Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
die Magier angerichtet haben, die im Spaltkrieg für den Kriegsherrn von Kelewan gearbeitet haben. Nein, in Stardock darf die Politik niemals eine Rolle spielen. Niemals.«
James stand auf und sagte: »Als Adliger des Königreichs fürchte ich, du bewegst dich am Rande des Verrats.« Er ging ein paar Schritte bis zu einem offenstehenden Fenster und sah hinaus in die Nacht. Dann lächelte er. »Als Mann, der schon in frühester Jugend gelernt hat zu denken, kann ich deiner Weisheit nur Beifall leisten.«
»Somit wirst du auch verstehen, warum ich dir vertraue, denn du wirst immer eine Stimme der Vernunft in der Versammlung der Lords sein.«
James sagte: »Eine leise Stimme, aber eine, die immer im Sinne deiner Hoffnungen sprechen wird.« Und er fügte hinzu: »Ich werde versuchen, es den anderen begreiflich zu machen. Doch du mußt eins einsehen: Viele denken, wer nicht deutlich und treu zum Königreich steht, muß demzufolge ein Feind sein.«
Pug nickte nur. »So, und nun zu der anderen Angelegenheit. Wir werden einen Priester vom Dorf an der Küste herüberkommen lassen – auf der Insel selbst gibt es keinen Tempel, und wir verstehen uns auch nicht allzugut mit denen, die geistliche Magie ausüben.«
James lächelte. »Ihr wildert ja auch in ihrem Revier.«
Pug seufzte. »Das denken viele. Auf jeden Fall sind die einzigen Geistlichen, die ich für vernünftige Männer hielt, entweder tot oder weit entfernt. Ich fürchte, in dem Maße, wie unsere Macht hier wächst, wächst ebenfalls das Mißtrauen der großen Tempel in Rillanon und Kesh.« Seine Miene hellte sich wieder auf. »Aber Vater Marias, der auf dem Festland den kleinen Tempel von Killian leitet, ist ein sehr ehrbarer Mann. Er wird die Hochzeitszeremonie sicherlich gern durchführen.« Auf Pugs Gesicht machte sich ein Lächeln breit. »Und noch lieber wird er sich der damit verbundenen Feier anschließen.«
James lachte laut, und während er an die bevorstehende Hochzeit mit Gamina dachte, war er von dem Gefühl, welches er für seine zukünftige Frau hegte, gleichermaßen eingeschüchtert wie entzückt.
Dann sagte Pug: »Du wirst nicht verstehen, was ich dir jetzt sage.
Aber solltest du eines Tages für mich eintreten müssen, dann sage folgendes: ›Die letzte Wahrheit ist, daß es keine Magie gibt.‹«
James erwiderte: »Das verstehe ich nicht.«
»Das erwarte ich auch nicht von dir. Wenn du das verstehen würdest, ließe ich dich auch nicht nach Kesh reisen; ich würde Arutha überreden und dich hierbehalten. Du darfst den Satz nur nicht vergessen!« Pug sah seinem zukünftigen Schwiegersohn tief in die Augen und meinte: »Jetzt geh und such lieber meine Tochter; sag ihr, die Zeremonie wird übermorgen stattfinden. Wir haben keinen Grund, die vier Tage bis zum nächsten Sechstag abzuwarten – wir setzen uns sowieso schon über alle üblichen Bräuche hinweg.«
Lächelnd stellte James seinen halbvollen Kelch auf dem Tisch ab und verließ das Zimmer. Während seine eiligen Schritte über die Stufen des Turms der Zauberer hallten, ging Pug zum Fenster und sah hinaus. Leise sagte er zu sich selbst: »Wir können alle eine schöne Feier gebrauchen. Zu viele düstere Tage liegen vor uns.«
Die gesamte Stadt Stardock sowie ein großer Teil der Leute von der Küste standen in einem großen Kreis um den wohlbeleibten Priester herum. Vater Marias lächelte und winkte James und Gamina zu sich. Er war ein rotwangiger Mann, ein kleines Kind, das niemals erwachsen geworden war, doch sein Haar wurde schon lichter und hatte einen silbergrauen Ton angenommen. Seine grüne Robe und sein goldener Wappenrock waren abgetragen und viele Male gewaschen, doch er trug sie mit der Würde eines Lords. Marias’ Augen leuchteten fast vor Freude über diese Hochzeit. Seine Herde bestand überwiegend aus Fischern und Bauern, und allzuoft mußte er einen von ihnen beerdigen. Hochzeiten und Weihen von Säuglingen an die Göttin allen Lebens waren ihm immer eine besondere Freude.
»Kommt her, Kinder«, sagte er, während Gamina und James langsam auf ihn zugingen. James trug die Kleider, mit denen er sich bei der Kaiserin vorstellen wollte, einen hellblauen Rock, eine dunkelblaue enge Hose und schwarze Stiefel. Darüber trug er einen Wappenrock, der mit Goldfäden bestickt war. Auf dem Kopf saß, der Mode entsprechend, eine große flache Mütze, die auf der linken Seite fast bis auf die Schulter herunterhing und mit einem silbernen Abzeichen und einer Eulenfeder
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