Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
und lachte brüllend.
Patrick lächelte. »Meistens. Andere zahlen in Kesh oder auf den Inseln ganz ehrlich ihre Zölle – es stehen zu große Werte auf dem Spiel, wenn ihre Fracht von Zöllnern beschlagnahmt würde. Und es lohnt sich kaum zu behaupten, die Fracht solle woanders hingehen.
Deshalb ist Frihaven zu einem großen Umschlagplatz geworden.« Er zeigte auf eins der vielen Gebäude, in denen noch gearbeitet wurde.
»Das ist zum Beispiel der größte unabhängige Gewürzhändler nördlich von Kesh.«
Amos lachte. »Unabhängig. Hört sich gut an. Da es in Kesh ein kaiserliches Monopol gibt, kann er wohl kaum im Kaiserreich einkaufen gehen.«
Patrick lächelte und nickte. »Aber er hat Quellen im Kaiserreich, und ich vermutete, seine Beziehungen reichen sogar bis zum kaiserlichen Hof. Er macht seine Geschäfte mit Händlern aus Ländern, von denen wir nie zuvor gehört haben, Amos. Aus der Welt der Tsurani. Aus Brijana, auf der anderen Seite von Kesh. Aus Orten, die ich kaum aussprechen kann, die hinter Meeren liegen, von deren Existenz ich bis vor kurzem noch nicht einmal wußte.« Er ging abermals weiter, und die anderen folgten ihm.
Sie kamen an einem Gebäude nach dem anderen vorbei, und in fast allen wurde trotz der späten Stunde noch gearbeitet. »Einige dieser Männer kennst du, Amos«, sagte Patrick. »So wie wir waren sie in ihren jungen Jahren Piraten, und jetzt machen sie mit weniger Risiko bessere Geschäfte.«
Nicholas sah eine Stadt, die sich nur wenig von anderen unterschied, die er in seinem Leben kennengelernt hatte, wenn man davon absah, daß die Bürger ein wenig rauher und mürrischer zu sein schienen. Zwei Männer stritten sich laut, doch die Männer des Sheriffs beendeten ihr Geschrei mit der Anweisung, sie sollten weitergehen. Der Sohn des Prinzen lernte Frihaven als wohlhabende Stadt kennen.
Amos sagte: »So, deshalb bist du also auf deine alten Tage ein so mißtrauischer Bastard geworden, Patrick.«
Patrick nickte. »Muß ich schon sein. Die Tage, als wir in die Berge fliehen und dort warten konnten, bis die Flotte aus Krondor oder aus Elarial wieder abgezogen war, sind vorbei. Wir haben hier jetzt viel zu verlieren.«
Amos blickte seinen alten Freund böse an. »Aus diesem Grund hast du uns also mit einem Dutzend Häschern in Empfang genommen?«
Patrick nickte. »Und wenn du den Rat der Kapitäne nicht von deiner Ehrlichkeit überzeugen kannst, werden sie dir wohl auch dein Schiff abnehmen.«
Mit unversöhnlicher Stimme sagte Amos leise: »Nur über meine Leiche.«
Plötzlich richteten sich abermals ein Dutzend Armbrüste auf Amos und seine Gefährten. Mit bedauerndem Gesichtsausdruck sagte Patrick von Grauburg: »Wenn es sein muß, Amos.«
Die Kapitäne der Sonnenuntergangsinseln trafen sich in einem Haus am anderen Ende der großen Straße. Unterwegs dorthin hatte sich Nicholas und den anderen eine exotische Szenerie offenbart.
Überall hörte man fremde Sprachen und sah bunte Gewänder.
Spielhöllen und Freudenhäuser standen Seite an Seite mit Geschäften und Lagerhäusern.
Straßenverkäufer schoben ihre Karren oder trugen Tabletts, auf denen sich alles von feinster Seide und Juwelen bis hin zu Süßigkeiten fand. Sooft sich Nicholas auch umdrehte, immer überwältigte ihn ein anderer Anblick; Frihaven wirkte größer und geschäftiger als Crydee.
Amos sagte: »Wieso habe ich davon nie auf der See des Königreichs gehört?«
»Das spricht gegen dich, Amos«, antwortete Patrick. »Man kann Waren jeweils auf zwei Wegen befördern, auf dem ehrlichen und auf dem hintenrum. Und bei letzterem bekommt man schnell heraus, wo man Fracht, die nicht deklariert werden soll, am günstigsten umschlagen kann. Es geht gar nicht an, daß du in letzter Zeit unter deiner alten Flagge gefahren bist und nichts von den Änderungen in Frihaven gehört hast. Selbst ehrliche Händler wissen über uns Bescheid.«
Amos verfiel in Schweigen. »Wie ich schon sagte, Patrick, es ist eine lange Geschichte.« Dann erreichten sie ein Haus, an dem stand: »Haus des Gouverneurs.« Es war ein bescheidenes Gebäude mit einer großen Veranda und zwei Fenstern auf jeder Seite. Die Läden waren weit offen, und Nicholas konnte von drinnen laute Stimmen hören.
Amos und seine Gesellschaft wurden hineingebracht. Falls es innen jemals Zwischenwände gegeben hatte, so waren sie herausgebrochen worden, jetzt bestand das untere Stockwerk aus einem einzigen großen Raum. An der rückwärtigen Wand
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