Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Titel: Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
Vom Netzwerk:
dem Boden wuchs. Wo zuerst nur vage graue Schemen gewesen waren, erhoben sich nun Türme und Mauern.
    Um den ganzen See herum war Sumpfgebiet und niedriger Schilfwald. Man konnte kaum sehen, wo das Wasser endete und das Land anfing. Jenseits des Ufers erhoben sich einige Erdwälle, die, von einigen Büschen abgesehen, kahl waren. Zur Rechten, am östlichen Ufer des Sees, stieg das Gelände an. Dort hatte einst ein Gebäude gestanden, wie einige verkohlte Mauerreste zeigten, doch heute war das Gebiet verlassen. Dahinter begann ein Steilufer, vielleicht zwanzig Meter hoch, und oben konnte Nicholas Bewegungen erkennen, obwohl es zu weit entfernt war, um sie genau auszumachen.
    »Bauernhöfe«, meinte Praji, als hätte er Nicholas’ Gedanken gelesen. »In der Nähe der Stadt findet man viele kleinere, weil sie dort geschützter sind. Auf der anderen Seite stehen nur ein paar abgebrannte. Das Land ist schwer zu verteidigen, und die Soldaten des Oberherrn greifen nur ein, wenn jemand gegen die Stadt vorgeht, oder wenn der Oberherr gerade in der richtigen Laune ist.« Er spuckte ins Wasser.
    Nach einer Weile kamen sie in den östlichen Abfluß des Sees. Sie wurden wieder schneller, da die Strömung stärker war. Als sie den Rand der Stadt erreichten, sahen sie am Ostufer die ausgebrannten Bauernhäuser. »Jetzt verstehe ich, was Ihr meint«, sagte Nicholas.
    »Das waren keine Banditen«, sagte Praji. Er zeigte auf einen Hügel, der eine halbe Meile entfernt war und auf dem ein großes Anwesen stand, das von einer hohen Mauer umgeben war. »Das ist der Landsitz von Dahakon. Wenn er nicht gerade im Palast des Oberherrn ist, findet man ihn dort, obwohl ich nicht weiß, wieso dort jemand hingehen sollte.« Er machte ein Schutzzeichen. »Er war der Ansicht, die Bauernhöfe wären zu dicht an seinem Anwesen, und da hat er sie von seinen Roten Kämpfern niederbrennen lassen.«
    Nachdem sie unter einer Brücke durchgefahren waren, die zum Anwesen des Magiers führte, erstreckten sich am Ufer Hütten und Hausboote. Allem Anschein nach wohnten hier arme Leute, Fischer und Arbeiter, die sich in der Stadt keine Wohnung leisten konnten.
    Auch einige Bauern hatten hier kleine Grundstücke, die sich landeinwärts zogen. Von einigen der Boote winkten ihnen lachende Kinder zu, und Nicholas winkte zurück.
    Je weiter sie flußabwärts fuhren, desto enger drängten sich die Boote aneinander. In der Nähe der Anlegestelle standen die Gebäude bis zum Ufer. Es waren alte Häuser, die zwei oder sogar drei Stockwerke hoch waren. Auf den Baikonen zeigten sich Frauen mit mehr oder weniger Kleidung am Leib und riefen ihnen ihre Namen zu. »Huren«, sagte Praji gleichgültig.
    Nicholas errötete, als sich eine an ihn wandte und ihm etwas vorschlug, woran er im Traum noch nicht gedacht hatte. Praji sah, wie Nicholas rot wurde und lachte. »Hauptmann«, sagte er nur trocken.
    Das Ostufer entfernte sich zunehmend, da der Fluß an der Mündung breiter wurde, und sie fuhren in einen Seitenarm hinein.
    Sie hielten sich hart am rechten Ufer, bis sie zu den ersten Anlegestellen und Kais des Hafens kamen. Ein kleines Boot zog vor ihrem Bug vorbei und steuerte ein Schiff an, das im tieferen Wasser ankerte. Der Steuermann von Nicholas’ Flußschiff verfluchte den Mann am Steuer des kleineren, da sie beinahe zusammengestoßen waren.
    Nicholas folgte dem Boot mit den Blicken, bis ihm etwas im Hafen auffiel. »Marcus«, rief er.
    Marcus beugte sich vor. »Was ist?«
    »Sag Amos, er soll sich das mal angucken.« Er zeigte auf etwas.
    Marcus sah in die angegebene Richtung, nickte und ging zum Heck des Flußschiffes. Zum zweiten Boot, in dem Amos saß, schrie er hinüber: »Nicholas sagt, Ihr solltet Euch das mal angucken.«
    Amos rief zurück: »Sag ihm, ich hätte es schon gesehen. Es ist dasselbe.«
    Nicholas nickte. »Hab ich mir gedacht.«
    Mit leerem Frachtraum hatte das Schiff wenig Tiefgang und ragte hoch auf, als wollte es ihnen den Weg weisen. Nicholas wandte sich an Marcus. »Wir haben uns für den richtigen Weg entschieden.«
    Marcus legte Nicholas die Hand auf die Schulter und sagte nichts.

     
    Sie gingen von Bord und wühlten sich durch das Gedränge im Hafen, dann durch eine breite Straße, die zu einem riesigen Basar führte. Praji und Vaja gingen voran. Alle sollten dicht beieinander bleiben, damit niemand verlorenging.
    Nicholas’ Sinne wurden von dem exotischen Anblick der Kleidung und der Waren überflutet. Die Menschen hier unterschieden

Weitere Kostenlose Bücher