Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
Huren, Dieben, Taschendieben, Bettlern und Spionen der verschiedenen Clans, Gilden und anderen Truppen füllen.«
Nicholas fragte: »Amos, was denkst du?«
Amos zuckte mit den Schultern. »Meinen Erfahrungen nach muß man an solchen Orten entweder nach draußen gehen und die Leute suchen, aus denen man etwas herausholen will, oder man läßt sie zu sich kommen.«
Nicholas nickte. »Also lassen wir den Gemeinschaftsraum offen, doch ich möchte, daß keiner unserer Männer zuviel trinkt und im Suff die falschen Dinge ausplaudert.« Er versuchte, drohend zu klingen, kam sich jedoch albern vor. Dennoch lächelte niemand am Tisch über seine Bemerkung.
Nicholas blickte Praji an und fragte: »Warum sollten andere Söldnertruppen hier herumschnüffeln?«
Praji antwortete: »Vielleicht habt Ihr ein Angebot, das sie unterbieten können. Wenn es ein großer Fisch sein sollte, können sie Euch bei Eurem Vertragspartner vielleicht ausstechen; vielleicht haben sie einen Auftrag, für den sie eine größere Truppe brauchen und sie suchen noch ein oder zwei kleinere Truppen, die zu ihnen stoßen.«
Praji blickte Nicholas fest in die Augen. »Ihr braucht mir nicht zu erzählen, weswegen wir hier sind, solange Ihr uns beide bezahlt und wir nicht wegen Eurer Angelegenheiten gehängt werden. Allerdings seht Ihr für eine Söldnertruppe ausgesprochen grün aus.« Er deutete mit dem Daumen auf Ghuda. »Der sieht aus, als wüßte er, wie der Hase läuft, doch die anderen …« – er warf einen Blick über die Schulter auf ein paar Seeleute von Amos’ Schiff, die gerade den Gemeinschaftsraum betraten. »So wie die springen, wenn sie einen Befehl bekommen, und sich immer zusammenreißen und sich nie ernsthaft streiten, würde ich sagen, sie sind richtige Soldaten.«
Nicholas sagte: »Ihr seid nicht auf den Kopf gefallen.«
»Hab ich auch nicht behauptet. Ich lasse die Leute über mich denken, was sie wollen, und ziehe daraus meist meinen Vorteil.« Er zeigte dorthin, wo einige Männer gerade ihr Quartier bezogen und fügte hinzu: »Die Jungen sind vielleicht gute Soldaten, aber als Söldner gehen sie nicht durch. Ghuda, der ist überzeugend.«
Praji sah Nicholas in die Augen. »Es gibt drei Arten von Hauptmännern. Die erste Sorte sind die fiesesten Bastarde, die ihren Männern soviel angst machen, daß sie kuschen; die zweite Sorte sind die, die ihre Männer reich machen; und die dritte sind die, denen ihre Männer überall hin folgen, weil sie wissen, daß sie die Sache überleben. Zur ersten Sorte gehört Ihr nicht – nicht mal meine alte Großmutter würde sich vor Euch fürchten. Für die zweite werft Ihr nicht genug mit Geld herum und habt keine teuren Ringe an den Händen. Bleibt nur die dritte. Daran solltet Ihr arbeiten.«
Nicholas sagte: »Ich habe mein Leben lang Taktik und Strategie gelernt, Praji, und ich habe Männer in den Kampf geführt.« Daß er letzteres erst ein paar Tage bevor er Praji kennengelernt hatte, zum ersten Mal gemacht hatte, unterschlug er.
Praji stand auf und meinte: »Ihr könnt das unter Euch ausmachen. Wenn Ihr wißt, wie es weitergehen soll, werden Vaja und ich entscheiden, ob wir dabei sind. Bis dahin werd ich ein bißchen schlafen.«
Nachdem er gegangen war, fragte Nicholas: »Können wir ihm vertrauen?«
Ghuda meinte: »Nun, er ist nicht die Sorte Mann, die bis zum Tod für die Krone kämpfen, aber er wird für jeden Mann kämpfen, der ihn bezahlt, oder«, fügte er grinsend hinzu, »gegen jeden, der auf seiner Liste steht.«
Marcus fragte: »Was machen wir als nächstes?«
»Wir müssen herausfinden, wohin die Gefangenen gebracht wurden. Bei so vielen Gefangenen muß es jemand mitbekommen haben, als sie von Bord gebracht wurden. Wir müssen nur aufpassen, wen wir aushorchen.«
Amos sagte: »Ich denke, ich sollte mich mal ein wenig im Hafen umhören.«
»Nimm Marcus mit, und halt Ausschau nach einem Schiff, das wir stehlen könnten.«
Amos grinste. »Werden wir wieder zu Piraten?«
Nicholas erwiderte das Grinsen. »Sobald wir Margaret, Abigail und die anderen befreit haben, sind wir wieder Bukanier.«
Amos und Marcus gingen los, und Nicholas fragte: »Ghuda, könnt Ihr irgendwie aus den Männern richtige Söldner machen?«
Ghuda stand auf, als Harry und Brisa in den Gemeinschaftsraum kamen. Während sie sich dem Tisch näherten, sagte Ghuda: »Ich werd sie mir zu zweit oder zu dritt vornehmen und ihnen beibringen, wie sie sich zu benehmen haben.«
»Danke«, sagte Nicholas.
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