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Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Titel: Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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sogenannten Geheimgänge geschlichen waren, die die Dienerschaft benutzte, damit sie unbemerkt von einem Gemach zum nächsten gelangen konnte. Die Jungen hatten sich getrennt, und Borric hatte sich verirrt. Er hatte eine lange einsame Zeit warten müssen, bis sein Onkel Jimmy ihn gefunden hatte. Borric lächelte bei der Erinnerung daran. Erland war immer der Gerissenere von ihnen gewesen.
    Borric schien das immer noch so, und während er daran dachte, bewegte er sich zu der Ritze in der Dachluke, durch die man ein Stück vom Hof sehen konnte. »Erland muß mich für tot halten«, murmelte er vor sich hin.
    Und erst jetzt bemerkte er, daß er allein war. Der Junge, Suli, war verschwunden!
    Borric tastete im Dunkeln nach dem Messer und fand es, wo er es liegengelassen hatte. Mit dieser wenig nützlichen Waffe fühlte er sich kaum besser, und er fragte sich, wohin sich wohl der Junge aufgemacht hatte. Wollte er vielleicht sein Leben gegen das Wissen um den Aufenthaltsort eines bestimmten rothaarigen Sklaven tauschen?
    Borric war der Panik nahe. Wenn der Junge wirklich einen solchen Handel abschließen wollte, waren sie beide so gut wie tot. Er zwang sich zur Ruhe und spähte erneut durch die kleine Ritze. Es war kurz vor Sonnenaufgang, und im Haushalt des Gouverneurs war schon alles auf den Beinen: Diener eilten zwischen den Außengebäuden, der Küche und dem Haupthaus hin und her.
    Trotzdem deutete nichts auf etwas anderes als den gewohnten morgendlichen Trott hin. Bewaffnete Männer waren keine zu sehen, und niemand schrie irgendwelche Befehle.
    Borric lehnte sich zurück und dachte nach. Der Junge war vielleicht nicht übermäßig gebildet, aber er war auch nicht dumm.
    Wenn jemand erfuhr, daß er mit dem geflohenen Sklaven zu tun hatte, dann würde Suli das ohne Zweifel mit dem Leben bezahlen.
    Höchstwahrscheinlich hatte er sich einfach in einem anderen Stadtteil versteckt, oder vielleicht verließ er die Stadt gerade auf einem Schiff, wo er als Schiffsjunge angeheuert hatte.
    Borric war schon immer ein guter Esser gewesen, und jetzt hörte er seinen Magen knurren. Nie zuvor in seinem Leben hatte er wirklichen Hunger kennengelernt. Auf dem Weg nach Durbin hatte er sich zu miserabel gefühlt und nicht viel über seinen Hunger nachgedacht; es war nur eine unter vielen Strapazen gewesen. Doch jetzt, während sich sein Sonnenbrand in tiefrote Haut verwandelte und der junge Prinz fast seine alte Kraft wiedererlangt hatte, wurde ihm sein leerer Magen plötzlich sehr aufdringlich bewußt. Er fragte sich, ob er nicht hinaus in das morgendliche Treiben schlüpfen könnte, und entschied sich dagegen. Rothaarige Sklaven von über ein Meter achtzig gehörten sicherlich nicht gerade zu den alltäglichen Anblicken in dieser Stadt, und er würde wahrscheinlich nicht einmal die Küche erreichen. Und als wollte ihn das Schicksal besonders quälen, wehte mit der Morgenbrise auch noch ein vertrauter Geruch herüber. In der Küche wurden Speck und Schinken gebraten. Borric lief das Wasser im Munde zusammen, und er setzte sich hin, fühlte sich elend und dachte an Frühstücksbrötchen und Honig, gekochte Eier, Früchte mit Sahne, heiße Scheiben Schinken, duftendes frisches Brot und Kaffee.
    »Das bringt mich auch nicht weiter«, schalt er sich und ging von der Ritze weg. Er kauerte sich in der Dunkelheit hin und versuchte, seine Gedanken von dem nagenden Hungergefühl abzulenken. Er brauchte doch nur bis zum Einbruch der Dunkelheit zu warten, dann konnte er sich in die Küche stehlen und sich etwas Essen besorgen.
    Ja, das war alles, was er tun mußte. Warten.
    Doch das Warten gefiel Borric ebensowenig wie der Hunger. Er legte sich eine Zeitlang auf den Rücken, dann ging er wieder hinüber zu der Ritze im Dach, spähte hindurch und fragte sich, wieviel Zeit vergangen sein mochte. Einmal döste er für eine Weile ein und wachte enttäuscht auf, weil dem nahezu unveränderten Winkel der Sonne nach nur Minuten verstrichen waren, und nicht – wie er gehofft hatte – Stunden. Er kehrte an seinen Ruheplatz zurück, ein Teil des Dachbodens, wo es ihm weniger unbequem erschien als an den anderen Stellen, obwohl ihm das wohl nur seine Einbildung vorgaukelte. Er wartete, und er war hungrig. Nein, verbesserte er sich. Er war ausgehungert.
    Die Zeit verging, und er döste wieder. Dann machte er, um in Form zu bleiben, einige Dehnübungen, die ihm und seinem Bruder einmal ein Hadatikrieger beigebracht hatte und die die Muskeln locker halten

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