Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
handelte.
Schließlich salutierte er mit einer knappen Geste, bei der er nur kurz die rechte Hand an den Kopf hob und sie sofort wieder auf den Hals seines Pferdes fallen ließ. »Willkommen, meine Herren … und meine Dame.«
James ritt vor. »Ich bin James, Graf von Krondor, und ich habe die Ehre, Euch die Fürstlichen Hoheiten Prinz Borric und Prinz Erland vorzustellen.«
Die beiden Prinzen neigten leicht die Köpfe, und der Anführer der Patrouille erwiderte die Geste. »Ich bin Feldwebel Ras-al-Fawi, mein Herr. Was führt Eure so erhabene Gesellschaft an einen so trostlosen Ort?«
»Wir sind auf dem Weg zur Stadt Kesh, zum Geburtstag der Kaiserin.«
Der Feldwebel zuckte mit den Schultern, die Menschen konnten die Götter nicht verstehen, und genauso konnten die einfachen Menschen nicht nachvollziehen, was sich in den Köpfen der Adligen abspielte. »Ich hätte erwartet, Adlige wie Euch auf eine … standesgemäßere Art und Weise reisen zu sehen.«
Der Wind wurde stärker, die Pferde begannen zu stampfen und zu scheuen. James erhob seine Stimme über das Getöse. »Vielleicht wollten wir uns nur schnell und unbemerkt voranbewegen, Feldwebel. Es kommt ein Sturm auf. Ob wir weiterreiten können?«
Der Feldwebel machte seinen Männern ein Zeichen, sie sollten vorankommen, und sagte: »Natürlich, mein Herr. Meine Männer und ich reiten allerdings ins ›Gasthaus zu den Zwölf Stühlen‹, um dort den Sturm in behaglicherer Umgebung abzuwarten. Ich möchte euch vorschlagen, uns zu begleiten.«
»Wird der Sturm gefährlich?«
Der Feldwebel sah zum Horizont, so wie Gamina das getan hatte, und sagte: »Wer kann das wissen? Sandstürme in der Jal-Pur-Wüste können lange anhalten oder auch nur kurz. Ich würde wetten, dieser wird nur ein wenig unbehaglich. Doch trotzdem ziehe ich die Behaglichkeit eines Hauses vor.«
»Wir werden weiterreiten«, beschloß James. »Wir haben uns bei unserer letzten Rast länger als geplant aufgehalten, und wir wollen schließlich nicht zu spät zum Geburtstag Ihrer Majestät eintreffen.«
Der Feldwebel zuckte mit den Schultern, offensichtlich war es ihm egal, wie sich James entschied. »Man sollte es tunlichst vermeiden, die Kaiserin – sie sei gesegnet – zu beleidigen. Sie ist oft gnädig, aber sie verzeiht selten. Mögen Euch die Götter führen, meine Herren.«
Mit einem Handzeichen befahl er seinen Leuten, der Gesellschaft aus dem Königreich den Weg freizugeben, und James und seine Gefährten setzten ihre Reise fort. Sie ritten über den festgetretenen Sand, der an der nördlichen Grenze die Kaiserstraße darstellte.
Während sie an den schweigenden Keshianern vorbeiritten, nickte Borric Erland zu, der sich ebenso wie er die müden und schmutzigen Soldaten gut angesehen hatte. Die Männer wirkten wie kampferprobte Veteranen, und in der ganzen Kompanie fand sich kein einziges jugendliches Gesicht. Borric sagte zu seinem Bruder:
»Sie setzen ihre alten Soldaten an der Grenze zu uns ein.«
Jimmy hatte das gehört und meinte, laut genug, damit es die ganze Gesellschaft mitbekam: »In Kesh müssen sie ihre alten Soldaten schonen. Ein Mann, der seinen Abschied von der Armee nimmt, hat zwanzig und mehr Jahre hinter sich, in denen er Revolten niedergeschlagen und in Bürgerkriegen gekämpft hat. Und sie haben immerhin den zehnten Teil ihrer Armee an der Grenze zu uns stehen.«
Borric fragte: »Aber warum fürchten sie uns?«
James schüttelte den Kopf. »Große Reiche fürchten ihre Nachbarn eben. Das ist nun mal eine Tatsache, genauso wie die drei Monde am Himmel. Wenn dein Nachbar größer ist als du, fürchtest du, von ihm erobert zu werden. Wenn er kleiner ist, fürchtest du seinen Neid, also versuchst du ihn zu erobern. Also gibt es früher oder später immer Krieg.«
Erland lachte: »Na, immer noch besser, als wenn man nichts zu tun hätte.«
James warf Locklear einen Blick zu. Beide hatten mehr als genug vom Krieg gesehen, ehe sie das Alter der Prinzen erreicht hatten.
Und beide konnten Erlands Meinung nicht teilen.
»Reiter!«
Die Soldaten zeigten zum Horizont, wo der Wind eine dunkle Wand wirbelnden Sands auftrieb, die auf die Reisenden zujagte. Und innerhalb der Staubwolke näherten sich ihnen Reiter. Dann, als wäre die Warnung des Soldaten ein Signal gewesen, verteilten sich die Reiter und trieben ihre Pferde zum Galopp.
»Gamina! Geh nach hinten!« rief James, während er sein Schwert zog. Die Soldaten gaben im selben Augenblick ihre Lasttiere
Weitere Kostenlose Bücher