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Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Titel: Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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und der Prinz machte dem Jungen ein Zeichen einzukehren. Im Dämmerlicht der Wirtsstube sahen sie zwei Männer, die sich an einem Ecktisch unterhielten, ansonsten war das Lokal leer. Borric bestellte Bier für sich und den Jungen und bezahlte aus dem mageren Beutel, den ihnen der Kapitän gegeben hatte; den volleren ließ er lieber versteckt unter seinem Hemd. Das Gebräu war weder besonders gut noch schlecht, doch Borric hatte lange kein Bier mehr bekommen, und deshalb war es für ihn ein Genuß.
    »Macht den Weg frei!« Eine Frau schrie entsetzt auf, dann folgten Hufgetrappel und weitere Rufe, in die sich gelegentlich ein Peitschenknall mischte. Borric und Suli wandten sich um und wollten wissen, was los war. Vor der offenen Front des Wirtshauses spielte sich ein seltsames Schauspiel ab. Zwei herrliche braune Pferde zogen einen verzierten Streitwagen, wieherten und scheuten, als sie von dessen Lenker gezügelt wurden.
    Der Grund für den plötzlichen Halt war ein großer Mann, der mitten auf der Straße stand. Hinter dem Lenker schrie der Insasse des Streitwagens: »Dummkopf! Trottel! Geh aus dem Weg!«
    Der Mann auf der Straße ging auf die beiden Pferde zu und griff nach ihrem Zaumzeug. Er schnalzte mit der Zunge, und die Pferde bewegten sich rückwärts. Der Streitwagenlenker knallte hinter dem Ohr des einen Pferdes mit der Peitsche und schrie laut. Doch die Pferde gehorchten dem andauernden Druck von vorn mehr als dem Lärm von hinten. Trotz der Flüche und Proteste des Wagenlenkers fuhr der Streitwagen rückwärts, während der Mann hinter ihm auf dem Wagen so aussah, als könnte er nicht fassen, was da vor sich ging. Der Lenker wollte abermals mit der Peitsche knallen, doch der Mann, der die beiden Pferde zurückdrängte, sagte: »Knall noch einmal mit dem Ding, und es war die letzte Dummheit, die du in diesem Leben begangen hast.«
    »Faszinierend«, bemerkte Borric. »Ich frage mich, warum unser großer Freund das macht?«
    Der »große Freund« war der Erscheinung nach ein Söldner, da er einen Lederharnisch über seinem grünen Rock und seiner ebenfalls grünen Hose trug. Auf seinem Kopf prangte ein alter Eisenhelm, der ausgesprochen verbeult war und es dringend nötig gehabt hätte, mal wieder poliert zu werden, und auf seinem Rücken hing eine Lederscheide, in der etwas steckte, das wie ein sogenanntes Bastardschwert aussah, eine außergewöhnlich lange Klinge. An beiden Seiten der Taille ragte jeweils der Griff eines langen Dolches aus dem Gürtel.
    Der Mann hinter dem Wagenlenker sah auf den Mann hinunter, der ihm den Weg versperrte. Der Krieger war unbekleidet, wenn man von einem weißen Kilt und einem alten Harnisch, dessen Lederriemen auf der Brust des Mannes ein X bildeten, absah. An der Seite des Streitwagens waren lange Speere aufrecht festgemacht, die wie der Mast eines Bootes in die Höhe ragten und an die der Krieger leicht herankommen konnte. Außerdem hing an der Seite des Wagens auch ein Bogen. Das Gesicht des Kriegers im Wagen wurde krebsrot, und er schrie: »Mach den Weg frei, du Trottel!«
    Suli flüsterte Borric zu: »Der Mann in dem Streitwagen ist ein reinblütiger Keshianer. Außerdem gehört er zu den Kaiserlichen Streitwagenlenkern. Und er ist in Geschäften für das Kaiserreich unterwegs. Der Mann, der ihn aufhält, ist entweder sehr mutig oder sehr dumm.«
    Der Mann, der die Pferde hielt, schüttelte den Kopf und spuckte aus. Er zwang die Pferde, weiter zurückzugehen, bis der Streitwagen rechts in den kleinen Laden eines Töpfers fuhr. Der Töpfer schrie aufgeregt herum und sprang aus dem Weg, und der Mann mit dem langen Schwert hörte auf, die Pferde zurückzuschieben, ehe sie den Lebenserwerb des Mannes zerstörten. Der Söldner ließ das Zaumzeug los, bückte sich und hob etwas auf, dann trat er zur Seite.
    »Jetzt könnt ihr weiter«, sagte er.
    Der Wagenlenker wollte den Tieren schon die Zügel geben, doch der Krieger nahm ihm die Peitsche aus der Hand. Als hätte der Söldner das vorausgesehen, fuhr er herum und ließ die lederne Schnur, die singend durch die Luft schnitt, auf sein breites, ebenfalls ledernes Armband knallen. Rasch schnappte er sich die Peitsche und zog heftig daran, wobei der Krieger auf dem Wagen fast heruntergefallen wäre. Gerade als der Mann das Gleichgewicht wiedergewann, zog der Söldner einen seiner beiden Dolche und schnitt die Peitschenschnur durch. Der Mann auf dem Wagen taumelte nach hinten. Der wütende Krieger wollte sich wieder aufrichten,

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