Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
das Schwert des Banditen auf, ein schweres Ding mit kurzer Klinge, das weder so scharf wie ein Scimitar – den die meisten anderen Banditen benutzten – noch so spitz wie ein gutes Rapier war.
Borric wandte sich um und versuchte zu erkennen, was vor sich ging, doch er sah nur ein Getümmel von fluchenden Silhouetten in der staubigen Dunkelheit. Dann spürte er – mehr als er hörte – etwas hinter sich. Er duckte sich zur Seite, und in diesem Moment senkte sich ein Schlag auf seinen Kopf, der seinen Schädel hatte spalten sollen, jetzt jedoch an der Seite des Kopfes abprallte. Borric ging hart zu Boden und wollte sich von dem Banditen fortwälzen, der ihn von hinten überrascht hatte. Er erhob sich auf die Knie und stand schon fast wieder, als ihn ein Pferd niederrannte, das von seinem Reiter als Waffe eingesetzt wurde. Wie betäubt lag der Prinz da, und er verstand kaum noch, was er sah, während der Reiter von seinem Tier abstieg und sich vor ihn stellte. Durch den Staub nahm er mit seinen verwirrten Sinnen wahr, wie der Mann mit dem Stiefel ausholte und ihm gegen den Kopf trat.
James wendete sein Pferd und hielt auf einen Banditen zu, der sich gerade zu den Packpferden aufmachte. Zwei Soldaten waren in seiner Nähe, und Locklear hatte sich in einen Zweikampf mit einem Banditen verzettelt. Der Bandit machte sich davon, und für einen Augenblick stand James auf einer Insel der Ruhe inmitten des Gefechts. Er sah sich nach den Prinzen um und entdeckte Erland, der gerade einen Banditen von seinem Pferd schlug. Von Borric war nichts zu sehen.
Durch das Heulen des Sandsturms hörte James Locklears Befehl: »Zu mir! Zu mir!« James gab die Suche nach Borric auf, spornte sein Pferd an und stieb auf die sich sammelnde Gruppe der Männer von den Inseln zu. Rasch wurden Befehle ausgegeben und befolgt, und wo noch Augenblicke zuvor überraschte Wachen vor einer Bande Räuber geflohen waren, brachten sich jetzt die besten Reiter des Königreichs in Aufstellung und erwarteten den nächsten Angriff der Banditen.
Dann waren die Räuber wieder da, und der Kampf ging richtig los. Wütende Rufe und Schmerzensschreie gellten durch das andauernde Heulen des Windes und den stechenden Sand. James überkam eine schwindelerregende Mischung aus Hochgefühl und Furcht, ein Gefühl, welches er seit der Schlacht von Sethanon nicht mehr verspürt hatte. Er schlug nach einem der Banditen und trieb den Mann zurück, derweil die Heftigkeit des Sturms noch zunahm. Alles ging im Getöse und im herumwirbelnden Sand unter. Jeder Mann hatte nun einen toten Winkel, denn es war unmöglich, sich in die Richtung zu wenden, aus der der Sturm kam. Vergeblich versuchten die Männer, ihre Gesichter mit Tüchern und Ärmeln zu schützen, letztlich konnte man sich nur abwenden. Nachdem der Wind einen Augenblick wie wild geheult hatte, schwächte sich der Sturm ab.
Einem überraschten Stöhnen und dem Gurgeln einer nach Luft schnappenden Kehle, die sich mit Blut füllte, folgte nur das Geklirre der Klingen, als die Pferde wieder ihren Reitern gehorchten. Stahl traf auf Stahl, und wieder mühten sich Männer ab, Fremde zu töten.
Dann war plötzlich um alle herum nur noch der Sturm, und der Kampf war vergessen. Die Windstöße waren buchstäblich blendend, und wer sein Gesicht in den Sand vor sich her treibenden Sturm hielt, konnte nichts mehr sehen. James bedeckte sein Gesicht und drehte sich und sein Pferd aus der Windrichtung, und obschon er sich seines nicht gedeckten Rückens bewußt war, konnte er doch dagegen sowieso nichts tun. Wenigstens waren die Banditen genauso blind wie er.
Wieder ließ der Sturm nach, und James wendete abermals sein Tier, um einem möglichen Angreifer entgegenzutreten. Doch wie Spukbilder in einem Traum waren die Banditen mit dem Sturm verschwunden.
James sah sich um und entdeckte nur noch Männer von den Inseln. Locklear gab Befehle, die Kompanie saß ab, und jeder Mann hielt die Zügel seines Pferdes fest, da die Heftigkeit des Sturms immer wieder zu- und abnahm. Sie wandten die Pferde aus der Windrichtung und warteten auf das scheinbar niemals kommende Ende des heulenden Sandsturms.
Locklear schrie: »Bist du verletzt?«
James verneinte mit einer Geste. »Gamina?« fragte er nach seiner Frau.
Locklear zeigte nach hinten. »Sie war bei den Packtieren. Borric hat sich um sie gekümmert.«
Ihre Stimme erklang plötzlich in James’ Kopf. Ich bin unverletzt, Geliebter. Doch Borric und eine der Wachen sind von den
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