärtig.
Eine Stimme ohne Gesicht fragte ihn aus der Dunkelheit, ob er schlau sei. Er war schlau gewesen. Sehr schlau. Und er hatte bei den Spöttern angefangen.
Gefahr um ihn herum, immer. Keine Freunde, keine Verbündeten allein die Regeln der Gilde schützten Jimmy die Hand. Doch er war begabt; der Aufrechte vergab ihm seine kleinen Fehltritte, weil er für einen so jungen Kerl schon so viel einbrachte.
Dann erschien wieder der Mann mit dem schiefen Lächeln. Jimmy war zwölf gewesen. Es hatte nichts mit Stolz, Ehre oder wilder Rache zu tun gehabt. Ein junger Dieb hatte sich herangeschlichen und Gift – welches er von einem Mann gekauft hatte, der damit handelte – in den Wein getan. Der Mann mit dem schiefen Lächeln starb, ohne zu wissen, welche Gründe seinen Mörder getrieben hatten; sein Gesicht wurde schwarz, seine Zunge quoll zwischen den geschwollenen Lippen heraus, und seine Augen traten hervor, während der Sohn einer ermordeten Hure das Ganze durch einen Spalt in der Decke beobachtete. Jimmy hatte keinen Triumph verspürt, doch er hoffte, seine Mutter möge nun in Frieden ruhen. Er hatte nie den Namen seiner Mutter erfahren. Er wollte weinen, er wußte nur nicht, wie. Er hatte nur zweimal geweint … nein, in Wirklichkeit dreimal. Als Anita vergiftet darniederlag, und als er
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