Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
überlebt. Er schickte ein Stoßgebet an Killian, die Göttin der Seefahrer, und bat sie um Gnade für seine ertrunkenen Leute.
Niedergeschlagen seufzte er. »Schwärmt aus und sucht nach angespülten Sachen, die wir noch gebrauchen können.« Er sah sich um. »Wir haben noch einige Zeit lang Licht, also wollen wir sehen, wo wir hier gelandet sind.«
Die Männer gehorchten. Die meisten suchten den Strand ab, manche machten sich auch nach Südosten entlang der Felsen auf.
Einige wenige waren zu verletzt und sanken einfach in den Sand, wo sie naß ihr Elend schweigend ertrugen.
Amos sagte zu Ghuda und Nakor, die immer noch den bewußtlosen Anthony hielten: »Weckt ihn, wenn das geht, aber seht Euch auch um. Mein Gefühl sagt mir, wir werden alles gebrauchen können, was wir finden, wenn wir überleben wollen.«
Ghuda legte den bewußtlosen Magier auf dem Sand ab und schüttelte ihn, doch er regte sich nicht. Nach einer Weile stand Ghuda auf und ließ ihn hegen. Wie die anderen suchte er nach Gegenständen, die angespült wurden. Nakor wandte sich an Amos.
»Tut mir leid wegen deines Schiffes.«
Amos nickte. »Mir auch.«
Nakor griff in seinen Rucksack und zog die Hand heraus, als hätte ihn etwas gestochen. »Oh, das ist schlecht.«
»Was gibt es?« fragte Amos.
»Da gibt es jetzt in Ashunta einen Obsthändler, der sich sehr ärgern wird, wenn er entdeckt, daß seine Früchte von Meerwasser verdorben sind.« Der O-beinige Mann schüttelte den Kopf und ließ den Kapitän allein.
Amos sah hinaus zu der Stelle, wo sein Schiff hinter der Brandung auf der Seite im Wasser lag und langsam unterging. Traurig beobachtete er, wie es in den Wellen versank.
Aufstieg
Das Feuer schwelte.
Brisa rückte näher an die Glut, um sich warm zu halten. Andere hatten sich an die beiden weiteren kleinen Feuer gehockt, oder gingen auf und ab, um nicht auszukühlen. Am Tag hatten sie die Küste erkundet. Doch nach jeder Biegung hatten sie nur wieder Strand und Klippen entdeckt, und im Rücken blieb stets die endlos erscheinende Mauer aus Fels. Das wenige Holz, das sie gefunden hatten, war so gut wie verbraucht, und während es tagsüber sengend heiß war, wurde es nachts bitterkalt. Aus angespülten Wrackteilen, Segeltüchern und Balken, hatten sie einen einfachen Unterstand gebaut. Das Holz war jedoch zu naß zum Verbrennen. Das gepökelte Schweinefleisch war verdorben, doch die getrockneten Äpfel waren noch genießbar. Wasser hatten sie erst einmal ausreichend. Einige der Seeleute fischten in den Tümpeln, die die Flut zurückließ, doch ohne einen Topf, in dem man die Fische kochen konnte, war das keine besonders schmackhafte Kost. Die wenigen Möwen, die über sie hinwegflogen, schienen hier nicht zu brüten, also fanden sie auch keine Eier.
Anthony war am Morgen wieder zu Bewußtsein gekommen; er konnte sich kaum noch an etwas erinnern, was nach seinem Zauberspruch geschehen war. Er hatte einen Schock erlitten, als er gemerkt hatte, daß das Schiff untergegangen war, und bekam seine Panik erst in den Griff, als er sich gewahr wurde, daß seine Fähigkeiten als Heiler benötigt wurden.
Der zweite Morgen graute, und Amos kam zu Nicholas. »Wir werden sterben«, sagte er schwach. »Falls es auf der Welt eine ungemütlichere Küste gibt, so habe ich sie jedenfalls noch nicht zu Gesicht bekommen.«
»Was willst du machen?« fragte Nicholas.
»Ein einziges Boot kann die ganzen achtundfünfzig Leute nicht aufnehmen. Wir haben zwei Möglichkeiten. Entweder schicken wir eine Gruppe auf die Suche nach Hilfe für den Rest nach Süden, oder wir versuchen, die Felswand hochzuklettern. Oder wir machen beides.«
Nicholas sagte: »Nein, wir bleiben zusammen.«
Amos schien sich darüber streiten zu wollen, schüttelte schließlich jedoch nur den Kopf. »Du hast recht. Denn eine Sache ist sicher: Hier können wir jedenfalls nicht bleiben.«
»Also sollten wir uns am besten nach einem Weg nach oben umsehen.«
Amos nickte. »Ich bin der älteste, und ich freue mich nicht auf die Kletterei, aber entweder gelangen wir da rauf oder wir sind am Ende.«
Nicholas seufzte. »Ich bin noch nicht besonders oft geklettert. Mein Fuß …« Er wandte sich an Calis und Marcus. »Würde einer von euch beiden einen Weg nach oben erkennen, wenn er ihn sähe?«
Marcus runzelte die Stirn, doch Calis nickte und stand auf. »In welche Richtung?«
»Ihr geht in die Richtung, Calis«, meinte Nicholas und deutete nach Nordwesten. Zu Marcus sagte er: »Und
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