Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
seine Truppe mehr durch dauernde Einschüchterungen und Drohungen in Schach halten mußte denn durch sein Talent zur Führerschaft. »Ach!« meinte er. Er deutete mit dem Kopf auf Borric und sagte: »Bring ihn um und laßt uns abhauen.«
Kasim schob Borric hinter sich, als wollte er ihn beschützen, und meinte: »Wir haben abgemacht, ich würde die Gefangenen als Sklaven bekommen. Andererseits wären meine Männer nicht zu deinen gestoßen.«
»Bah!« spuckte Luten aus. »Wir brauchten sie nicht. Wir waren genug, um mit diesen Soldaten fertigzuwerden. Dieser Trottel Lafe hat uns beide reingelegt.«
Der Wind legte sich, und Kasim meinte: »Ich weiß nicht, wer dümmer ist, der Narr oder der, der auf den Narren hört – ich werde diesen Mann jedenfalls auf den Markt bringen. In Durbin kann ich einigen Gewinn mit ihm machen. Und meine Gilde wäre nicht sehr erfreut, wenn ich ohne die geringste Beute zurückkehren würde.«
Der Mann namens Luten wandte sich Borric zu und fragte: »He du, wo ist das Gold?«
Borric täuschte Unwissenheit vor und erwiderte: »Welches Gold?«
Luten machte einen Schritt vorwärts und schlug Borric ins Gesicht. »Das Gold, das diese Adligen der Kaiserin zum Geburtstag bringen wollen.«
Borric mußte es aus dem Stegreif versuchen. »Adlige? Wir haben unterwegs eine Gesellschaft von Adligen überholt. Zwei, drei Edle mit ihren Wachen, die zu einem … Gasthaus wollten. Das ›Gasthaus zu den Zwölf Stühlen‹, glaube ich. Wir … hatten es eilig … weil der Fellhändler seine Felle zum Gerber bringen wollte, ehe sie verrotten.«
Luten drehte sich um und schrie seine Wut in den Wind. Zwei Männer in der Nähe legten vor Schreck die Hände an die Schwerter.
»Ruhe«, sagte Kasim.
Luten wirbelte herum, zog den Dolch und richtete ihn auf Kasim.
»Wag’s nicht, mir Befehle zu erteilen, Sklavenhändler.« Dann richtete er den Dolch auf Borric. »Dieser Kerl lügt, und ich will mehr als diese verdammten Stiefel rausholen, denn schließlich sind drei meiner Männer getötet worden!« Borric sah zu Boden und entdeckte an den Füßen des Anführers jene Stiefel, die er im Spiel gewonnen hatte. Er war während seiner Bewußtlosigkeit durchsucht worden, schien es. Luten schob Kasim zur Seite und faßte Borric ins Auge.
»Ich krieg die Wahrheit schon aus ihm raus, so oder so.« Er holte mit dem Dolch aus, als wollte er auf Borric einstechen – und verharrte plötzlich. Ein trauriger, fast entschuldigender Ausdruck trat für einen Augenblick auf sein Gesicht, dann sank er auf die Knie.
Hinter ihm zog Kasim seinen Dolch zurück, den er Luten gerade in den Rücken gestoßen hatte. Daraufhin griff Kasim Luten in den Haarschopf und sagte: »Du sollst mich nicht bedrohen, du Dummkopf.« Er riß Lutens Kopf zurück, schlitzte ihm den Hals auf, und auf der einen Seite spritzte das Blut heraus. »Und dreh mir niemals den Rücken zu.« Lutens Augen verdrehten sich, und Kasim ließ den Kerl Borric vor die Füße fallen. »Hoffentlich ist dir das für dein nächstes Leben eine Lehre.«
Zu den anderen von Lutens Bande sagte er: »Ich bin jetzt der Anführer.« Es wurde kein Widerspruch laut. Kasim sah sich um und zeigte auf eine kleine Mulde in dem Graben, über die ein Felsvorsprung ragte. »Schmeißt ihn dort rein.« Zwei Männer packten Luten und warfen ihn in die Kuhle. »Und den auch.« Der tote Soldat wurde ebenfalls dorthin geschafft und neben Luten geworfen.
Der Sklavenhändler wandte sich Borric zu und meinte: »Mach mir keinen Ärger, und du wirst das Ganze überleben. Aber wenn du nur das kleinste Anzeichen von Ärger machst, bist du eine Leiche. Verstanden?«
Borric nickte. An die anderen gewandt, sagte Kasim: »Macht euch bereit zum Aufbruch.« Dann kletterte er zum Rand des Grabens hinauf, wobei er nicht auf den heulenden Wind achtete. Der kräftige Sklavenhändler drückte mit der Schulter gegen einen der größeren Felsen und schob ihn vorwärts, bis er einen kleinen Erdrutsch verursachte, der die beiden Leichen unter sich begrub. Gewandt sprang er wieder in den Graben hinunter und sah sich um, als erwarte er Schwierigkeiten mit einem von Lutens Männern. Doch keiner von ihnen muckte auch nur im geringsten auf, und der Sklavenhändler baute sich zu seiner vollen Größe auf. »Zur Oase bei den Gebrochenen Palmen.«
»Worin liegen deine besonderen Fähigkeiten?«
Der Sklavenhändler stand vor Borric, der langsam wieder richtig zu sich kam. Sie hatten ihn auf ein Pferd
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