Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
Kapitän, der bisher geschwiegen hatte.
Amos betrachtete den Mann, einen kleinen Kerl mit breiten Schultern, rotem Bart und schulterlangen roten Locken. Er grinste breit und meinte: »Du mußt James Scarlet sein.«
Der Mann nickte. »Ich wurde von Questors Sicht bis nach Queg von einem Schiff gejagt, das wie deines aussah, Trenchard.«
Amos grinste. »Vor zwei Jahren, und im letzten Frühjahr. Ich hätte dich auch erwischt, wenn du nicht zu dicht an der Küste gefahren wärst und uns diese Galeeren aus Queg nicht abgelenkt hätten.«
Scarlet schlug auf den Tisch und brüllte: »Du bist für den König gesegelt!«
Amos brüllte zurück: »Hab ich gerade gesagt! Bist du taub oder einfach nur dumm? Ich habe Kopfgeld für jeden von euch verdammten Halunken bekommen, und außerdem wurde ich für meine Verbrechen begnadigt, und soll mir einer von euch sagen, er hätte sich das zweimal überlegt!« Er beugte sich auf den Tisch vor und starrte Scarlet in die Augen. »Besonders, wenn ansonsten der Galgen auf einen wartet.«
»Wir haben da ein Problem«, sagte Patrick. »Einige von uns kennen dich, doch du bist in diesen Gewässern seit langer Zeit nicht mehr gesichtet worden – außer, wenn du für den König unterwegs warst. Du sagst, du wärst wieder Pirat, aber welche Sicherheit kannst du uns bieten, daß du uns nicht gegen das höchste Gebot verkaufst?«
»Dieselbe, die dir jeder dieser Galgenvögel bieten kann«, schrie Amos und zeigte auf die anderen Kapitäne.
»Für uns steht einiges auf dem Spiel«, meinte Scarlet. »Das hier ist unser bestes Geschäft, seit es diese Inseln gibt. Wir wären Narren, wenn wir uns unseren Brunnen selbst vergiften würden.«
Amos schnaubte. »Was verlangst du?« fragte er Patrick.
»Du mußt eine Weile hierbleiben, Amos.«
»Wie lange?«
»Bis wir sicher sind, daß nicht hinter dem Horizont eine Flotte liegt, die über uns herfallen will«, sagte Scarlet.
»Oder irgendein Beweis, daß du nicht nach Krondor zurücksegelst und die Flotte erst noch holst«, fügte Swallow hinzu.
Patrick von Grauburg sagte: »Auf jeden Fall nicht länger als ein paar Monate, höchstens ein Jahr.« Er lächelte, als wäre das nur eine kleine Ungelegenheit.
»Ihr seid alles dämliche Trottel«, sagte Amos. »Ich bin hier aus einem bestimmten Grund erschienen, und ich habe dringende Geschäfte zu erledigen.«
»Er ist ein Spion«, meinte Peter noch einmal.
»Was sind das für ›dringende Geschäfte‹?«
Amos richtete den Zeigefinger auf Render. »Ich bin hier, um diesen Mann umzubringen.«
Render sprang mit dem Schwert in der Hand auf. Patrick schrie: »Genug.« Er wandte sich an Amos und sagte: »Was hast du für eine Beschwerde gegen Render vorzubringen?«
»Vor einem Monat hat er eine Armee von Mördern, unter anderem auch Sklavenjäger aus Durbin, nach Crydee gebracht. Er hat die ganze verdammte Stadt niedergebrannt und fast jeden Bewohner getötet.«
Render schnaubte verächtlich. »Vor einem Monat war ich an der Küste von Kesh unterwegs, Trenchard. Ich bin nicht mehr in Crydee gewesen, seit ich Schiffsjunge war. Was soll da schon groß zu holen sein?«
Patrick sagte: »Er sagt, er habe den Überfall nicht gemacht. Und selbst wenn, was geht es dich an?«
»Weil ich die Beute von fünf Jahren dort in einem Lagerhaus versteckt hatte, und ich war gerade unterwegs, um sie abzuholen.«
»Dort gab es keine Beute!« schrie Render.
Alle Augen wandten sich ihm zu, und Amos grinste böse. »Wenn er Crydee nicht überfallen hätte, wie sollte er das dann wissen?«
Render sagte: »Er lügt, was mich und den Überfall betrifft, also lügt er auch, was die Beute betrifft.«
Patrick blickte von Kapitän zu Kapitän, und alle nickten. Patrick sagte: »Das Gesetz von Frihaven sagt, kein Kapitän soll die Hand gegen einen anderen erheben. Ihr könnt das austragen, wenn ihr auf offener See seid, doch wenn einer von euch hier einen Kampf anfängt, wird sein Schiff beschlagnahmt und er selbst ins Loch geworfen.«
Nicholas hatte Render während der ganzen Auseinandersetzung beobachtet. Leise sagte er: »Er lügt.«
Marcus wollte etwas zu ihm sagen, doch ehe er dazu kam, fragte Patrick von Grauburg: »Was hast du gesagt?«
Nicholas erwiderte: »Ich habe gesagt, er lügt. Ich hatte Freunde in Crydee. Er ist ein mörderischer Hund, der Frauen und Kinder abschlachtet. Wenn Kapitän Trenchard ihn sich nicht vornehmen darf, werde ich mir seinen Kopf holen.«
Patrick sagte: »Render behauptet,
Weitere Kostenlose Bücher