Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
vorsichtig mit größeren Holzstücken nährte.
Schließlich legte er das Holz, welches Nakor und Anthony gebracht hatten, darauf.
Die Seeleute versammelten sich um das Feuer, und Anthony zündete in einiger Entfernung ein zweites an.
Nakor ließ sich neben Nicholas nieder. Niemand war in der Stimmung, sich zu unterhalten; die meisten ruhten sich aus oder aßen. Ohne weitere Einleitung sagte Nakor: »Wasser ist das Problem.«
Nicholas fragte: »Wieso?«
Nakor erwiderte: »Bisher haben wir noch keine Quelle hier in der Nähe gefunden. Wir haben noch die Schläuche, die wir vom Schiff gerettet haben, doch nicht genug, und wir können die Fässer nicht weit mitschleppen.«
Amos sagte: »Und sicherlich können wir sie nicht die Klippen hinaufschleppen.«
Nicholas seufzte. »Was schlagt ihr vor?«
Nakor zuckte mit den Schultern. »Jeder soll soviel trinken wie möglich, ehe wir aufbrechen. Wenn wir bald eine Stelle finden, an der wir hinaufklettern können, dann können wir einige Leute zurückschicken, die die Schläuche auffüllen. Wenn wir weiter die Küste hinunterziehen, muß das reichen, was wir haben.«
»Was ist mit dem Essen?« fragte Nicholas.
»Morgen wird nicht mehr viel übrig sein«, antwortete Anthony, indem er sich am Feuer niederließ. Sein Gesicht war von Müdigkeit gezeichnet. »Eben ist einer der Männer gestorben.«
Amos fluchte. Er rief zwei Seeleute zu sich und sagte: »Holt ein Stück Segeltuch. Wir können ihn zwar nicht einnähen, aber wir können ihn wenigstens einwickeln und das Tuch mit Seilen festbinden. Morgen werden wir ihn zu den Felsen hinaustragen und im Meer beerdigen.«
Die beiden Männer nickten und gingen, um den Auftrag zu erledigen. Amos klang alt, als er sagte: »Das wird nicht der einzige bleiben.«
Niemand sagte danach noch etwas.
Während der nächsten anderthalb Tage zogen sie die Küste hinunter. Nicholas ließ regelmäßig haltmachen, denn der Mangel an Essen, das knappe Wasser und die Hitze forderten ihren Tribut. Am Nachmittag des zweiten Tages sagte Marcus: »An dieser Stelle bin ich umgekehrt.«
Nicholas fühlte sich verzweifelt. Sie hatten mit den Kranken und Verletzten fast zwei Tage gebraucht, um eine Strecke zurückzulegen, die Marcus an einem halben Tag hinter sich gebracht hatte. Nicholas verdrängte die finsteren Gedanken. »Du und Calis, ihr geht voraus und kundschaftet.« Im stillen betete er, die beiden mögen bald einen Weg nach oben finden.
Marcus und der Halbelb machten sich auf. Amos gab Nicholas ein Zeichen, er solle mit ihm etwas vorausgehen. Als sie außer Hörweite der anderen waren, sagte der Admiral: »Wir müssen morgen mit dem Aufstieg beginnen, egal was kommt.«
Nicholas erwiderte: »Sonst werden wir bald alle sterben.«
Amos meinte: »Wir sterben bereits. In zwei oder drei Tagen ist die Hälfte der Männer nicht mehr zu einer Kletterei in der Lage.« Er spreizte die Finger, als wäre seine Hand steif. »Und vielleicht gehöre ich selbst dann zu diesen Männern. Ich habe so ein Ziehen in der Hand. Das Wetter wird sich ändern.«
»Sturm?«
Amos nickte. »Normalerweise, wenn es so zieht.«
Nicholas warf einen Blick auf den sich verdunkelnden Himmel im Osten. »In zwei Stunden ist es Nacht. Sollen wir nicht hier bleiben? Wir brauchen Ruhe.«
Amos nickte abermals, und sie gingen zu den anderen zurück.
Amos ließ die mageren Rationen verteilen. Nicholas ging zu Harry, der seine schmerzenden Füße massierte. Brisa saß neben ihm. Das Mädchen hatte sich zusammengerollt, als würde es frieren.
»Wie geht es dir?« fragte Nicholas.
Harry sagte: »Meine Füße tun weh, und ich habe Hunger.« Er grinste. »Das hebt mich irgendwie von den anderen ab, nicht?«
Nicholas mußte lächeln. Harry war der letzte, der seine gute Laune verlieren würde, das wußte er. »Ich möchte, daß du morgen hinten gehst. Wir werden versuchen, die Klippen zu ersteigen, und ich brauche hinten jemanden, der sich darum kümmert, daß niemand abstürzt oder den Mut verliert.«
Harry nickte. »Ich werde tun, was ich kann.«
Nicholas fragte das Mädchen: »Wie geht es dir?«
Bitter sagte es: »Meine Füße tun weh, und ich hab Hunger.«
»Da paßt ihr ja richtig zusammen.« Nicholas stand auf und ging davon.
Brisa blickte ihm hinterher. »Er versucht wirklich alles, nicht?«
Harry sagte: »Ich glaube schon. Das hat er im Blut. Er ist geboren, um zu dienen und die Pflichten des Adels zu erfüllen und so.«
»Und du?« fragte sie halb
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