Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Titel: Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
Vom Netzwerk:
seltsamen Stoff gemacht, Anthony. Ich weiß nicht, was das für ein Stoff ist, doch es ist wie die Hitze der Sonne oder die Bewegung des Windes. Manchmal kann man ihn fühlen, meistens jedoch nicht.«
    Anthony war neugierig geworden. »Und?«
    Nakor sagte: »Als ich ein Junge war, konnte ich Tricks machen.
    Ich belustigte die Leute in meinem Dorf. So wie mein Vater und meine Brüder sollte ich Bauer werden, doch eines Sommers kam ein Magier durch unser Dorf. Er war kein guter Magier, doch ich war von seinen Tricks fasziniert. In der Nacht, in der er ankam, verließ ich das Haus meines Vaters und ging zu ihm und zeigte ihm ein paar meiner Tricks. Da fragte er mich, ob ich sein Lehrling sein wollte.
    Also folgte ich ihm und sah meine Familie nie wieder.
    Ich blieb einige Jahre bei ihm, bis ich entdeckte, daß meine Tricks besser waren als seine, also ging ich meiner eigenen Wege.« Er riß ein Stück Schale von seiner Orange ab und biß in die Frucht.
    »Irgendwann habe ich die Täuschungen der Magie entdeckt, und ich konnte meine Tricks machen, ohne Zaubersprüche zu beschwören und Pülverchen ins Feuer zu streuen. Ich konnte es einfach.«
    »Aber wie?«
    »Ich weiß nicht.« Er grinste. »Sieh mal, ich glaube, Pug ist ein schlauer Mann, nicht weil er so mächtig ist, sondern weil er weiß, wieviel er noch nicht weiß.« Er zwinkerte Anthony zu. »Du könntest auch so weit kommen.«
    »Wie?«
    »Du mußt nur begreifen, daß es keine Magie gibt. Es gibt nur diesen Stoff, aus dem das Universum ist, und weniger erleuchtete Menschen nennen es einfache Magie, wenn sie diesen Stoff beeinflussen.«
    »Ihr nennt das immer ›Stoff‹. Kennt Ihr keinen Namen für dieses magische Element?«
    »Nein.« Nakor lachte. »Ich habe es mir immer als Stoff vorgestellt, und der Stoff hat nichts mit Magie zu tun.« Er hielt Daumen und Zeigefinger so dicht er konnte zusammen, ohne daß sie sich berührten. »Stell dir diesen winzigen Raum vor. Und jetzt stell dir die Hälfte davon vor. Dann halbiere ihn wieder und wieder. Kannst du dir einen so winzigen Raum vorstellen?«
    »Ich glaube nicht«, gab Anthony zu.
    »Ein weiser Mann kennt seine Grenzen«, sagte Nakor grinsend.
    »Stell dir diesen Raum trotzdem vor, und stelle dir vor, du wärst da drinnen. Stell dir vor, dieser Raum, in dem du dann bist, wäre riesig, und du teilst ihn wieder und wieder und wieder. Und in dem letzten Raum würdest du diesen Stoff finden.«

    »Das ist sehr klein«, gestand Anthony ein.
    »Aber wenn du in diesen Raum gehen könntest, würdest du den Stoff sehen.«
    »Wie habt Ihr das entdeckt?«
    »Als kleiner Junge konnte ich nur meine Tricks machen. Ich war ein böses Kind, ich konnte nur mit den Tricks Wassereimer umstoßen oder schlafende Katzen auf Dächer setzen. Mein Vater, der in unserem Dorf eine wichtige Persönlichkeit war, ließ nach Shing Lai schicken, um einen Priester vom Orden des Dav-Lu, der im Königreich Banath genannt wird, zu holen. Er glaubte, ich wäre von einem bösen Geist besessen. Der Priester sagte meinem Vater, er solle mich schlagen, und meistens wirkte das auch.«
    Er biß von der Orange ab. »Jedenfalls konnte ich mein ganzes Leben lang diese Tricks machen, weil ich wußte, wie man diesen Stoff beeinflußt.«
    Anthony schüttelte den Kopf. »Und kann man das anderen beibringen?«
    »Das war es ja, was ich den Leuten in Stardock erklären wollte: jeder kann das lernen.«
    Anthony schüttelte erneut den Kopf. »Ich denke, ich würde es nicht begreifen.«
    »Ich bringe es dir doch schon bei.« Nakor lachte. »Es war dieser Stoff in dem kranken Mann, zu dem ich geredet habe. In allem ist Kraft, und die kann man beeinflussen.« Er öffnete seinen Rucksack.
    »Greif rein und hol noch eine Orange heraus.«
    Anthony griff hinein und sagte: »Es ist nichts drin.«
    Nakor sagte: »Es ist ein Trick. Schließ die Augen.« Anthony gehorchte. »Kannst du am Boden einen kleinen Saum spüren?«
    »Nein.«
    »Versuch es noch einmal. Es ist nur eine kleine Naht, schwierig zu entdecken.«
    »Ich glaube, jetzt habe ich es.«
    »Zieh vorsichtig daran.«

    Anthony sagte: »Ich glaube, ich verliere die Kante wieder … jetzt habe ich sie.«
    »Wenn du den Stoff zur Seite ziehst, kannst du darunter greifen und fühlst eine Orange.«
    Anthony fühlte die Frucht tatsächlich. Er zog sie heraus und öffnete die Augen. »Also ist es nur ein Trick.«
    Nakor nahm den Rucksack von der Schulter und reichte ihn Anthony »Sieh hinein.«
    Anthony durchsuchte ihn

Weitere Kostenlose Bücher