Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
getötet haben, wage ich ein Todesurteil gegen die Möglichkeit, wieder das Leben zu führen, welches ich vor all diesen Ereignissen hatte, was nicht viel war, wenn man einmal richtig darüber nachdenkt. Oder ich riskiere dieses arme Leben, gehe zurück und helfe meinem jungen Meister bis zu dem Tag, an dem Ihr wieder bei Eurem Vater eintrefft und Euren treuen Diener belohnt.«
Borric lachte. »Und welche Belohnung möchtest du bekommen, wenn wir sicher nach Krondor gelangen?«
Mit einer Feierlichkeit, bei der Borric abermals lachen mußte, sagte der Junge: »Ich möchte Euer Diener werden, Meister. Ich möchte der Leibdiener des Prinzen genannt werden.«
Borric fragte: »Und was ist mit Gold? Oder vielleicht mit einem Geschäft?«
Der Junge zuckte mit den Schultern. »Was verstehe ich schon von Geschäften, Meister? Ich würde ein schlechter Händler werden, und vielleicht wäre ich schon innerhalb eines Jahres ruiniert. Und Gold?
Ich würde es nur ausgeben. Doch als der Diener eines großen Mannes ist man irgendwie selbst in der Nähe seiner Größe. Versteht Ihr das nicht?«
Borric würgte das Lachen ab, mit dem er am liebsten herausgeplatzt wäre. Dieser Straßenjunge hier betrachtete den Dienst für einen großen Mann als größtes Ziel, das er erreichen konnte.
Borric dachte über die vielen namenlosen Menschen nach, die Diener, die ihm als Sohn des fürstlichen Hauses am Morgen seine Kleider gebracht, seinen Rücken gewaschen, seine Speisen zubereitet hatten, und das jeden Tag. Er bezweifelte, daß er von mehr als einem oder zweien den Namen wußte, vom Sehen her kannte er höchstens ein Dutzend. Sie waren … einfach ein Teil der Einrichtung, nicht auffälliger als ein Stuhl oder ein Tisch. Borric schüttelte den Kopf und seufzte.
»Was ist, Meister?«
Borric sagte: »Ich weiß nicht, ob ich dir eine Stelle so nah bei mir versprechen kann, doch ich garantiere, daß du einen Platz in meinem Haus finden und so hoch aufsteigen wirst, wie es deine Fähigkeiten erlauben. Ist das in Ordnung?«
Der Junge verbeugte sich mit förmlicher Feierlichkeit. »Mein Meister ist sehr großzügig.«
Dann holte der Junge einige Würste aus dem Beutel. »Ich wußte, Ihr würdet großzügig sein, freundlicher Meister, deshalb habe ich viele Sachen mitgebracht –«
»Warte mal einen Moment, Suli. Wo hast du das alles her?«
Der Junge sagte: »In einem der Zimmer unten, in dem Schlafzimmer einer Frau, so wie es aussieht, habe ich einen Kamm mit einem in Silber gefaßten Türkis gefunden, den wohl eine Zofe vergessen hat, als das Zimmer zuletzt verlassen wurde. Den habe ich einem Mann auf dem Basar verkauft. Ich habe die Münzen genommen, die er mir gab, und viele Dinge gekauft. Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen. Ich habe jedes einzelne Teil bei einem anderen Händler gekauft und mich vergewissert, daß niemand merkte, weswegen ich unterwegs war. Hier.« Er reichte Borric ein Hemd.
Er war nichts besonders Schönes, doch es war schon deutlich besser als das grobe Hemd, welches ihm die Sklavenhändler gegeben hatten. Der Junge reichte ihm außerdem eine Baumwollhose, wie sie von Seeleuten auf dem Bitteren Meer getragen wurde. »Ich habe leider keine Stiefel gefunden, aber dafür hatte ich noch genug Geld für Essen.«
Borric lächelte den Jungen an. »Das hast du gut gemacht. Ich kann auch ohne Stiefel laufen. Sollten wir als Seeleute durchgehen, dann fällt es nicht auf, wenn wir barfuß sind. Doch wir müssen uns bei Nacht in den Hafen schleichen, und hoffentlich entdeckt dabei niemand mein rotes Haar unter einer Laterne.«
»Ich habe auch daran gedacht, Meister.« Der Junge reichte ihm ein Fläschchen mit einer Flüssigkeit und einen Kamm. »Ich habe das von einem Mann, der solche Dinge an ältere Huren in der Hafengegend verkauft. Er behauptete, es würde sich nicht auswaschen oder mit Wasser verlaufen. Es heißt Macasar-Öl.«
Borric machte das Fläschchen auf, und ihm stach ein öliger Geruch in die Nase. »Hoffentlich klappt das. Der Duft wird die Leute auf mich aufmerksam machen.«
»Der Händler meinte, er würde verfliegen.«
»Am besten schmierst du es mir ins Haar. Ich möchte es mir nicht über den halben Kopf verschütten. Hier gibt es schon kaum ausreichend Licht, damit du sehen kannst, was du machst.«
Der Junge stellte sich hinter ihn und verteilte den Inhalt des Fläschchens unsanft im Haar des Prinzen. Dann kämmte er es mehrere Male durch und verteilte das Macasar so gleichmäßig wie
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