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Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Titel: Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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beiden Betten standen ein Diwan und ein kleiner Tisch. Die Mahlzeiten wurden von schweigenden Männern serviert, die sich noch nicht einmal in ein harmloses Gespräch verwickeln ließen.
    Zweimal am Tag wurden sie auf Deck gebracht, wenn es das Wetter erlaubte.
    Das Wetter wechselte, es wurde wärmer. Margaret fand das seltsam, wo es doch auf den Winter zuging, doch die Mannschaft schien sich bei der milden Luft nichts zu denken. Und zudem wurden die Tage länger. Margaret hatte Abigail ihre Beobachtungen mitgeteilt, doch die schien daran nicht interessiert zu sein.
    Margaret stieg auf ihr Bett und stieß das andere, kleinere Fenster auf. Sie konnte den Kopf hinausstecken und auf das große Ruder und das schäumende Kielwasser hinuntergucken. Oft fragte sie sich, wie es wohl den anderen Gefangenen ergehen mochte, die unten im Rumpf keine frische Luft und nur wenig Licht bekamen.
    Die Tür ging auf, und ein vertrautes Gesicht zeigte sich. Arjuna Svadjian verbeugte sich so komisch, wie immer: er drückte die Hände zusammen und hielt sie vor die Nase. »Ich vertraue Euch«, sagte er, was, wie die Mädchen inzwischen herausgefunden hatten, eine formelhafte Begrüßung war.
    Margaret und Abigail wurden jeden Tag von diesem Mann besucht, und jeden Tag verwickelte er sie in offensichtlich unverfängliche Unterhaltungen. Nichts an seiner Erscheinung war bedrohlich; er war mittelgroß, trug seinen Bart kurzgetrimmt, und seine Kleidung war von teurem Stoff aber einfachem Schnitt. Er sah wie ein wohlhabender Händler aus, ja, hätte fast aus einem der entfernteren Teile von Kesh stammen können.
    Zuerst waren die Gespräche eine willkommene Abwechslung gewesen. Die Kabine mochte bequem sein, sie war jedoch immer noch ein Gefängnis. Dann hatten die Mädchen es dem Mann schwerer gemacht, hatten ihm sinnlose Antworten gegeben oder sich mit Absicht widersprochen. Das schien ihm allerdings gleichgültig zu sein, er schien einfach alle Antworten in sich aufzusaugen.
    Gelegentlich wurde er von einem anderen Mann begleitet, Saji, den sie auch schon am ersten Tag kennengelernt hatten. Saji sagte wenig. Manchmal schrieb er sich etwas auf ein Stück Pergament, doch meistens beobachtete er sie nur.
    »Heute möchte ich Euch bitten, mir mehr über Euren Onkel, diesen Prinzen Arutha zu erzählen«, sagte Arjuna.
    »Warum, damit Ihr Euch besser auf einen Krieg mit ihm vorbereiten könnt?«
    Der Mann war wegen des Vorwurfs weder gereizt noch amüsiert.
    »Es ist schwierig, über eine so riesige Entfernung Krieg zu führen«, sagte er nur. »Kennt Ihr Prinz Arutha gut?«
    »Nicht gut«, antwortete Margaret.
    Er gehörte nicht zu den Männern, die Mädchen ihre Gefühle zeigten, doch irgend etwas an ihm erweckte in ihr den Eindruck, er wäre mit ihrer Antwort zufrieden.
    »Ihr habt ihn jedoch kennengelernt?«
    »Als ich noch ein Kind war«, erwiderte Margaret.
    Abigail fragte er: »Was ist mit Euch? Habt Ihr Prinz Arutha kennengelernt?«
    Abigail schüttelte den Kopf. »Mein Vater hat mich noch nie mit zum Hof genommen.«
    Arjuna flüsterte Saji etwas in ihrer fremden Sprache zu, und der kleine Mann notierte es sich.
    Die Befragung ging weiter. Offensichtlich schienen die Fragen nichts mit denen der vorherigen Besuche zu tun zu haben. Nachdem der größte Teil des Morgens verstrichen war, begannen die Mädchen sich zu langweilen und wurden müde, aber Arjuna erschöpften diese Befragungen anscheinend nie. Mittags bekamen die Mädchen eine kleine Mahlzeit, er jedoch aß nicht. Sie hatten schnell gelernt, ihre Mahlzeiten aus Keksen, Trockenfleisch, getrocknetem Obst und Wem nicht stehenzulassen; Abigail hatte das einmal getan, und dann waren zwei dieser schweigenden Männer hereingekommen, und einer hatte sie festgehalten, während der andere sie zum Essen gezwungen hatte. Arjuna hatte dazu nur gesagt: »Ihr müßt bei Kräften und gesund bleiben.«
    Nach der Mahlzeit entschuldigte er sich, und sie hörten, wie er die Kabine nebenan betrat. Margaret lief zu der Wand, die die beiden Räume teilte, und lauschte, wie sie es jedes Mal tat, wenn er in jene Kabine hineinging. Dort mußte ein geheimnisvoller Passagier wohnen, der Arjuna von Zeit zu Zeit besuchte, doch sonst betrat nie jemand diese Kabine. Margaret hatte Arjuna einmal nebenbei gefragt, wer dort wohnte, doch er hatte die Frage einfach überhört.
    Sie konnte leises Stimmengemurmel hören, aber keine Worte verstehen. Dann überkam Margaret plötzlich wieder dieses seltsam kribbelnde

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