Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
kurzen Nicken erwiderten, und verließen die Ehrentafel.
Während sie an den anderen Tischen vorbeigingen, die auf dem Platz aufgestellt worden waren, fragte Borric: »Wo willst du hin?«
Erland meinte: »Ich weiß nicht. Irgendwohin. Zwischen diesen ganzen Leuten muß es doch auch eine Fischerstochter geben. Hier und da sieht man manchmal sogar ein hübsches Gesicht. Die können doch schließlich nicht alle verheiratet sein«, fügte er hinzu, wobei er ganz unbesorgt klingen wollte.
Borrics Laune schien sich eher noch zu verschlechtern als zu bessern. »Was ich am liebsten machen würde, wäre, dieses Nest der Zauberer einfach links liegen zu lassen und mich auf den Weg zu machen.«
Erland legte seinem Bruder die Hand auf die Schulter, während sie weitergingen, und stimmte schweigend zu. Bei den ständigen Lektionen, die ihnen über Verantwortungsgefühl erteilt wurden, kamen sie sich wie eingesperrt vor, und beide Prinzen waren auf etwas aus, das Bewegung, Abwechslung und die Möglichkeit eines Abenteuers bereithielt. So war das Leben jedenfalls etwas zu ruhig, als daß es ihnen gefallen hätte.
Südwärts
Die Wachen lachten.
James drehte sich um und wollte nachsehen, wer den Grund für diese Heiterkeit lieferte; es waren die Prinzen, die gerade ankamen.
Erland trug ein unmöglich aussehendes langes Kettenhemd, das wenigstens fünfmal soviel wog wie sein üblicher Lederharnisch, und über die Schulter hing ihm ein hellroter, verwegen aussehender Umhang. Doch eigentlich hatte sein Bruder das Gelächter verursacht: Er trug eine Robe, die ihn von Kopf bis Fuß verhüllte. Sie war abstoßend purpurfarben, und der Saum von Kapuze und Ärmeln war in Goldfäden mit geheimnisvollen Symbolen bestickt – kein Zweifel, in seinen besseren Tagen hatte dieses Stück den Mittelpunkt der Garderobe eines Magiers gebildet. An Stelle des Schwerts trug Borric einen seltsamen Holzstab an der Seite, an dessen oberer Spitze eine Kugel aus Milchglas angebracht war. Bei Kulgan oder bei einem der Magier aus Kesh hätte diese Robe angemessen gewirkt; bei Borric wirkte sie einfach nur lächerlich.
Locklear gesellte sich James an die Seite und fiel in das Gelächter ein. »Wofür haben die sich denn herausgeputzt?«
James seufzte. »Ich habe keine Ahnung.« Zu den Prinzen meinte er: »Was hat das denn zu bedeuten?«
Erland grinste. »Wir haben eine Pokiirrunde gefunden – hier nennt man das Spiel übrigens Poker. Und wir hatten ziemlich wechselhaftes Glück.«
James zuckte abwesend mit den Schultern und fragte sich, wie lange Gamina ihn noch warten lassen würde. Seine Braut war in ihren Gemächern und packte die letzten Sachen, die sie nach Kesh mitnehmen würden. Der Rest ihrer Habe würde zum Palast nach Krondor geschickt werden, wohin sie nach der Geburtstagsfeier der Kaiserin reisen würden.
Borric sagte: »Ich habe meinen Mantel an einen Kahnführer verloren und mein Schwert an einen Kerl, der es wahrscheinlich gleich gegen eine Flasche Wein getauscht hat. Aber dann habe ich einen Magier getroffen, der mehr an sein Glück glaubte als an seine Karten. Sieh dir das an.«
James warf einen Blick auf den älteren der Zwillinge und sah, wie er den seltsamen Stab in die Höhe hielt. »Und? Was ist das?«
Borric zog den Stab aus seinem Futteral und reichte ihn James, damit der ihn sich ansehen konnte. »Es ist ein magischer Stab. Der Kristall glüht, wenn es dunkel wird, also braucht man sich nicht um Fackeln oder Laternen zu kümmern. Wir haben es gestern abend schon ausprobiert. Ist gar nicht so schlecht.«
James nickte. »Wie schön. Und was kann man damit sonst noch anfangen?«
»Nichts, aber es ist doch wenigstens ein hübscher Spazierstock, finde ich«, erwiderte Erland. An seinen Bruder gewandt, fügte er hinzu: »Aber ich schätze, wenn dir erst mal jemand mit einem richtig großen Krummschwert gegenübersteht, wirst du dir dein Schwert zurückwünschen.«
»Das schätze ich auch«, stimmte Locklear zu.
»Nun, wir werden ein neues Schwert kaufen, wenn wir wieder in eine zivilisierte Gegend kommen«, sagte Borric.
James seufzte: »Und neue Kleidung. Diese Sachen sehen einfach absurd aus.«
Erland lachte. »Willst du etwas wirklich Absurdes sehen? Zeig ihm deine Stiefel, Borric.«
Grinsend zog Borric den Saum seiner Robe hoch, und James schüttelte erschüttert den Kopf. Borric trug Stiefel aus rotem Leder, die bis zur Mitte der Wade reichten und auf denen ein gelber Adler prangte. »Die habe ich auch
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