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Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Titel: Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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abstammen.« Praji begann, sich die Fingernägel mit dem Dolch zu säubern. »Jeder Stamm hatte einen König, und in jedem Jahr hatte ein anderer Stamm den Vorsitz über das jährliche Treffen. So hatte die Stadt jedes Jahr einen anderen Herrscher, und der war jeweils wild darauf versessen, das zu rächen, was ihm die anderen während der vergangenen dreizehn Jahre angetan hatten – es gab nämlich vierzehn Stämme, ja?
    Jedenfalls wurden die Leute in der Stadt nach einigen Jahrhunderten dieses Brauchs müde, und es gab eine große Revolte, bei der alle vierzehn Könige und ein großer Teil ihres Gefolges in den See geworfen wurden. Und darum heißt er See der Könige.«
    »Was ist dann passiert?« fragte Nicholas. Marcus und Harry setzten sich zu ihnen. Sie hatten die Hälfte des Sees jetzt hinter sich und konnten sehen, daß er noch einen Abfluß hatte, der sich im Osten um die Stadt herum zu schlängeln schien.
    »Nun, eine Weile versuchte man, ohne Herrscher auszukommen, doch nach ein paar größeren Bränden und Überfällen, bei denen Hunderte von Menschen umkamen, sollten die Oberhäupter der Clans einen Rat bilden. Da viele Clans Mitglieder aus mehr als einem Stamm hatten, schien das in Ordnung zu sein, und niemand regte sich sehr darüber auf. So wie ich gehört habe, liefen die Dinge dann einige hundert Jahre recht gut.«
    »Bis der Oberherr auftauchte?« fragte Harry »Nun, er trieb sich hier schon eine Weile herum, schätze ich«, meinte Praji. Er kratzte sich am Kinn. »Ich habe hier und da ein paar Geschichten darüber gehört, wer er sein soll, doch niemand weiß es genau. Und man sollte danach auch nicht allzu laut fragen.«
    »Geheime Polizei?« fragte Nicholas.
    »Heißt die Schwarze Rose, wenn Ihr das für bare Münze nehmen wollt. Der Anführer heißt der ›Aufseher‹, und niemand weiß, wer es ist. Einige Leute meinen, nur mit Hilfe der Schwarzen Rose wäre Dahakon noch in seinem Amt; andere glauben, Dahakon selbst sei der Aufseher. Ich kenne jedenfalls niemanden, der es genau weiß.«
    Praji steckte sein Messer wieder ein. »Jedenfalls heißt der Oberherr Valgasha, was kein Name der Jeshandi ist, und er ist mir bisher auch an keinem anderen Ort begegnet. Er ist ein großer Mann – ich habe ihn einmal bei einer Parade beim Sommerendsfest gesehen. Ist so groß wie Euer Freund Ghuda, würde ich sagen. Sieht aus wie dreißig, keine Stunde älter als an dem Tag, an dem er sich auf den Thron setzte. Kein Wunder bei einem Magier als Berater. Hat einen Adler, den er wie einen Falken zur Jagd abgerichtet hat. Die Leute sagen, der Vogel wäre magisch.«
    Nicholas fragte: »Wie weit ist es noch bis zur Stadt?«
    »Nicht mehr weit.« Praji zeigte auf eine Baumgruppe am gegenüberliegenden Ufer. »Dort zweigt ein Fluß ab, der um die Stadt herumführt.«
    Er verfiel für eine Weile in Schweigen, und schließlich sagte er: »Wenn wir dort ankommen, suchen wir am besten erst einmal eine Unterkunft; eine Söldnertruppe braucht einen Ort, wo sie von möglichen Kunden gefunden werden kann. Habt Ihr etwas gegen das einfache Leben?«
    Nicholas fragte: »Nein, warum?«

    »Nun«, antwortete Praji, »Ihr habt mehr Gold als Verstand, so wie ich die Dinge sehe, und eine kleine Truppe, die zuviel Geld ausgibt, bekommt leicht Schwierigkeiten. Selbst in der teuersten Herberge würden dann in der zweiten oder dritten Nacht zweihundert Kämpfer auftauchen. Und wenn man zu einfach lebt, glauben die Leute, man wäre pleite oder schlecht.« Er dachte eine Minute lang nach. »Ich denke, ich weiß, wo wir unterkommen. Gleich neben dem Basar. Bescheiden, nicht zu dreckig, und der Herbergsvater wird uns nicht ausrauben.«
    Nicholas lächelte. »Ich schätze, es ist ein Ort, an dem wir auch das eine oder andere mitbekommen.«
    »Davon könnt Ihr ausgehen«, sagte Praji und grinste. »Doch der Trick ist, nicht einfach nur etwas zu belauschen, sondern die Gerüchte und Lügen von der Wahrheit zu trennen.« Er gähnte. »In den zwanzig Jahren auf der Straße habe ich noch nie einen Ort wie die Stadt am Schlangenfluß kennengelernt. Nun, nehmt zum Beispiel Maharta. Eine saubere anständige Handelsstadt, und alle sind stolz darauf. Sie nennen die Stadt die Königin des Flusses, und trotzdem kann man dort wegen eines Kupferstücks genausogut das Leben verlieren wie anderswo.« Praji setzte seine Betrachtungen über die Vor- und Nachteile anderer Städte, die er besucht hatte, fort, während Nicholas zusah, wie die Stadt vor ihnen aus

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