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Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Titel: Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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nickte. »Das ergibt Sinn. Alte Gewohnheiten vergißt man nicht leicht, und alte Ängste sind Gewohnheiten.«
    Nicholas war nicht in der Stimmung, über seine eigenen Sorgen zu sprechen. »Worüber wolltet Ihr mit mir sprechen?«
    »Ich komme mir nutzlos vor.«
    »Wir fühlen uns alle beim Warten manchmal so –«
    »Nein, ich meine, selbst wenn es losgehen wird, werde ich keine große Hilfe sein.«
    »Dürfte ich Euch daran erinnern, daß wir ohne Euch noch immer draußen auf dem Meer herumirren würden und vermutlich verhungert und verdurstet wären?«
    Anthony seufzte. »Und seitdem?«
    »Ihr habt mindestens drei Männern das Leben gerettet. Reicht das nicht?«
    Anthony seufzte abermals. »Vielleicht habt Ihr recht.« Er griff in sein Gewand und zog den Talisman hervor, den Pug ursprünglich Nicholas gegeben hatte. »Ich frage mich manchmal, ob es an der Zeit ist, ihn zu benutzen. Pug sagte, ich wüßte, wann.«
    »Wenn Ihr Euch nicht sicher seid, benutzt ihn nicht«, erwiderte Nicholas. »Er sagte, er solle nur benutzt werden, wenn es nicht anders geht.«
    Anthony nickte. »Das hat er gesagt. Aber wir haben Margaret und Abigail immer noch nicht gefunden.«
    Nicholas beugte sich vor und legte Anthony die Hand auf die Schulter. »Wir haben schon so vieles durchgemacht, um die Gefangenen zu finden, Anthony Ich weiß, wie Ihr für meine Cousine fühlt …«
    Anthony senkte den Blick und schien sehr verlegen zu sein. »Ich wollte es nicht zeigen.«
    »Ist Euch auch meistens gelungen.« Nicholas lehnte sich zurück.
    »Ich fühle auch etwas für Abigail, obwohl es mir in der letzten Zeit mehr wie eine kindische Zuneigung vorkam.« Er blickte Anthony an und fügte hinzu: »Doch Eure Gefühle gehen tiefer. Habt Ihr sie ihr offenbart?«
    »Ich habe es nicht gewagt«, sagte Anthony fast flüsternd. »Sie ist die Tochter des Herzogs.«
    Nicholas lächelte. »So? Wir haben schon früher Magier in der Familie gehabt, und Margaret ist nun auch nicht die beispielhafte Hofdame.«
    »Ich fühle mich schrecklich, wenn ich daran denke, daß ich es ihr vielleicht niemals sagen kann.«
    Nicholas nickte. »Ich kann Euch verstehen. Trotzdem, wenn wir auch nur einen der armen Kerle wieder nach Hause zur Fernen Küste bringen können, dann haben wir unsere Pflicht denen gegenüber, die bei der Krone Schutz suchen, erfüllt.« Verbittert fügte er hinzu: »Auch wenn wir Margaret und Abigail nicht retten konnten.«
    »Habt Ihr einen Plan?«
    Nicholas seufzte. »Ich hatte die ganze Zeit nichts anderes zu tun, als herumzusitzen und zu planen. Ich glaube, die Zeit läuft uns davon. Ich kann Euch nicht sagen wieso, doch ich habe so ein … Gefühl.«
    »Eine Eingebung?«
    »Mag sein. Ich habe keine magischen Fähigkeiten. Ich weiß nur, daß wir bald handeln müssen, sonst wird es zu spät sein.«
    »Wann soll es losgehen?«
    Nicholas erwiderte: »Ich muß morgen früh noch mit Praji und Vaja reden. Wenn wir zwanzig verläßliche Männer gefunden haben, werden wir morgen nach Einbruch der Dunkelheit das Schiff kapern und vor der Morgendämmerung die Gefangenen befreien. Wenn wir die zwanzig Männer nicht haben, müssen wir es in der Nacht danach machen.«
    Anthony sagte: »Es wird gut sein, wenn wir endlich handeln können.«
    Nicholas nickte. Anthony erhob sich und verließ das Zimmer.
    Nicholas legte sich hin, starrte auf die Holzdecke und grübelte.
    Würde seine Ungeduld sie alle ins nächste Unglück stürzen? Wenn er mit Amos und Ghuda und mit den anderen redete, war er sich seiner Entscheidungen sicher. Nur wenn er allein war, tauchten plötzlich Zweifel auf und mit ihnen die Angst. Ehe er einschlief, spürte er immer ein Ziehen im Fuß, und er wußte, es sich einfach fortzuwünschen, würde nicht helfen. Er mußte recht behalten. Davon hingen die Leben vieler ab. Am liebsten hätte er geweint, doch selbst dazu war er zu müde.

     
    Calis lauschte und wartete. Zwei Männer gingen unter ihm vorbei, unterhielten sich leise und ahnten nichts von ihm. Er hielt sich auf einem Baum versteckt. Das dichte Laub und die Dunkelheit verbargen ihn. Er wartete, bis die Männer hinter einer Ecke verschwunden waren, dann ließ er sich ins Innere des Hofes hinunter.
    Er wartete und lauschte. Auch wenn er auf der anderen Seite der Mauer war, konnten ihn die beiden Männer gehört haben.
    Seine Vorsicht war übertrieben; kein Mensch konnte die leisen Geräusche hören, die er verursachte, wenn er sich bewegte. Er sah sich im Garten um. Er war klein,

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