Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
sich voneinander wie die in Krondor von denen in Kesh. Männer und Frauen jeder Hautfarbe, vom hellen, blonden Typ bis hin zum nachtschwarzen, drängten sich auf dem Markt, priesen schreiend den Wert ihrer Waren und feilschten um die Preise dafür.
Die Menschen hier waren so verschieden gekleidet, daß Nicholas und seine Mannschaft nicht weiter auffielen.
Praji führte die Truppe an einer großen Kreuzung von zwei Einkaufsstraßen nach Süden. Dann war der Basar zu Ende, und sie kamen durch einen schmale Gasse in eine weitere. Plötzlich standen sie vor der Herberge. Praji ging mit Nicholas hinein und rief: »Keeler!«
Ein stämmiger Mann, über dessen Wange eine Narbe lief, erschien aus einem Hinterzimmer. »Praji!« sagte er und holte ein Hackbeil hervor, das er vor Begeisterung in das Holz des Tresens rammte. »Ich dachte, ich hätte deine dreckige Visage vor einem Monat endlich zum letzten Mal gesehen.«
Praji zuckte mit den Schultern: »Hab ein besseres Angebot bekommen.« Er deutete mit dem Kopf auf Nicholas. »Mein neuer Hauptmann.«
Keeler blinzelte Nicholas mit zusammengekniffenen blauen Augen an und kratzte sich am stoppeligen Kinn. »Gut, sehr gut. Was braucht Ihr … Hauptmann?«
»Quartier für vierzig Leute.«
»Ich habe Platz für fünfzig«, sagte er. »Sechs Viermannzimmer und ein Gemeinschaftsschlafraum mit sechsundzwanzig Betten. Da kann man allerdings noch ein paar Mann mehr reinquetschen, wenn Ihr nett seid«, sagte er lächelnd.
»Wir nehmen alle Zimmer. Ich suche noch neue Männer.« Sie waren übereingekommen, daß ihnen diese Geschichte ein paar Tage Zeit ließ, während derer sie anscheinend nichts taten. Söldnertruppen lungerten zwischen ihren Aufträgen meist nicht lange herum, und wenn sie sich einige Tage nichtstuend in der Stadt herumtrieben, würde das Aufmerksamkeit erregen. Nicholas und Keeler einigten sich auf einen Preis, und Nicholas reichte dem Herbergsvater einen kleinen Beutel mit Gold als Sicherheit.
Nicholas machte Harry, der an der Tür stand, ein Zeichen; Harry gab es weiter, und die Truppe kam herein. Die Randschana warf Nicholas einen bitterbösen Blick zu, als sie mit ihren Zofen eintrat und den Gemeinschaftsraum der Herberge begutachtete. Nicholas hatte ihr keine Einzelheiten darüber erzählt, warum die Soldaten des Oberherrn bei Shingazis Anlegestelle aufgetaucht waren. Sie erwartete, geradewegs zum Palast des Oberherrn gebracht zu werden, und war verärgert, weil sie noch einen Tag in Nicholas’ Gesellschaft verbringen sollte. Da sie jedoch unter Brisas Aufsicht stand, machte sie keine Schwierigkeiten. Denn das Straßenmädchen aus Frihaven hatte der Randschana angedroht, ihr die Zunge herauszuschneiden, wenn sie auch nur einen Mucks machte.
Nachdem sie sich eingerichtet hatten, machte Nicholas einen Rundgang durch die Herberge. Sie konnten den Gemeinschaftsraum benutzen, dazu den Hof – in dem Nicholas die Männer drillen lassen wollte –, und den Stall, der gegenwärtig leer war bis auf einen klapprigen Esel, der die Ankunft der Fremden mit gelassenem Gleichmut zur Kenntnis nahm. Normalerweise konnte die Truppe, die eine Herberge mietete, selbst entscheiden, ob sie den Gemeinschaftsraum auch für andere Leute offen ließ. Das war auch das Thema ihres ersten Gesprächs mit denen, die als Nicholas Offiziere gelten sollten: Marcus, Ghuda, Amos und Praji. Nicholas hatte sich eine Geschichte ausgedacht, der zufolge sie aus einer sehr entfernten Stadt auf der anderen Seite des Kontinents kamen. Praji glaubte, die Geschichte würde kritischen Fragen standhalten. Denn die Verhältnisse zwischen den Stadtstaaten waren so unsicher, daß sich ein Mann im Leben selten mehr als ein paar hundert Meilen von seinem Geburtsort entfernte, und selbst weitgereiste Mietsoldaten wie Praji waren nicht über Lanada, die Stadt des Priesterkönigs, hinausgekommen. Dort herrschten zur Zeit Unruhen, da der Priesterkönig sowohl gegen den Radsch von Maharta als auch gegen den Oberherrn der Stadt am Schlangenfluß Krieg führte.
Nicholas setzte sich mit seinen Leutnants in den Gemeinschaftsraum, während Harry den Männern ihre Zimmer zuteilte. Nicholas fragte: »Praji, wie sollen wir es machen? Sollen wir den Gemeinschaftsraum für uns behalten oder nicht?«
Praji sagte: »Wenn Ihr ihn für Euch behaltet, werden die Leute neugierig werden, weil sie Euch nicht kennen. Wenn Ihr anderen Zutritt gewährt, wird sich dieser Ort hier spätestens eine Stunde nach Sonnenuntergang mit
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