Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
auf, und halb krabbelnd, halb schwimmend bewegte er sich zur Reling. Wie ein verletztes Tier neigte sich die Raubvogel nach Backbord.
Nicholas spuckte, hustete und schnappte unter Schmerzen nach Luft, hustete wieder. Er blies Salzwasser aus seiner Nase, wischte sich das Gesicht mit einer Hand ab, und sah sich um. Alle drei Masten waren gebrochen. Das Deck lag voller Bruchstücke, Leichen und Seetang. Er brauchte eine Weile, bis er das Chaos ganz erfaßt hatte.
Marcus und Calis hingen an einem Tau, und Brisa hatte beide Arme um Marcus’ Bauch geschlungen. Ghuda hielt noch immer Anthony fest, während er mit dem anderen Arm die Ankerwinde umklammerte. Über sein Gesicht lief aus einer übel aussehenden Kopfwunde Blut. Nakor war unter Resten der Takelage begraben und rief, man solle ihn aus den Seilen befreien.
Nicholas wurde klar, wer fehlte. »Harry!« schrie er. Plötzlich drehte sich ihm der Magen um, und er übergab sich.
Das Schiff ächzte und schaukelte. Amos zog sich unter einer abgebrochenen Stange hervor. Er kam auf die Beine und besah sich den Schaden. »Was für ein Mist« fluchte er. Indem er sich zum Heck wandte, rief er: »Mr. Rhodes!«
Er bekam keine Antwort. Amos ging davon und untersuchte das Schiff. Schnell war er wieder bei Nicholas. »Alle sollen sich an Deck versammeln und retten, was zu retten ist. Packt so viele Wasserfässer und -schlauche wie möglich in die Beiboote. Auch alles, was ihr an Vorräten finden könnt. Wir sinken.«
»Können wir nichts dagegen unternehmen?« fragte Nicholas.
Amos schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Nicholas ging zu Calis, der gerade Nakor aus dem Gewirr von Seilen befreite, und sagte: »Alle sollen zum Hauptdeck kommen. Wir verlassen das Schiff.«
Die Nachricht wurde rasch weitergegeben, und Nicholas und Marcus eilten zu ihren Kabinen, wo das Wasser bereits durch die Planken eindrang. Sie schnappten sich, was immer ihnen in die Hände geriet, und brachten es eilig nach oben. Calis hatte seinen Bogen und seine Pfeile gefunden, die beide durch Öltücher geschützt waren, doch Marcus’ Bogen war verlorengegangen. Nicholas bahnte sich durch Schutt und Leichen einen Weg zu Amos’ Kabine. Er öffnete das kleine Fach im Boden und nahm den Beutel mit dem Gold heraus. Schon auf dem Weg nach draußen fiel ihm noch etwas ein, und er watete durch das steigende Wasser zum Schreibtisch. Er zog die Schublade auf und fand ein in rotes Leder gebundenes Logbuch. Wieder im Gang sah er, wie rasch das Wasser stieg. Das Schiff würde bald sinken.
Er stieg schnell die Kajütstreppe zum Hauptdeck hoch. Abermals schoß ein stechender Schmerz durch sein linkes Bein, und er hätte fast das Logbuch fallengelassen. Er erreichte das Hauptdeck, ging zu Amos und gab ihm das Logbuch.
»Ich habe auch noch das Gold aus deiner Kabine geholt.
Vielleicht können wir es gebrauchen.«
»Sei gesegnet, Junge, weil du deine Gedanken beieinander hast.
Mit dem Logbuch können wir vielleicht eines Tages zurück nach Hause finden.«
Nicholas kletterte über die Reling. Das Beiboot war keine zwei Meter unter ihm. Er sah zurück und fragte: »Amos?«
»Ich komme, Nicky« Er sah sich noch einmal auf dem Deck um.
»Ich komme.«
Sie kletterten in das Beiboot, und Ghuda und einer der Seeleute legten sich in die Riemen, um möglichst viel Abstand zwischen sich und das sinkende Schiff zu bringen.
Sie waren noch keine Viertelmeile entfernt, da drehte sich die Raubvogel , die frühere Königlicher Adler , auf die Seite.
Verbittert meinte Amos: »Verdammt, gefällt mir gar nicht, Schiffe zu verlieren.«
Nicholas wußte nicht wieso, aber er fand diese Bemerkung unheimlich komisch, und so sehr er sich auch bemühte, konnte er sich das Lachen nicht verkneifen. Amos schnaubte vor Wut, doch Brisa und Ghuda fielen mit ein, und selbst Marcus konnte sich nicht zusammenreißen. Nakor brauchte ja sowieso nie einen Grund zum Lachen, und er machte keinen Hehl aus seiner Erheiterung. Und bald lachten alle außer dem bewußtlosen Anthony und dem zornigen Amos Trask.
»Was ist daran so verdammt lustig?« verlangte Amos zu wissen.
Ghuda fragte: »Wie viele Schiffe habt Ihr denn schon verloren?«
Sein Gesicht war mit angetrocknetem Blut verschmiert, ansonsten schien er wohlauf zu sein.
Amos sagte: »Drei«, dann machte sich auf seinem Gesicht plötzlich ein Grinsen breit, und er konnte sich nicht mehr zusammenreißen, während sich die anderen im Boot die Bäuche hielten.
Aus dem Wasser sagte eine
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